John le Carré: "Der Spion, der aus der Kälte kam"
Seine Spionage-Romane machten ihn weltberühmt. Nun ist der Brite John le Carré im Alter von 89 Jahren gestorben. Seine Bücher prägten ein ganzes Genre.
Bestseller-Autor
Sex, Action, Verrat und politische Intrigen: Die Themen von John le Carrés Spionage-Thrillern sind universal - und unheimlich spannend. Auch deshalb wird der Bestseller-Autor bis heute gelesen. 2016 kam le Carrés Autobiografie "Der Taubentunnel - Geschichten aus meinem Leben" ("The Pigeon Tunnel: Stories from My Life") auf den Markt. Und zeigte: auch le Carrés eigenes Leben war spektakulär...
Die Welt der Geheimdienste
John le Carré kommt am 19. Oktober 1931 als David John Moore Cornwell in Südengland auf die Welt. Lügen, Verrat und Geheimnisse bestimmen bereits seine Kindheit: Die Mutter verließ früh die Familie, der Vater war ein Hochstapler. Nach dem Studium wird le Carré vom britischen Geheimdienst abgeworben, parallel entstehen seine ersten Spionage-Romane. Der Welt der Geheimdienste bleibt er darin treu.
Der Klassiker: "Der Spion, der aus der Kälte kam"
Seinen Durchbruch als Autor feierte le Carré mit seinem dritten Roman: Mehr als 20 Millionen Mal wurde der Thriller "The Spy Who Came in from the Cold" verkauft. Nur zwei Jahre nach der Veröffentlichung kam die Film-Adaption mit Hollywoodstar Richard Burton in die Kinos (Foto). Laut eigenen Angaben schrieb le Carré die Geschichte um den britischen Geheimagenten Alec Leamas in nur fünf Wochen.
Die bekannteste Figur: George Smiley
Der Führungsoffizier George Smiley ist die wohl bekannteste Figur von le Carré. Dabei widerspricht Smiley allen Agenten-Klischees: Er ist klein und dick, liebt deutsche Barocklyrik - und trägt immer schlecht sitzende Anzüge. Smiley tritt insgesamt in fünf Romanen auf. Bekannt wurde er auch durch die BBC-Verfilmung "Dame, König, As, Spion" von 1979. Darin spielte Alec Guiness (Foto) die Hauptrolle.
Die Kunst des Verhörens
Die Handlung von le Carrés Agentenromane war exakt an der Realität der Geheimdienst-Methoden orientiert. Besonders wichtig: das Verhör. Weil le Carré selbst gut ein Jahrzehnt für den britischen Geheimdienst arbeitete, kannte er sich mit dessen Praktiken gut aus. Zu sehen ist hier eine Verhör-Szene mit Richard Burton im Film "Der Spion, der aus der Kälte kam" (1965).
Der Maulwurf
Dieser Ausdruck aus der Welt der Geheimdienste stammt eigentlich von John le Carré. Doppelagenten spielen in seinen Büchern eine zentrale Rolle. In dem Roman "Dame, König, As, Spion" zum Beispiel gerät Hauptfigur George Smiley selbst in Verdacht, ein 'Maulwurf' zu sein. 2011 erschien eine Neuverfilmung des Klassikers: Gary Oldman (links) spielte Smiley und wurde dafür für den Oscar nominiert.
Le Carré als Drehbuchautor: Der Frauenversteher
Nachdem viele seiner Romane erfolgreich verfilmt wurden, schrieb John le Carré 2001 auch selbst ein Drehbuch. Zusammen mit Regisseur John Boorman entstand so die Agentenkomödie "Der Schneider von Panama" ("The Tailor of Panama"): In der irisch-US-amerikanischen Produktion spielt James Bond-Darsteller Pierce Brosnan den strafversetzten MI6-Spion Andrew Osnard, an der Seite von Jamie Lee Curtis.
Überzeugter Europäer bis an sein Lebensende
"Wenn ich eine Mission gehabt habe, dann bestand sie in Europa", sagte le Carré 2017. Insofern war der Brexit ein großer Schock für ihn. Den britischen Austritt aus der EU verarbeitet le Carré 2019 in dem Roman "Federball" ("Agent Running in the Field"). Im gleichen Jahr beantragte er die irische Staatsbürgerschaft. Le Carré verstarb im Dezember 2020 im Alter von 89 Jahren.