Künstliche Intelligenz: EU will Milliarden Euro investieren
11. Februar 2025EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zusätzliche 20 Milliarden Euro aus dem Haushalt der Europäischen Union für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa zugesagt. Das Geld soll in vier sogenannte Giga-Fabriken fließen, in denen Entwickler KI-Modelle mit großen Datenmengen trainieren können. Insbesondere europäische Start-ups, also neu gegründete Unternehmen mit einer besonderen Dynamik, sollen auf diese Weise Zugang zu teuren KI-Chips und rechenstarken Computern bekommen.
"Wir wollen, dass KI-Entwickler aufgrund ihrer Innovationskraft konkurrieren, nicht nur aufgrund ihres Zugangs zu Chips oder der Größe ihrer finanziellen Stärke", sagte von der Leyen beim internationalen Gipfeltreffen zu Künstlicher Intelligenz in Frankreichs Hauptstadt Paris. In Europa müsse der Fokus darauf liegen, branchenspezifische Anwendungen für KI in der Industrie zu entwickeln.
"KI steigert Wettbewerbsfähigkeit"
Künstliche Intelligenz könne dabei helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, "unsere Sicherheit zu schützen und die Gesundheitsversorgung zu verbessern", sagte von der Leyen. Die deutsche Politikerin verwies auf das europäische KI-Gesetz, mit dem von 2026 an einheitliche Regeln für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz gelten. Die EU hatte 2024 das weltweit erste umfassende Regelwerk für KI verabschiedet. Im nächsten Jahr tritt es voll in Kraft.
US-Vice Vance: Wir stehen vor einer neuen industriellen Revolution
Gegen eine strikte Regulierung von Künstlicher Intelligenz sprach sich der Vizepräsident der USA, J.D. Vance, aus. Ihre Entwicklung jetzt einzuschränken, "hieße, eine der vielversprechendsten Technologien seit Generationen lahmzulegen", sagte Vance bei der Konferenz "AI Action Summit" in Paris.
"Wir glauben, dass eine exzessive Regulierung des KI-Sektors eine transformative Industrie zum Erliegen bringen könnte, während diese gerade an Schwung gewinnt", so der US-Vize weiter. Man stehe vor einer neuen industriellen Revolution, vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine.
Vance kritisierte zudem "autoritäre Regime", die KI zu Spionagezwecken nutzten. Mit Blick auf China warnte er vor einer "Partnerschaft mit autoritären Herrschern, die versuchen, in die Informationsinfrastruktur anderer Länder einzudringen".
UN-Chef: KI muss der ganzen Menschheit dienen
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, mahnte bei dem Treffen an, KI-Technik nicht nur den Industriestaaten, sondern auch den Entwicklungsländern zugutekommen zu lassen. Die Macht der Künstlichen Intelligenz bringe eine immense Verantwortung mit sich und heute liege diese Macht in den Händen einer Handvoll Menschen, sagte Guterres in Paris.
"Während einige Unternehmen und Länder mit beispiellosen Investitionen in ein rasantes Wettrennen einsteigen, bleiben die meisten Entwicklungsnationen auf der Strecke." Diese zunehmende Konzentration der Kapazitäten drohe die geopolitische Spaltung zu verschärfen.
Bereits am Montagabend hatte sich Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz in Paris für eine vereinfachte KI-Regulierung in Europa ausgesprochen. Gute Regeln für den KI-Bereich müssten die Akzeptanz für diese neue Technologie schaffen, aber gleichzeitig innovations- und zukunftsorientiert umsetzbar sein. "Das muss auch der Leitgedanke sein, wenn es um die Anwendung des europäischen KI-Gesetzes geht", betonte Scholz.
60 Länder fordern "ethischen" und "nachhaltigen" Ansatz von KI
Zum Abschluss des Gipfels in Paris befürworteten 60 Staaten und Organisationen eine ethische Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. KI müsse "offen", "inklusiv" und "ethisch" sein, heißt es in einer entsprechenden Erklärung. Und weiter: "KI muss für Menschen und für den Planeten nachhaltig sein." Der Gipfel habe eine Diskussion über den Energieverbrauch angestoßen. Ziel sei es nun, Investitionen in nachhaltige KI-Systeme zu fördern.
Zudem müssten die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt gründlicher untersucht werden. Dazu solle ein Netzwerk von Beobachtungsstellen geschaffen werden.
USA unterschreiben nicht
Zu den Unterzeichnern der Abschlusserklärung gehören neben Frankreich und Deutschland auch China, die Vereinten Nationen, die EU-Kommission und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die USA und Großbritannien dagegen schlossen sich nicht an.
1500 Teilnehmer aus etwa 100 Ländern, darunter Unternehmer, Experten und Spitzenpolitiker waren zu dem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausgerichteten Treffen angereist.
se/AR (afp, rtr, dpa)