Kanzlerin mahnt zu anhaltender Vorsicht
11. Mai 2020Kanzlerin Angela Merkel hat die Deutschen eindringlich aufgefordert, sich an das Abstands- und Maskengebot im Kampf gegen das Coronavirus zu halten. Es werde in der aktuellen neuen Phase der Pandemie notwendig sein, "dass bei den inkraftgetretenen Lockerungen auch alle Sicherheit haben", sagte Merkel nach einer Videokonferenz mit Vertretern der Gesundheitsbehörden. Abstand halten, Mundschutz tragen mit Nasenschutz und aufeinander Rücksicht nehmen, seien unerlässlich so die Kanzlerin.
Am Wochenende hatten in mehreren Städten zahlreiche Menschen ohne Abstand zu halten und ohne Mund-Nasen-Schutz gegen die weiter bestehenden Beschränkungen in der Corona-Krise protestiert. Die Gesundheitsämter spielen derzeit eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie. Sie entscheiden, ob es möglich ist, bei Neuinfizierten alle Kontakte tatsächlich nachzuverfolgen. Merkel stellte den Ämtern Unterstützung in Aussicht, falls es bei der Bewältigung der Aufgaben zu personellen Engpässen kommen sollte. Zudem sei die Bundeswehr bereit, Unterstützung zu leisten, sagte Merkel.
Kürzlich hatte das Harzer Gesundheitsamt in Sachsen-Anhalt vor einer besonderen Herausforderung gestanden, als das Coronavirus in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt ausgebrochen war. Mehr als 120 Menschen infizierten sich. Bis Anfang des Monats stand die Gemeinschaftsunterkunft unter Quarantäne.
750 Millionen Euro für Impfstoffentwicklung
Um die Entwicklung und Herstellung eines Impfstoffes voranzubringen, stellt die Bundesregierung 750 Millionen Euro bereit. Mit rund 500 Millionen Euro sollen Studienkapazitäten für die Impfstofferprobung in Deutschland ausgebaut werden, und 250 Millionen Euro sollen in den Ausbau der Produktion im Land gehen, wie Forschungsministerin Anja Karliczek in Berlin mitteilte. Zuvor hatte das sogenannte Corona-Kabinett - ein Kabinettsausschuss mehrerer Bundesminister unter Leitung der Kanzlerin - über das Thema beraten. Unter anderem sollen bevorstehende Impfstoffstudien gleich mit größerer Probandenzahl ermöglicht werden, was "aufwendig und kostenintensiv" sei, so Karliczek.
Die sogenannte Reproduktionszahl lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von diesem Montag bei 1,07 Das bedeutet, dass ein Infizierter etwas mehr als eine Person ansteckt. Der Wert liegt seit dem 9. Mai über der kritischen Marke von 1. Das RKI hat immer wieder betont, um die Pandemie abflauen zu lassen, müsse die Reproduktionszahl langfristig unter 1 liegen. Es wies aber darauf hin, dass noch nicht bewertet werden kann, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt.
uh/qu (dpa, afp)