Kaiser's: Aufstieg und Fall einer Ikone
Am Anfang gab es nur Salz, Mehl und Zucker - mit kleinen Schritten hat sich das Traditionsunternehmen zum Supermarktriesen gewandelt. Über eine Erfolgsgeschichte des deutschen Einzelhandels.
Start in den eigenen vier Wänden
Es beginnt im Jahr 1880: Damals übernimmt der 18jährige Josef Kaiser den Kolonialwarenladen seiner Eltern in Viersen. Der gelernte Schlosser und Kupferschmied verkauft zuerst vor allem Salz, Mehl, Zucker und Grieß. Doch er hat einen Plan.
Geschäftsmann mit Ideen
Er entdeckt eine Marktlücke und spezialisiert das elterliche Geschäft auf Kaffee. Den rösteten die Menschen zu dieser Zeit selbst auf dem Herdfeuer - ein mühsames Geschäft, das Josef Kaiser (im Bild) den Bürgern von Viersen schon bald gegen Bezahlung abnimmt. Bei den Viersenern sollte es nicht bleiben.
Siegeszug der lachenden Kaffeekanne
Schon 1885 eröffnet das erste Geschäft in Duisburg. Knapp 25 Jahre später ist Kaiser's die größte Kaffeekette Deutschlands mit über 1200 Filialen. Der Chef setzt auf klare Wiedererkennung: So besteht Josef Kaiser darauf, dass sich die Verkäuferinnen einheitlich kleiden. Im Jahr 1904 patentiert er das Logo mit der lachenden Kaffekanne und geht in die Werbeoffensive - mit Erfolg.
Mehr als nur Kaffee
Zuvor hatte Kaiser 1899 in seiner Heimatstadt ein stillgelegtes Fabrikgelände erworben. Dort entsteht eine der größten europäischen Schokoladenfabriken dieser Zeit. Rund 400 Beschäftigte stellen dort Backwaren, Bonbons, Pralinen und Schokolade her.
Seiner Zeit voraus
Trotz seines Wachstumsdrangs setzt sich das Unternehmen für seine Mitarbeiter ein. 1912 verdienen bereits knapp 4000 Menschen ihr Geld in den Filialen und Fabriken. Für sie stellt Kaiser's eine Art betriebliche Krankenkasse sowie Modelle zur Altersvorsorge bereit.
Wunden des Krieges
Bereits der Erste Weltkrieg trifft das Unternehmen empfindlich. Der Zweite Weltkrieg zerstört nach eigenen Angaben knapp 40 Prozent des Filialnetzes. Genussmittel wie Kaffee und Schokolade werden knapp. Kaiser's steuert dagegen und improvisiert: So werden Eisenbahnwaggons zu Geschäften umfunktioniert. Verkauft werden nun vor allem wieder Grundnahrungsmittel.
Im Sog des Wirtschaftswunders
Die wirtschaftlich gute Stimmung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg kommt Kaiser´s dann zugute. Nach dem Tod von Josef Kaiser eröffnet sein Sohn und Nachfolger Walter Kaiser 1952 den ersten Selbstbedienungsladen. Bei den Kunden kommt das gut an. Schon 1960 folgen zwei Drittel aller Filialen diesem Konzept, welches das Unternehmen aus den USA übernahm.
Neuer Partner
Doch Konkurrenten wie der Discounter Aldi, Edeka und Rewe drängen den Viersener Konzern immer mehr ins Abseits. So wird das Traditionsunternehmen 1971 von Mühlheimer Tengelmann-Konzern übernommen. Die Marke Kaiser's bleibt bestehen, das Ansehen wächst. Der fusionierte Tengelmann Kaiser's steigt zum größten Lebensmittelhändler Deutschlands auf.
Der letzte Gong
Doch einige Probleme werden durch die Fusion nur verschleppt. Viele Märkte sind weiterhin nicht rentabel und werden scheibenweise an die Konkurrenz verkauft. Ende 2014 kündigt Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub an, die Supermarktkette komplett verkaufen zu wollen. Es beginnt ein Tauziehen zwischen Wirtschaft und Politik, das die insgesamt 15.000 Beschäftigten massiv verunsichert.
Ende einer Ära
Nach zwei Jahren zäher Verhandlungen steht nun fest: Der Tengelmann Kaiser's soll an Edeka verkauft werden. Im Poker benötigt er allerdings noch immer die Zustimmung des Rewe-Konzerns. Dennoch wird sich die lachende Teekanne nun wohl verabschieden - knapp 135 Jahre nach der Grundsteinlegung.