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Kim Jong Un dreht an der Uhr

7. August 2015

In Pjöngjang ticken die Uhren anders - und das bald auch offiziell. Nordkorea führt eine neue Standardzeit ein. Am 15. August müssen alle Uhren um eine halbe Stunde zurückgedreht werden.

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Nordkorea Kim Jong-un
Bild: picture-alliance/dpa

Als ob das Leben in Nordkorea nicht schon schwer genug wäre. Die Fabriken stehen still, immer wieder kommt es zu Engpässen bei der Lebensmittelversorgung, zeitweise gibt es keinen Strom, von politischen Freiheiten gar nicht zu sprechen. Und bald klingelt der Wecker der Untertanen von Machthaber Kim Jong Un auch noch eine halbe Stunde früher.

Nordkorea führt zum 70. Jahrestag der Befreiung der Koreaner von japanischer Kolonialherrschaft eine neue Standardzeit ein und dreht die Uhren des abgeschotteten Landes um 30 Minuten zurück. Grund ist jedoch nicht etwa die Morgenstund (in diesem Fall eine halbe), die bekanntermaßen Gold im Mund hat, sondern die "boshaften japanischen Imperialisten". Die verübten nämlich "unverzeihliche Verbrechen, wie etwa Korea sogar seine Standardzeit zu nehmen", wie die staatliche Nachrichtenagentur KNCA berichtete. Diese von den Japanern auferlegte Zeit werde nun abgeschaft und durch eine "Pjöngjang-Zeit" ersetzt. In Kraft treten soll die Umstellung am 15. August, wenn Nordkorea das Ende der japanischen Kolonialherrschaft über die Koreanische Halbinsel von 1910 bis 1945 feiert.

"Unerschütterlicher Wille" des Volkes

Bis 1912 war es in Korea sechseinhalb Stunden früher als nach mitteleuropäischer Sommerzeit. Tokio verfügte dann eine Vorstellung um 30 Minuten, um die koreanischen Uhren an die japanische Zeit anzupassen. Die japanischen Kolonialherrscher hätten Korea "niedergetrampelt" und der Halbinsel ihre eigene Zeit geraubt, hieß es im Bericht von KNCA. Dass das Parlament in Pjöngjang nun die Rückstellung beschlossen habe, zeige den "unerschütterlichen Willen" des nordkoreanischen Volkes zum 70. Jahrestag der Befreiung. Durch die Rückstellung im Norden werden die Uhren dort nun auch eine halbe Stunde hinter denen in Südkorea herticken. Eine Kleinigkeit, angesichts dessen, dass Nordkorea dem Süden in fast allen anderen Bereichen um Jahrzehnte hinterherhinkt.

Südkorea hatte seine Uhren 1954 auf die eigene Zeit zurückgedreht, war nach dem Militärcoup fünf Jahre später aber wieder auf die japanische Zeit zurückgeschwenkt. Dass der Norden nun seine eigene Zeit wiedereinführt, sorgte im Süden für Unmut. Kurzfristig seien Nachteile insbesondere für den gemeinsam auf nordkoreanischem Territorium betriebenen Industriekomplex Kaesong zu befürchten, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums. Langfristig würden dadurch auch die Bemühungen zurückgeworfen, die Unterschiede zwischen beiden Staaten abzubauen.

cr/sti (dpa, afp)