Kardinal Kasper sieht „erheblichen Reformbedarf“ der Kurie
1. März 2013Wegen der Skandale, die die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erschütterten, sei zum einen „mehr Transparenz“ notwendig, „damit die Skandale, die es wirklich gegeben hat oder von denen berichtet wird, aufgeklärt werden", sagte Konklave-Teilnehmer Kasper. "Es muss mehr Zusammenarbeit in der Kurie sein. Die Internationalisierung der Kurie muss zunehmen, die Kollegialität und auch das Anhören der Ortskirchen, der Menschen.“
Auch in anderen Punkten bestehe ein erheblicher Nachhol- und Reformbedarf: „Wir müssen uns öffnen – hören. Man kann nicht alles tun, was die Menschen wollen. Aber, man muss hinhören und eingehen auf die Fragen. Da ist, glaube ich, ein Mentalitätswandel in der Kurie notwendig. An sich ist alles schon vorgesehen in der entsprechenden Konstitution, die die Kurie ordnet, man muss es nur verwirklichen. Es müssten also regelmäßig etwa die Kardinäle hier zusammenkommen, miteinander beraten, sich gegenseitig informieren. Das alles geschieht viel zu wenig.“
Als größte Herausforderung für den neuen Papst sieht Kasper, die Grundbotschaft des Evangeliums verständlich zu vermitteln, um „der Welt eine Perspektive des Sinns zu geben. Die Kirche hat eine geistliche Aufgabe. Das ist nicht eine politische Aufgabe. Und ein neuer Papst muss ein Mann des Glaubens sein, der von Gott zu sprechen versteht.“ Zudem müsse die Kirche in einer zwar globalisierten, aber kulturell sehr verschiedenen Welt "eine Einheit in der Vielfalt verwirklichen". Das gebe den lokalen beziehungsweise den kontinentalen Kirchen „einen gewissen Freiraum“.
Von den bevorstehenden Diskussionen erwartet der Kurienkardinal unmittelbar keinen grundlegenden Wandel in der Position der Kirche beispielsweise zur Priesterweihe von Frauen oder zur Einbeziehung von Frauen bei der Wahl eines Papstes. Kasper spricht sich aber für eine bessere Würdigung der ehrenamtlichen Tätigkeit von Frauen in der Kirche aus: „Es gibt sehr viele Führungspositionen in der Kirche, die gar nicht an die Priesterweihe gebunden sind.“
Den Rücktritt Benedikt XVI. wertet Kasper als „wichtigen Reformschritt“, der in der Geschichte bleiben werde und zugleich das Amt menschlicher mache.