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Kämpfen für den deutschen Wein

5. Dezember 2010

Die Deutsche Weinkönigin wird jedes Jahr von einer Jury aus 80 Fachleuten der Weinbranche gewählt. Und jede neue Königin hat nur ein Ziel: deutschen Wein in der Welt bekannt zu machen.

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Frauen stehen an den Weinreben eines Weinbergs (Foto:
Effektives Marketing dank Wein-KöniginnenBild: dpa

Eine Deutsche Weinkönigin gab es 1931 zum ersten Mal. Sie hieß Ruth Bachroth und vertrat damals nur eine Region, die Pfalz. Doch weil es in anderen Regionen lange Zeit keine eigene gab, war die pfälzische zugleich auch die deutsche Weinkönigin - bis 1949. Danach sah es anders aus. Seitdem kürt jede Weinregion eine eigene Königin. Im folgenden Jahr wird aus dieser Königinnenschar dann die Deutsche Weinkönigin gewählt. Doch deren Rolle hat sich im Lauf der Jahrzehnte verändert.

Ein Event vor allem in Süddeutschland

Sonja Christ (recht) krönt ihre Nachfolgerin, die 62. Deutsche Weinkönigin Mandy Großgarten
Mandy Großgartens Krönung zur WeinköniginBild: deutscheweine.de

Die aktuelle, und das ist die 62. Deutsche Weinkönigin, heißt Mandy Großgarten und kommt aus dem Örtchen Dernau an der Ahr. Im Oktober musste sie mit ihren zwölf Mitbewerberinnen aus den anderen deutschen Weingebieten zeigen, was sie über den Anbau von Wein weiß - und wie man ihn richtig präsentiert. Das ganze vor laufender Kamera, denn Vorrunde und Endausscheidung werden vom Südwestrundfunk live im Fernsehen übertragen. Die Wahl zur Weinkönigin ist also ein Event, das allerdings in Süddeutschland wesentlich mehr Beachtung findet als im Norden der Republik.

Fachwissen reicht nicht

Jede Kandidatin muss Rebsorten herausschmecken und typische Aromen beschreiben von Riesling, Grauburgunder und Co. Neben dem Fachwissen zählt aber vor allem gutes Auftreten und geschickte Argumentation. Denn schließlich muss die Weinkönigin vor jedem Publikum eine gute Figur abgeben, vor großen und kleinen Gruppen, vor Ärzten wie vor Politikern - und natürlich gilt es im Ausland zu punkten. Deshalb gehören auch ein Kurzvortrag auf Englisch und rhetorische Bewährungsproben mit zum Wettbewerb.

In der ganzen Welt unterwegs

Ist die Kür vorbei, beginnt ein knallharter Marketing-Job. Die Weinkönigin ist die Repräsentantin eines der wichtigsten Wirtschafts- und Kulturgüter Deutschlands. Und das gilt es zu vermitteln, im Lande selbst und in der Welt. Sonja Christ, die deutsche Weinkönigin des vergangen Jahres hat für ihr Amt mindestens einmal den Äquator umrundet, die Flugstrecken nicht mitgerechnet. Drei Mal präsentierte sie deutschen Wein in Asien, zwei Mal in Nordamerika und viele Male in anderen europäischen Ländern.

Die Dirndl-Zeiten sind vorbei

Heike Schmitt, 30. Deutsche Weinkönigin 1978/1979 (Foto: dpa)
Heike Schmitt regierte 1978/79 als WeinköniginBild: DWI

Der erste große Termin von Mandy Großgarten fand übrigens vor kurzem in Shanghai statt. Mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck galt es, Chinesen deutschen Wein näher zu bringen. Vorbei also die Zeit, als die Weinkönigin eher einem biederen Folklore-Ideal entsprach. Davon weiß Heike Schmitt ein Lied zu singen. Die 30. Deutsche Weinkönigin regierte 1978 und brach mit den Konventionen. Sie hatte keine Lust, das nette adrette Mädel zu spielen, das im Dirndl allzeit freundlich lächelt und vorträgt, was andere ihr aufgeschrieben haben. Heike Schmitt schrieb ihre Reden selbst und verzichtete "auf einen Schminkkurs bei der Lufthansa".

Stattdessen hatte sie sich mit dem damaligen Bundespräsident Walter Scheel angelegt. Der habe französischen Wein gelobt, weil er von deutschem wenig Ahnung hatte. Das hat sich gewaltig geändert. Auch Bundespräsidenten trinken inzwischen deutschen Wein und die Weinköniginnen tragen längst keine Dirndl mehr, was immerhin bis 1981 Pflicht war.

Eine Art Karriere-Schule

Der Königinnen-Job bedeutet Stress, ist aber eine prima Ausbildung mit reichlich Karrierepotential. Das sieht man besonders gut am Beispiel der Deutschen Weinkönigin aus dem Jahr 1995: Julia Klöckner, heute CDU-Abgeordnete im Deutschen Bundestag und bei den Rheinland-Pfälzischen Landtagswahlen im kommenden Jahr Herausforderin des amtierenden Ministerpräsidenten Kurt Beck. Auch sie saß im Publikum als Mandy Großgarten von der Ahr gewählt wurde und betont: "Das Jahr der Weinkönigin prägt einen unglaublich. Man hat in wohlwollender Atmosphäre die Chance, reden zu lernen und in der Welt herum zu kommen." Ihre eigene Laufbahn sieht Julia Klöckner deshalb auch eng mit dem Arbeitsjahr für den deutschen Wein verbunden. "Ich wäre heute sicher nicht im Deutschen Bundestag und Politikerin, wenn ich nicht zuvor auch Deutsche Weinkönigin gewesen wäre."

Autor: Günther Birkenstock
Redaktion: Nicole Scherschun