Erinnerung mit Fragen
6. Oktober 2007Unbekannte hatten Karen Fischer und Christian Struwe vor ihrem Zelt überfallen, dass die beiden am Rand eines Dorfes in der Region Abi Tooltak aufgestellt hatten. Karen und Christian waren unterwegs nach Bamijan, wo sie über den Wiederaufbau historischer Stätten berichten wollten. An diesem Samstag (6.10.) jährt sich die Ermordung der DW-Kollegen.
Wenige Tage vor ihrem Tod hatte Karen Fischer noch über ihre Reise gesprochen. Nervös war sie nicht, wie sie sagte, das Risiko war ihr aber bewusst: "Wenn man nach Afghanistan reist, dann muss man wissen, dass es eine Krisenregion ist und dass es in den letzten Monaten relativ unruhig geworden ist", sagte sie in ihrem letzten Interview. "Wenn man das nicht möchte oder nicht kann, dann sollte man am besten gar nicht in das Land reisen."
Viele Fragen
Die Hintergründe der Ermordung von Karen und Christian sind immer noch nicht klar. Dabei schien wenige Tage nach der Ermordung die Tat schon geklärt. Mehrere Männer waren verhaftet worden, sie sollten die tödlichen Schüsse abgefeuert haben. Doch alle mussten wieder auf freien Fuß gesetzt werden.
Am 20. August wurde in der Gegend, wo die Mordtat geschehen ist, wieder ein Verdächtiger festgenommen. Auf Anfrage der Deutschen Welle erklärte der Sprecher des Innenministeriums Zmarai Bashari, der Festgenommene habe bislang kein Geständnis abgelegt, befinde sich aber nach wie vor in Untersuchungshaft. "Wann die zuständige Staatsanwaltschaft Anklage erheben wird, kann ich nicht sagen. Ich hoffe aber bald", sagt Bashari. Weitere Verdächtige stünden unter Beobachtung. Hierbei soll es sich um Mitglieder einer kriminellen Bande handeln, die in dieser Gegend aktiv gewesen ist. Viele Fragen bleiben aber noch offen.
Vertuscht werden soll von afghanischer Seite nichts, davon sind die Kollegen der afghanischen Redaktion der DW überzeugt. "Die afghanische Regierung hat großes Interesse, diesen und andere ähnliche Fälle zu klären", meint der afghanische Kollege Said Moussa Samimy, der zum Fortgang der Ermittlungen recherchiert hat. "Hier geht es letzten Endes um das Image des Landes international. Afghanistan legt Wert darauf, dass sich durch derartige Mordtaten das Land nicht destabilisieren lässt."
Stiftung arbeitet am Vermächtnis
Hans-Jürgen Mayer hat sehr häufig mit Karen Fischer gearbeitet, zusammen betreuten sie den Fokus Asien. Jetzt vertritt Mayer die deutsche Seite einer US-Initiative, die für Karen eine Stiftung ins Leben gerufen hat. "Das Konzept sieht vor, im Sinne unserer ermordeten Kollegen, Themen aufzugreifen, die ihrer Motivation entsprechen", sagt Mayer. "Es geht also um Afghanistan mit seinen vielfältigen Facetten und journalistische Ethik im Spannungsfeld von Entwicklungs- und Machtpolitik. Das ist in etwa die Zielsetzung einer Vorlesungsreihe, die einmal im Jahr stattfinden soll."