"Kein Zufallsprodukt der Evolution"
24. April 2011Im stimmungsvoll erleuchteten Petersdom hat Papst Benedikt XVI. vor Tausenden von Gläubigen die Osterwache geleitet. Bei der feierlichen Zeremonie wird in der Vorhalle das Osterlicht angezündet und in den Dom gebracht. Die Kerze, die die bis dahin im Halbdunkel liegende Basilika erhellt, symbolisiert die Auferstehung Jesu von den Toten. Für gläubige Christen ist die Osternacht die heiligste Nacht des Jahres.
Kreativ und göttlich
Die Menschheit sei kein Zufallsprodukt der Evolution, sagte der Papst in seiner Predigt am späten Samstagabend. Es sei falsch zu glauben, dass sich "in einem kleinen Winkel des Kosmos ganz zufällig eine Spezies entwickelt hat, die zur Vernunft fähig ist". Wäre der Mensch nur ein zufälliges Ergebnis der Evolution, würde sein Leben auf der Welt keinen Sinn ergeben. Der Ursprung des Lebens liege in der "kreativen, göttlichen Vernunft", sagte Benedikt XVI.
"Unsere Verantwortung reicht bis auf die Schöpfung hin, weil sie vom Schöpfer herkommt", erläuterte das 84 Jahre alte Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. "Die Kirche ist nicht irgendeine Vereinigung, die sich um die religiösen Bedürfnisse der Menschen kümmert, aber eben ihr beschränktes Vereinsziel hat." Vielmehr, so Benedikt, bringe die Kirche den Menschen in Berührung mit dem Ursprung aller Dinge: "Deshalb geht Gott uns als Schöpfer an, und deswegen tragen wir Verantwortung für die Schöpfung."
Der Schöpfungsbericht der Bibel informiere nicht "über den äußeren Hergang des Werdens von Kosmos und Mensch", stellte er klar. Verwiesen werde darin vielmehr auf den wahren Ursprung und das Ziel des Seins. "Vor Gott ist das Herz des Menschen, das ihm antwortet, größer und wichtiger als der ganze gewaltige, materielle Kosmos, der uns freilich etwas von Gottes Größe erahnen lässt."
Während der Osterwache taufte der Papst - einer Tradition folgend - sechs Erwachsene, die dieses Jahr aus Russland, China, Singapur, Peru, Albanien und der Schweiz kamen. Anschließend empfingen die Neugetauften auch die Firmung und die Erste Heilige Kommunion durch Benedikt.
"Urbi et orbi"
An diesem Sonntag (24.04.2011) feiert der Papst die Ostermesse auf dem Petersplatz. Dazu werden Zehntausende Besucher und Pilger in Rom erwartet. Anschließend verkündet das Kirchenoberhaupt seine Osterbotschaft und spendet den Segen "Urbi et orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis"). Die traditionellen Ostergrüße wird er voraussichtlich wieder in mehr als 60 Sprachen verlesen.
Autor: Christian Walz (kna, dpa, dapd)
Redaktion: Michael Wehling