Kaum Ergebnisse bei G20-Treffen in Südafrika erwartet
20. Februar 2025Es ist das erste G20-Ministertreffen unter Südafrikas Vorsitz - und es findet ohne US-Außenminister Marco Rubio statt. Seine Kollegen der Gruppe bedeutender Wirtschaftsnationen (G20) treffen sich seit diesem Donnerstag im südafrikanischen Johannesburg.
Rubio hatte bereits abgesagt, als auch US-Finanzminister Scott Bessent bestätigte, dass er in der kommenden Woche nicht an dem Treffen mit seinen G20-Amtskollegen in Kapstadt teilnehmen wird. Somit drohen die Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer ergebnislos zu werden.
Ziel der Treffen ist es, international abgestimmte Antworten etwa auf den Klimawandel, die Überschuldung vieler Staaten oder wirtschaftliche Herausforderungen wie Inflation oder Handelskonflikte zu finden und umzusetzen.
Blockade könnte noch größer zu werden
Neben Nahost-Konflikt und Ukraine-Krieg soll bei dem zweitägigen Treffen in Johannesburg über Themen wie den Umbau globaler Institutionen und die Anpassung über den Klimawandel gesprochen werden. Mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump, die sich offen gegen internationale Organisationen stellt, droht die Blockade noch größer zu werden. Insider halten es nur für schwer möglich, bei wichtigen Fragen einen Konsens zu erzielen.
Rubio hatte seine Teilnahme unter anderem abgesagt, weil er Südafrikas Haltung zu Verbündeten wie Israel kritisch sieht. Teilnehmen soll nun lediglich ein Diplomat der US-Botschaft. Rubios Fernbleiben hinterlässt ein strategisches Vakuum, das vorwiegend Russland und China nutzen dürfte. Aus Russland hat Außenminister Sergej Lawrow seine Teilnahme bestätigt, aus China wird Ressortchef Wang Yi erwartet wird. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock lässt sich wenige Tage vor der Bundestagswahl von Katja Keul, der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, vertreten.
Der G20 gehören unter anderem auch Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien, Brasilien und Indien an. Zudem sind die Europäische Union und seit 2023 auch die Afrikanische Union Mitglieder. Die Gruppe steht damit mittlerweile für etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft.
Rubio sieht in G20 einen Hort des Anti-Amerikanismus
Rubio hatte die Reise auch abgesagt, weil er mit Südafrikas Landreformpolitik nicht einverstanden ist. Er warf zudem dem G20-Format vor, zu einem Hort des Anti-Amerikanismus verkommen zu sein. Vor wenigen Tagen hatte er in Saudi-Arabien seinen russischen Amtskollegen Lawrow zu bilateralen Gesprächen getroffen, in deren Fokus ein Ende des Moskauer Angriffskriegs in der Ukraine stand.
In Johannesburg steht die geopolitische Lage denn auch weit oben auf der Agenda. Viele Mitgliedsländer außerhalb des Westens hatten aber in der Vergangenheit klargemacht, dass sie andere Themen für vorrangig halten. So soll auch über eine Reform der internationalen Finanzarchitektur gesprochen werden. Entwicklungs- und Schwellenländer fordern eine gerechtere Gestaltung globaler Finanzstrukturen, insbesondere mit Blick auf Kredite, Schulden und den Zugang zu Investitionskapital.
Zudem will Südafrika eine stärkere internationale Zusammenarbeit im Bergbau anstoßen, vor allem mit Fokus auf kritische Rohstoffe, die für die Energiewende essenziell sind. Auch eine gerechtere weltweite Besteuerung und der Umgang mit dem Klimawandel sind wiederkehrende Themen.
Mehr Einfluss für Moskau und Peking
Die G20 wurde mit dem Ziel gegründet, die wirtschaftspolitische Abstimmung der Wirtschaftsmächte zu verbessern. Diese Rolle geriet in den vergangenen Jahren durch geopolitische Konflikte und Blockaden in den Hintergrund. Doch Südafrika will seine G20-Präsidentschaft dazu nutzen, wirtschaftliche und strukturelle Fragen wieder in den Vordergrund zu rücken.
Russland und China bringen sich seit Jahren als Partner für den Globalen Süden in Position: China legt seinen Fokus auf Handel, Rohstoffe und Infrastruktur, während sich Russland vor allem auf militärische Zusammenarbeit und Waffenexporte, aber auch etwa den Ausbau des Energiesektors konzentriert. Gerade in Afrika haben Moskau und Peking ihre wirtschaftliche und diplomatische Präsenz stark ausgebaut und präsentieren sich als Alternative zu den westlichen Ländern.
pg/sti (rtr, dpa)
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