König Fußball hält Hof
14. Mai 2002Der Fußballklub wurde am 6. März 1902 gegründet. 1920 verlieh König Alfonso XIII. dem Madrider Verein den Titel 'Real' – 'königlich‘. Seitdem ziert die Krone das Vereinswappen. Inzwischen beschäftigt Real mit Zinedine Zidane den teuersten Spieler und die mit Abstand teuerste Mannschaft der Welt: Wollte einer die gesamte Spielertruppe aufkaufen, dann müsste er mehr als eine Milliarde Euro an Ablösesummen auf den Tisch blättern.
Trophäen, Trikots und Thesen
Wahrhaft königlich ist auch Reals Schatzkammer im 'Sala de trofeos' in der Avenida Coucha Espina, der Prachtstraße von Madrid. Dort blinken und blitzen, streng bewacht, mehr als tausend Pokale in Gold und Silber - in eigens gefilterter Luft. Sollte sich dennoch ein Staubkorn auf die Trophäen verirren, wird dies von einem königlichen Staubwedel sofort beseitigt.
Seit Jahrzehnten spielt Real in weißen Trikots, die die vornehme Stellung des Klubs zusätzlich unterstreichen sollen. Auf Trikot-Werbung verzichten die 'Königlichen' in diesem Jahr. Oder anders herum: Keine Firma will oder kann sich den geforderten Preis leisten. "Das Trikot von Real Madrid zu beflecken, kostet viel Geld. Entweder man gibt uns das Geld, das wir wert sind, oder es bleibt weiß, was auch schön ist", kennt Sportdirektor Jorge Valdano kein Pardon.
Ebenfalls ein Novum im Klub: eine 100-seitige 'Benimm-Fibel'. Sie wurde von Sportpsychologen und Philosophen zusammengestellt und soll den Spielern einen Verhaltenskodex vorgeben. Die Fibel wurde in vier Sprachen – Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Englisch – gedruckt. Damit jeder Spieler sie in seiner Muttersprache lesen kann.
Gutes fürs Gemeinwohl mit Hintergedanken
Wer Real Madrid hautnah erleben möchte, der fährt in die 'Ciudad deportiva' im Norden der Metropole: ein kleines Städtchen ganz allein für die 'Königlichen'. Dort befinden sich vier Fußball-Plätze, eine Eis- und Basketball-Halle, ein Tennis-Zentrum mit 21 Plätzen und ein Schwimmbad sowie ein Nobel-Restaurant. Eintritt: 1,50 Euro. Aber nur Mitglieder dürfen sich sportlich betätigen. Um die enormen Schulden von gut 240 Millionen Euro zu tilgen, hat Präsident Florentino Perez die Sportstadt an Stadt und Land verkauft.
Um die Kassen wieder zu füllen, schreckt Real schon jetzt vor nichts zurück: Seit zwei Jahren kann man sich sogar im Klubstadion, dem Estadio Santiago Bernabeu, trauen lassen. Aus dem Mittelkreis darf das frisch vermählte Paar den Fans zuwinken - gegen Gebühr, versteht sich. Selbstverständlich wird den Ehrengästen dann der vereinseigene 'Rioja Crianza' kredenzt - ein Rotwein der Marke 'Real'. (sid/arn)