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PolitikSpanien

Katalonien und der Traum der Unabhängigkeit

10. Juli 2023

Viele Katalanen fordern seit langem ein unabhängiges Katalonien. Doch der Streit um die Unabhängigkeit der Region spaltet nicht nur Spanien, sondern auch die katalanische Gesellschaft.

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Im Oktober 2017 rief die katalanische Regionalregierung ein Referendum aus, um über ein unabhängiges Katalonien abzustimmen zu lassen. Die Regierung in Madrid setzte die Polizei ein, um diese Wahl zu unterbinden. Am Ende stand ein Ergebnis, das nicht repräsentativ war, katalanische Politiker und Aktivisten wurden verurteilt oder flohen ins Ausland. Doch seitdem sind viele Befürworter eines eigenen Staates müde geworden und haben andere Sorgen. Erst hatte die Pandemie Barcelona, eine Stadt, die von ihren ausländischen Besuchern lebt, hart getroffen, dann kam die Inflation. Das alles drängte den Katalonien-Konflikt, der Spanien einst beinahe zerrissen hatte, immer stärker in den Hintergrund. Doch für viele Menschen ist das Thema damit längst nicht abgehakt. Die junge Abgeordnete Marta Rosique etwa setzt sich weiter vehement für die Unabhängigkeit ein. Die Lehrerin Pilar Barriendos fühlt sich von vielen Aktivitäten der Unabhängigkeitsbefürworter bevormundet und unter Druck gesetzt. Aus Protest hat sie sich einer Gruppe angeschlossen, die sich „Reinigungsbrigade“ nennt. Ihre Mitglieder entfernen nachts Fahnen und Schilder, die für die Unabhängigkeit Kataloniens stehen, von Straßen und Plätzen. 
Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung hat in ganz Spanien zum Erstarken der rechten Parteien geführt, die nationale Gefühle bedienen und die Einheit Spaniens beschwören. Wenn am 23. Juli in Spanien vorgezogene Parlamentswahlen anstehen, werden die Parteien das Thema wieder für sich zu nutzen wissen. Und den Konflikt wohl weiter anheizen, anstatt vermittelnde Lösungen anzubieten. Dabei wären die so dringend nötig. Das sagt auch der katalanische Künstler Odon Ventura Ruiz. Der wie viele andere zwischen den beiden Fronten – für und gegen die Unabhängigkeit – steht. Die Unabhängigkeit Kataloniens mit nur 50 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung durchsetzen zu wollen, hält er für einen gefährlichen Irrweg. Um die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden, hofft er auf ein neues Gefühl von Gemeinsamkeit: „Was immer wir auch machen und erreichen wollen - wir müssen zusammenkommen.“

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