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Kasachstan zieht Einfuhr radioaktiver Abfälle aus dem Ausland ernsthaft in Betracht

27. Februar 2003
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Almaty, 25.2.2003, INTERFAX-KASACHSTAN, russ.

Der kasachische Premierminister Imangali Tasmagambetow hat sich auf der heutigen Regierungssitzung für die Bereitstellung staatlicher Mittel für eine Reihe von Maßnahmen zur Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle im Lande ausgesprochen. "Ich bin nicht der Ansicht, dass eine Milliarde Dollar (die für die Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle erforderlich sind) für unser Land eine nicht aufzubringende Summe ist", sagte er. Eine Machbarkeitsstudie über die Maßnahmen zur Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle liege der Regierung noch nicht vor. "Diese Studie sollte sorgfältig und professionell mit Hilfe internationaler Experten vorbereitet werden. Außerdem sollte nicht nur der wirtschaftliche Nutzen des Imports von schwach und mittelstark radioaktiven Abfällen (aus Europa) nach Kasachstan in Betracht gezogen werden, sondern auch die Umweltsicherheit und Aspekte, die mit dem Ansehen des Landes zu tun haben", betonte der Premierminister.

In diesem Zusammenhang schlug er vor, "genügend Mittel" aus dem Haushalt 2004 für eine Machbarkeitsstudie über Maßnahmen zur Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle in Kasachstan bereitzustellen. Dies müsse sorgfältig überdacht werden und erst danach könne eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Tasmagambetow wies kasachische Ministerien und Ressorts an, die wichtigsten Vorhaben im Rahmen des für den Zeitraum 2001 bis 2010 festgelegten Programms zur Einstellung Uran-fördernder Betriebe und zur Beseitigung der Folgen des Ausbaus der Uran-Bergwerke zu definieren und entsprechende Anträge für die Finanzierung dieser Vorhaben aus dem Haushalt 2004 zu stellen.

"In den nächsten 15 bis 20 und mehr Jahren könnten wir dieses Problem (Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle) in den Griff bekommen", so der kasachische Premierminister. "Das Jahr 2004 sollte diesbezüglich einen Durchbruch bringen."

Der wichtigste Wortbeitrag zu dieser Frage kam vom kasachischen Minister für Energie und Mineralressourcen Wladimir Schkolnik. "Um das kasachische Territorium von all seinen radioaktiven Abfällen zu befreien sind insgesamt 1,154 Milliarden Dollar erforderlich. Mit Hilfe dieser Summe, die unsere Fachleute nennen, werden alle Probleme bei der Beseitigung radioaktiver Abfälle gelöst werden", sagte Schkolnik. Die Leiter der (zuständigen) Ministerien und Ressorts seien sich aber nicht darüber einig, wie das Programm zur Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle finanziert werden soll.

"Die Meinungen darüber gehen auseinander. Das Finanz-, das Gesundheits-, das Industrie- und Handelsministerium sowie das Ministerium für Umweltschutz haben einen Gesetzentwurf (über eine Gesetzesnovelle, die den Import und die Endlagerung ausländischer radioaktiver Abfälle auf kommerzieller Grundlage im Lande erlaubt) unterstützt", so Schkolnik. Das Justizministerium, das Ministerium für Information und Gesellschaftliche Eintracht, sagte er, "haben sich mit ihrer Meinung zur Finanzierung des Programms enthalten". Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft wiederum "hat vorgeschlagen, vor einer endgültigen Entscheidung eine Bestandsaufnahme der radioaktiven Abfälle im Lande zu machen". Das kasachische Ministerium für Wirtschaft und Haushaltsplanung habe den Vorschlag unterbreitet, die Wiederaufbereitung radioaktiver Abfälle aus kasachischen Atomunternehmen aus Haushaltsmitteln zu finanzieren.

Schkolnik erinnerte daran, dass Kasachstan das für den Zeitraum 2001 bis 2010 anberaumte Programm zur Stillegung Uran-fördernder Betriebe und zur Beseitigung der Folgen des Ausbaus von Uranminen umsetze. "Jährlich werden etwa 440 Millionen Tenge (2,9 Millionen Dollar) für dieses Programm ausgegeben", bemerkte der Minister. Beim gegenwärtigen Tempo seien 300 Jahre erforderlich, um all das radioaktive Material, das sich in Kasachstan angesammelt habe, wiederaufzuarbeiten.

Außerdem, so Schkolnik, habe Kasachstan das Sdorowje-Programm (Gesundheitsprogramm) verabschiedet, nach dem der Gesundheitsminister dafür sorgen müsse, dass eine Anlage errichtet werde, die die radioaktiven Abfälle des Landes wiederaufbereitet. "Die Finanzierung dieses 150 Millionen Dollar teuren Projekts hat noch nicht begonnen und wir haben seine Umsetzung noch nicht in Angriff genommen", sagte Schkolnik.

Auf der Sitzung wurde berichtet, dass eine Gruppe von Parlamentsabgeordneten Änderungen der derzeit geltenden Gesetze initiiert hat, um die Einfuhr, die Lagerung und die Endlagerung schwachaktiver radioaktiver Abfälle aus anderen Ländern in Kasachstan zu gestatten. Wissenschaftler und Fachleute sind der Ansicht, dass die Endlagerung aller radioaktiver Abfälle des Landes etwa 1,2 Milliarden Dollar erfordern wird. nach Schätzungen von Experten könnte Kasachstan diese Mittel aus dem Import von etwa 800 000 Kubikmetern mittelstark radioaktiver Abfälle aus dem Ausland aufbringen.

Es wird davon ausgegangen, dass es in Kasachstan 237 Millionen Tonnen radioaktiver Abfälle mit einer radioaktiven Stärke von insgesamt 15,5 Millionen Curie gibt - die Atomtestgelände und die Uran-Bergwerke, die es im Lande gab, eingeschlossen. (TS)