Kältewelle in Europa: mehr als 100 Tote
22. Dezember 2009
Die Kältewelle mit Temperaturen um minus 20 Grad hat vor allem in Osteuropa Todesopfer gefordert: 42 in Polen, 27 in der Ukraine und 12 in Tschechien. In Deutschland waren am Wochenende mindestens sieben Menschen gestorben.
In Polen waren die meisten Toten obdachlose und alkoholisierte Männer. Die Polizei kontrollierte leerstehende Häuser, Gartenhäuschen und Stadtparks, um Wohnungslose und Betrunkene in warme Unterkünfte zu bringen. In Tschechien sind mindestens zwölf Menschen erfroren, davon sechs am vergangenen Wochenende. Auch die Ukraine versinkt im Schnee. In den vergangenen Tagen erfroren 27 Menschen, fast 500 erlitten schwere Erfrierungen. Landesweit wurden Flughäfen gesperrt. Mehrere Häfen am Fluss Dnjestr sowie am Schwarzen Meer konnten nicht mehr bedient werden, einige Züge blieben stecken.
Eurostar fährt mit Einschränkungen
Für die Zugverbindung zwischen Frankreich und Großbritannien gibt es dagegen wieder Entwarnung: Der unter dem Ärmelkanal verkehrende Eurostar hat am Dienstag (22.12.2009) seinen Betrieb wieder aufgenommen. Es werde aber auch in den kommenden Tagen nur ein "eingeschränktes Angebot" geben, Behinderungen auf der Zugstrecke zwischen London, Paris und Brüssel seien weiter wahrscheinlich, teilte Eurostar-Chef Richard Brown in London mit. Zuvor hatte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy von Eurostar verlangt den Zugverkehr unverzüglich wieder aufzunehmen.
Flughafen Frankfurt gesperrt
Obwohl sich im Flugverkehr eine allmähliche Normalisierung der Lage abzeichnete, gab es wieder in ganz Europa Annullierungen und Verspätungen. Betroffen waren vor allem europaweite Flüge. Tausende Reisende saßen fest und mussten oft notdürftig auf Feldbetten oder Koffern übernachten. Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt wurde am Montagabend wegen Schneeglätte auf den Start- und Landebahnen zeitweise komplett geschlossen. Am Dienstag wurde der Betrieb teilweise wieder aufgenommen.
Auf Deutschlands drittgrößtem Flughafen in Düsseldorf wurde der Verkehr dagegen wieder aufgenommen. Er war am Vortag fast zwölf Stunden gesperrt - bis zu 10.000 Menschen saßen fest.
1700 Kilometer Stau in Moskau
Nach den schwersten Schneefällen seit rund 100 Jahren ist die russische Hauptstadt Moskau im Verkehrschaos mit Rekordstaus von insgesamt 1700 Kilometern Länge versunken. Das entspricht etwa der Strecke von Hamburg nach Rom. In Moskau fielen seit Sonntag 23 Zentimeter Neuschnee, teilten die Behörden nach Angaben der Agentur Interfax mit. Der Räumdienst konnte nur die wichtigsten Verkehrsadern freihalten. Das Wetterchaos gilt als herbe Schlappe für Bürgermeister Juri Luschkow. Er hatte immer wieder angekündigt, die Schneewolken "abschießen" zu lassen, um die Kosten für den Winterdienst zu sparen.
In Frankreich waren am Montag in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur rund zwei Millionen Menschen vorübergehend ohne Strom. Grund der Ausfälle sei ein technischer Defekt an einem Umspannwerk gewesen, teilte der Stromnetzbetreiber RTE mit. Um einen totalen "Blackout" in der Region zu verhindern, habe man die Versorgung einschränken müssen. Der Großteil der Region wird über eine einzige Leitung versorgt. Sie bedient Städte wie Aix en Provence, Marseille, Toulon, Cannes und Nizza.
Autor: Manfred Götzke (dpa/rtr/afp)
Redaktion: Walter Lausch