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Jungfernflug mit Schönheitsfehlern: Rakete Ariane 6 hebt ab

10. Juli 2024

Raus aus der Krise, rein in den Weltraum: Erstmals ist die Rakete Ariane 6 gestartet. Aus Sicht der der Europäischen Raumfahrtagentur ist das ein Meilenstein - trotz verzögertem Abflug und technischer Panne.

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Französisch-Guayana Ariane 6-Start in Kourou
Am Dienstag startete die Ariane 6 Rakete von dem Weltraumbahnhof in Französisch Guayana das erste Mal ins All Bild: Jody Amiet/AFP

Die Ariane 6 Rakete startete am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana unter den gebannten Blicken zahlreicher Beteiligter und Raumfahrtbegeisterter. Nachdem die Rakete mehrere Satelliten ins All gebracht hatte, verkündete die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) dann den Erfolg des Jungfernflugs. "Europa ist zurück", sagte Josef Aschbacher, Chef der ESA.

Doch ganz nach Plan verlief bei dem Jungfernflug nicht alles: Nachdem Ariane 6 planmäßig mehrere Satelliten ins All gebracht hatte, setzte am Ende des Fluges ein Hilfsantrieb aus. Damit sollte der oberste Teil der Trägerrakete zur Erde gelenkt werden, um in der Atmosphäre zu verglühen. Weil das Manöver nicht klappte, bleibt die Oberstufe der Raketen nun als großes Stück Weltraumschrott im All zurück.

"Es ist eine große Überraschung, dass nur so wenig nicht funktioniert hat", bewertet Weltraumexperte Martin Tajmar den Vorfall. Manche Dinge wie diese erneute Zündung könne man auf der Erde nicht richtig testen, sagte er. Denn anders als im Orbit wirke hier die Gravitationskraft auf den Testantrieb.

Insgesamt hatte die Rakete 17 Nutzlasten an Bord: mehrere Klein-Satelliten und Kapseln mit wissenschaftlichen Experimenten, teils von Studierenden entwickelt. 15 seien planmäßig von der Ariane an ihr Ziel gebracht worden, so die ESA.

Ariane 6 vor dem geplanten Start ins All
"Europas Hoffnungsträger": Die Ariane 6 vor dem geplanten Start ins AllBild: M. PÈdoussaut/dpa

Auch ESA-Chef Aschbacher verbucht den Flug - trotz der Panne am Schluss - als großen Meilenstein. Er sei erleichtert, denn mit Ariane 6 bekomme Europa wieder einen eigenen Zugang zum All.

Die Rakete ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis Sommer 2023 im Einsatz war. Seit dem letzten Start der Vorgängerin hatte die europäische Raumfahrt keine eigenen Transporter mehr, um größere Satelliten ins All zu bringen. Die Verzögerung des eigentlich für 2020 geplanten Jungfernflugs der Ariane-6 verschärfte die Krise.

Regelmäßige Transporte von Satelliten

Ariane 6 soll künftig für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber Satelliten ins All befördern. Der erste Flug dieser Art soll Ende des Jahres stattfinden, 14 weitere sind in den folgenden zwei Jahren geplant. Damit ist die europäische Rakete weit entfernt vom US-Unternehmen SpaceX, das im Wettbewerb führt. Allein im Mai absolvierte Space X 14 Starts der Rakete Falcon 9.

Auch die wachsende Nachfrage im Weltraumgeschäft reiche nicht, um Ariane-6 rentabel zu machen, meldet die Nachrichtenagentur AFP. Bisher seien nur die ersten 15 Flüge finanziert. Die 22 ESA-Mitgliedstaaten hätten sich aber bereit erklärt, bis zu 340 Millionen Euro jährlich zuzuschießen, um weitere Flüge zu sichern.

30 Transportaufträge hat Ariane schon, davon sind 18 allein von Amazon. Der Online-Handelsriese will von Kourou aus Satelliten für sein Großprojekt Kuiper für satellitengestützte Internetverbindungen ins All bringen.

ch/AR (dpa, afp)