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Ein Olympiasieg auch für die Frauen

2. August 2021

Als erste Frau gewinnt Julia Krajewski olympisches Einzel-Gold im Vielseitigkeitsreiten. Die 32-Jährige hat in ihrer Karriere auch schon Rückschläge wegstecken müssen.

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Tokio 2020 - Pferdesport   Julia Krajewski
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance

"Das passt ja vielleicht ganz gut in diese Zeit", sagte Julia Krajewski nach ihrem Gold-Ritt bei den olympischen Spielen in Tokio. "Es wurde jetzt auch mal Zeit, dass eine Frau die Goldmedaille in der Vielseitigkeit gewinnt." Seit der Premiere 1912 bei den Spielen in Stockholm hatten sich 24-mal Männer den Einzel-Olympiasieg in dieser Reitdisziplin gesichert, zuletzt die Deutschen Hinrich Romeike (2008 in Peking) und zweimal Michael Jung (2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro).

Julia Krajewski setzte die deutsche Erfolgsserie im Vielseitigkeitsreiten - Dressur, Geländeritt, Springen - fort: auf der elf Jahre alten Stute Amande de B'Neville fort. "Ohne unsere Pferde sind wir nichts", sagte die 32-Jährige und sparte nicht an Lob für "Mandy", wie sie ihre Stute ruft: "Ich hatte das Gefühl, sie weiß, worum es geht. Die Medaille gehört genauso meinem Pferd wie mir."

Tokio 2020 | Pferdesport, Vielseitigkeit | Julia Krajewski
Der erste Dank nach dem Goldritt in Tokio galt ihrer Stute Amande de B'NevilleBild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance

Silber mit dem deutschen Team in Rio

Krajewski wurde 1988 in der niedersächsischen Kleinstadt Langenhagen nahe Hannover geboren. Erste Erfahrungen im Sattel machte sie als Fünfjährige auf einem Shetlandpony in der Lüneburger Heide. Mit sieben Jahren schaffte Krajewski, ebenfalls auf einem Pony, die ersten Turnierplatzierungen, später sattelte sie auf Vielseitigkeitsreiten um. Nach dem Abitur im Jahr 2007 wurde die 1,68 Meter große Reiterin in den deutschen Perspektivkader aufgenommen. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Pferd Samourai du Thot, mit dem sie sich 2016 für die Olympischen Spiele in Rio qualifizierte und dort mit der deutschen Mannschaft Silber gewann – obwohl ihr Pferd im Gelände einen Sprung verweigerte.

Verbotene Substanz im Körper ihres Pferdes

Einen schwereren Rückschlag musste Krajewski ein Jahr später verkraften. Bei der Europameisterschaft 2017 wurde sie nachträglich disqualifiziert, weil ihr Pferd positiv auf eine verbotene Substanz getestet wurde. Wie diese in den Körper von Samourai du Thot gelangte, konnten sich weder die Reiterin noch das deutsche Team erklären. Eine Manipulation wurde nicht ausgeschlossen. Durch die Disqualifikation Krajewskis verlor die deutsche Mannschaft EM-Silber, die Reiterin durfte bis Mitte 2018 nicht mehr bei Championaten für Deutschland starten.

Parallel zu ihrer sportlichen Karriere machte Krajewski eine Ausbildung zur Pferdewirtin, die sie 2012 abschloss. Später absolvierte sie einen Lehrgang an der Trainer-Akademie in Köln. Seit 2017 betreut sie das deutsche Juniorenteam im Vielseitigkeitsreiten.

Im vergangenen Frühjahr musste sich Krajewski von ihrem Wallach Samourai du Thot verabschieben, mit dem sie zehn Jahre lange erfolgreich geritten war. Das Pferd verlor durch eine Infektion ein Auge, für Wettkämpfe kam es damit nicht mehr in Frage. Doch in "Mandy" fand die Reiterin mehr als nur einen gleichwertigen Ersatz.

Krajewski Lebensmotto lautet nach eigenen Worten: "Konzentriere dich auf den Weg vor dir und nicht auf das große Ziel am Ende". Letzteres hat sie jedoch in Tokio erreicht. Dort schrieb die Vielseitigkeitsreiterin Reitsport-Geschichte.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter