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John-Lennon-Aufnahme für 50.000 Euro versteigert

Julia Hitz
28. September 2021

John Lennon und Yoko Ono hautnah erleben: Das wurde 1970 für vier dänische Schüler wahr. Ihr Interview samt unveröffentlichtem Song kam nun unter den Hammer.

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Vergilbte Kassette mit Aufschrift "John Lenon" liegt auf Tisch des Auktionshauses Brrun Rasmussen in Dänemark
33-minütiger Mitschnitt unter dem Hammer: Digitale Kopien gibt es nichtBild: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix/picture alliance

Es ist der Traum von Teenagern - damals wie heute: ihren Idolen ganz nah kommen. Für vier dänische Schüler erfüllte sich diese seltene Möglichkeit überraschend im Januar 1970: Sie begegneten John Lennon und seiner Frau Yoko Ono ganz unmittelbar. Fotos und Audio-Aufnahmen dieses Treffens wurden jetzt vom dänischen Auktionshaus Bruun Rasmussen für knapp 50.000 Euro versteigert. 

"Das hatte große Auswirkungen auf unser Leben", erinnert sich der heute 68-jährige Karsten Højen an die Begegnung. "Wir hatten nicht so einen Starkult wie die jungen Menschen heute. Für uns waren John Lennon und Yoko Ono so eine Art politische Propheten, Ikonen des Friedens."

Der Mitschnitt des Treffens weist eine Besonderheit auf: John Lennon singt hier gemeinsam mit seiner Frau den Song "Radio Peace". Was sich wie der kleine Bruder des zum Klassiker gewordenen "Give Peace A Chance" anhört, wurde von den beiden als Teil der Friedenskampagne komponiert, sie wollten unter gleichem Namen einen Radiosender in Amsterdam gründen. Doch der Sender wurde nie aus der Taufe gehoben - und "Radio Peace" nie als offizieller Song veröffentlicht. 

John Lennon und Yoko Ono während ihrer wochenlangen Demonstration für Frieden im  Hilton Hotel
Demonstration für Frieden: Sit-in im Hilton Hotel in Amsterdam im März 1969Bild: Imago stock&people

Einen Monat dänische Einsamkeit

Zur Zeit des denkwürdigen Treffens im jütländischen Thy, eine einsame Region im Norden Dänemarks, wandelten die Beatles bereits auf Solo-Pfaden. John Lennon und Yoko Ono waren mit der Mission der Friedensbewegung unterwegs, als Reaktion auf die Gräuel des Vietnam-Kriegs. Dazu gehörten auch Sit-ins mit Lennon und Ono im Bett und Happenings in Montreal und Amsterdam, mit denen sie ihre Friedensbotschaft in die Welt schicken wollten.

Nach Dänemark verschlug es das Paar aber wegen dem Sorgerechtsstreit zwischen Yoko Ono und ihrem Ex-Partner. Anthony Cox hielt sich zu dem Zeitpunkt mit der gemeinsamen, damals fünfjährigen Tochter Kyoko dort auf. John Lennon und Yoko Ono lebten über einen Monat auf einer Farm im Dorf Vust, und in der nahe gelegenen experimentellen "Æ Verdensuniversitet" in Skyum Bjerge trafen sie sich während dieser Zeit mit Performancekünstlern und linken Denkern aus der ganzen Welt. 

Yoko Ono mit Anthony Cox und Tochter Kyoko Chan Cox cirka 1965
Yoko Ono und Anthony Cox mit ihrer Tochter KyokoBild: Getty Images

Glücksfall für Schülerzeitung

Vier Jungs aus Brovst können ihr Glück kaum fassen, als ihr Schulleiter ihnen - als Redakteure der Schülerzeitung - gestattet, sich um ein Interview mit den Weltstars zu bemühen. Sie leihen Equipment und eilten zur einzigen Pressekonferenz. Doch wegen Ortswechsel und widrigen Wetterbedingungen kommen sie zu spät.

Oder aber genau richtig: Denn Lennon und Ono bitten sie herein und nehmen sich viel Zeit für die eifrigen Nachwuchsjournalisten. Der 33-minütige Mitschnitt zeugt von einer entspannten Atmosphäre, mit harmlosen Fragen der Schülerreporter. Auf Nachfrage gaben Lennon und Ono sogar zwei Lieder zum besten, "Give Peace A Chance" - und das bislang unveröffentlichte "Radio Peace".

im Vordergrund John Lennon, im Hintergrund Yoko Ono, sitzend
John Lennon und Yoko Ono blieben bis zu seiner Ermordung im Dezember 1980 unzertrennlichBild: Richard Keith Wolff/Retna UK/Photoshot/picture alliance

Die Kassette mit der Aufnahme wurde zusammen mit 29 Fotografien des Treffens versteigert, der Schätzwert lag zwischen umgerechnet 27.000 und 40.000 Euro. Am Ende wurden sie für knapp 50.000 Euro versteigert. Was aber in Wirklichkeit verkauft wird, ist jugendliche Träumerei. Die Zeitdokumente lassen schwelgen in einer anderen Zeit, voll Hoffnung und Visionen. Und sie lassen schmunzeln über jugendliche Ambitionen und den Mut, nach den Sternen zu greifen.

"Wir teilten ihre Überzeugungen über Musik und die Friedensbewegung", erinnert sich Karsten Højen. "Diese zwei Berühmtheiten haben unsere Generation geformt - und die ganze Gegenkultur-Bewegungen." Diese Erinnerungen bleiben dem früheren Schülerreporter - und sie sind unbezahlbar.