Griechisches Olivenöl
19. November 2012Mit einem Anteil von 70 Prozent hat italienisches Olivenöl eine Monopolstellung auf dem deutschen Markt. Auf die entsprechenden spanischen und griechischen Produkte entfallen jeweils rund zehn Prozent. Das werde der Qualität des griechischen Olivenöls nicht gerecht, sagt Johannes Eisenbach, Koordinator eines Netzes von rund 1000 kleinen und mittelgroßen landwirtschaftlichen Bio-Betrieben in Griechenland und auf Zypern. Wie er auf einer Tagung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung auf der Insel Lesbos darstellte, werde dem italienischen Olivenöl griechisches beigemischt, damit es die Qualitäts- und Geschmackswerte erreiche, die notwendig seien, um sie in deutschen Supermärkten verkaufen zu können. Dabei machen die italienischen Händler ein gutes Geschäft: sie kaufen das griechische Olivenöl für gerade einmal 1,70 Euro pro Liter, verkaufen es dann aber wesentlich teurer.
Eine Möglichkeit dagegen vorzugehen, sagt Johannes Eisenbach, sei naheliegend: "Griechische Produzenten und Genossenschaften dürften für die Dauer von vier Jahren kein Olivenöl an italienische Aufkäufer verkaufen. Nur dann könnte Griechenland - unter Umständen - die 20 Prozent griechischen Olivenöls, die im italienischen enthalten sind, selbst vermarkten."
Aber auch Johannes Eisenbach gesteht ein, dass diese Radikallösung kaum umzusetzen ist. Viel realistischer erscheint es ihm, einen längeren und beschwerlicheren Weg zu beschreiten: den eigenen Zugang zum deutschen Markt. Dabei könne man durchaus von italienischen Vertriebsfirmen lernen, die in jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit deutschen Supermarktketten ein Vertrauen erworben haben, das auf garantierten Liefermengen, festen Preisen und der vereinbarten Qualität des Olivenöls basiert.
Einstellung der griechischen Produzenten muss sich ändern
Ein Manko für das griechische Olivenöl ist die Tatsache, dass es höhere Herstellungs- und Transportkosten verursacht als etwa das italienische. Die Olivenhaine haben oftmals Hanglage. Dadurch ist der Einsatz von Maschinen bei der Ernte nicht möglich. Höhere Kosten entstehen auch durch die längeren Transportportwege nach Westeuropa. Das seien aber nicht die einzigen Probleme, sagt Konstantin Protoulis, Besitzer eines Abfüllunternehmens für Olivenöl auf Lesbos: "In den letzten 30 Jahren haben sich die Produzenten darauf eingestellt, von staatlichen und von EU-Subventionen zu leben." Das müsse sich aber jetzt ändern, sagt Protoulis: "Die Olivenölproduzenten müssen wieder hinaus in die Olivenhaine gehen und sie unter Anleitung von Landwirtschaftsexperten kultivieren."
Durch eine solche Unterweisung könne man die Qualität des Olivenöls noch weiter steigern. Protoulis erzählt, dass er Verträge mit Hunderten von Olivenbauern abgeschlossen habe, die sich verpflichtet hätten, an Weiterbildungs-Seminaren teilzunehmen, bestimmte Herstellungsmethoden und Qualitätsstandards einzuhalten und keine Pestizide zu verwenden. Mit seinem deutschen Vertriebspartner Bastian Jordan sei es ihm gelungen, auch auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen.
Chancen für griechisches Olivenöl auf dem deutschen Markt
Vor über 20 Jahren hat sich die Familie Jordan in Griechenland niedergelassen und produziert Olivenöl, das sie an deutsche Gourmet-Restaurants verkauft. Einen Versuch, ihr Öl an Supermärkte zu verkaufen, hat die Familie bislang nicht unternommen. Dafür sei ihre erzeugte Menge an Olivenöl zu gering. Eine Chance habe man nur, wenn sich viele Produzenten in Griechenland zusammentäten und mittelfristig Liefermenge und Qualität des Olivenöls garantieren könnten. Ganz entscheidend ist für Bastian Jordan, welche Haltung man gegenüber dem Verbraucher einnimmt.
"Wir verkaufen nicht nur das extra native Olivenöl, also das Olivenöl der höchsten Güteklasse, sondern auch das native, das ja auch seine Daseinsberechtigung hat. Wichtig ist dabei: wir verkaufen es auch als solches." In den Supermärkten werde aber heutzutage fast ausschließlich extra natives Olivenöl verkauft, das kaltgepresst und aus der ersten Pressung gewonnen wird. Und das, obwohl größtenteils nur natives produziert werde - also nicht aus der ersten Pressung, sagt Jordan. Sein Fazit: "Es findet ein Betrug statt, den man durch Ehrlichkeit wettmachen kann."
Die Kunden müssten darüber aufgeklärt werden, und das brauche Zeit. Vertrieb und Logistik müssten genauso aufgebaut werden wie ein transparentes Marketing. Der Verbraucher solle in die Lage versetzt werden, den Weg seines Olivenöls bis zum Produzenten zurückzuverfolgen.
Wenn sich die Griechen auf diesen langen und beschwerlichen Weg begäben, dann hätten sie am Ende auch Erfolg - davon ist Jordan überzeugt. Denn noch immer ist der Konsum von Olivenöl in Deutschland verhältnismäßig niedrig: Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei gerade einmal 0,85 Liter. Da ist noch viel Luft nach oben, glaubt der Olivenölproduzent.