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Join the Love Republic!

26. September 2001

Der Rave geht weiter - die Techno-Szene lebt: Zur Love Parade kamen am 21. Juli wieder hunderttausende Raver aus aller Welt nach Berlin.

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Monatelange Querelen im Vorfeld der größten Techno-Party der Welt um Termin und Status als Polit-Demo sorgten im Vergleich zu den Vorjahren zwar für ein Tief bei den Besucherzahlen, doch der Stimmung tat das keinen Abbruch.

Pünktlich um 14 Uhr setzten sich am 21. Juli 45 Lautsprecher-Trucks am Brandenburger Tor und am Ernst-Reuter-Platz in Bewegung. Mehr als 250 DJs aus 20 Nationen heizten der Menge ein. Nach Polizeiangaben kamen mehr als 800.000 Raver zur Berliner Love Parade, die Veranstalter sprachen sogar von über einer Million Teilnehmern. Im Vergleich zum Vorjahr, als 1,3 Millionen Raver nach Berlin gekommen waren, wurde dennoch ein leichter Besucherrückgang verzeichnet.

Dem Techno-Spektakel war ein juristisches Hin und Her vorausgegangen: Die diesjährige Love Parade musste nach monatelangen Streitigkeiten und Unklarheiten um eine Woche verschoben werden. Die Parade geht seit 1996 auf der Straße des 17. Juni durch Berlins größten Park, den Tiergarten.

Umweltschützer hatten für den ursprünglichen Love-Parade-Termin am 14. Juli eine Gegendemonstration angemeldet, um die Mega-Party zu boykottieren und so den Tiergarten vor Schaden zu bewahren. Außerdem war der Umzug nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in diesem Jahr erstmals keine politische Demonstration, sondern ein Straßenfest. Daher müssen die Veranstalter unter anderem die Kosten für die Müllentsorgung übernehmen.

Die Love Parade 2001 verlief friedlich und ohne größere Zwischenfälle. "Wir sind sehr glücklich über den bombastischen Erfolg angesichts der düsteren Prognosen", sagte der Sprecher der Veranstalterfirma Planetcom, Enric Nitzsche, am Sonntag. "Dies war eine der schönsten Love Parades überhaupt", sagte Nitzsche. "Es gab ein sehr gutes Feedback aus der Szene." Allerdings sei die finanzielle Bilanz "desaströs". Das diesjährige Defizit wurde auf 1,5 Millionen Mark beziffert.

Dennoch scheint die Zukunft der Parade inzwischen gesichert. Der nächste Umzug soll am 13. Juli 2002 stattfinden. "Wir haben kein Interesse daran, nochmal ein Jahr lang einen Streit zu haben", betonte Nitzsche. "Es wird definitiv eine Love Parade in Berlin 2002 geben." So schnell wie möglich wollen sich die Veranstalter und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zusammensetzen und die nächste Parade planen. Unklar ist noch, ob diese als politische Demonstration oder kommerzielle Veranstaltung gefeiert wird.

Im verflixten 13. Jahr der Berliner Love Parade riefen die Teilnehmer der größten Techno-Party der Welt die "Love Republic" aus. Als Love-Parade-Gründer DJ Dr. Motte am Abend an der Siegessäule in seiner traditionellen Abschlussrede die Ideale der Techno-Gemeinde beschwor, jubelte ihm die tanzende Menge ekstatisch zu.

"Wir sind die größte Demonstration für Frieden in der Welt", sagte Dr. Motte und forderte ein Demonstrationsrecht für die Techno-Fans. Dr. Motte rief seine Kritiker in der Szene zur gemeinsamen Gründung einer gemeinnützigen, nicht profitorientierten Stiftung für die Techno-Party auf. Er reagierte damit auf Vorwürfe, die Parade-Macher würden die Veranstaltung durch Geldgier und Organisationschaos zerstören.

Die Love Parade wurde 1989 von Dr. Motte gegründet. Damals tanzten rund 150 Techno-Fans unter dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" hinter einem klapprigen VW-Bus auf dem Berliner Kurfürstendamm. Im Jahr 1993 zogen bereits 30.000 Teilnehmer aus aller Welt hinter mehreren buntgeschmückten Wagen mit riesigen Lautsprecheranlagen her.

Ab da vervielfachte sich in jedem Jahr die Besucherzahl auf der Berliner Love Parade, bis im Rekordjahr 1999 1,5 Millionen Menschen unter dem Motto "Music is the key" eine Party der Superlative feierten. Seit dem Jahr 2000 gibt es Love Parades auch in anderen Städten: In diesem Jahr finden die nächsten Love Parades am 4. Oktober in Tel Aviv und am 16. Dezember in Kapstadt statt.