Jerusalem - ein Paradies für Archäologen
Für Archäologen ist Jerusalem eine Stadt voller verborgener Schätze, die auf ihre Entdeckung warten. Doch es ist gar nicht so leicht, an sie heranzukommen.
Ein Dorf in der Stadt
Jerusalem ist vermutlich die umstrittenste Stadt weltweit, bis heute schwelen die Konflikte. Synagogen, Kirchen und Moscheen wurden an diesem Ort errichtet. Das prägt auch die Archäologie der Stadt, in der tausende Jahre Geschichte begraben liegen, neben- und übereinander und tief unter der Erdoberfläche. Erst im Frühjahr 2020 wurde dieses Dorf (Foto) aus dem 2. Jahrhundert ausgegraben.
Fund aus neuerer Zeit
Kürzlich entdeckten Archäologen in einer alten Zisterne unter der Klagemauer ein Munitionsversteck. Es wurde dort offenbar 1967 während des Sechs-Tage-Krieges zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn von jordanischen Streitkräften angelegt. Damals gehörte die Altstadt Jerusalems noch zu Jordanien; nach dem Sieg Israels fiel sie unter die Kontrolle des jungen Staates.
Acht Meter unter der Erde
Von der Eroberung Ostjerusalems profitierten auch die Archäologen. Ein Stadtviertel nahe der Klagemauer wurde abgerissen; jetzt konnten hier Grabungen stattfinden, die bis heute andauern. 2017 wurde Theaterfragmente sowie Klagemauerreste, die in acht Meter Tiefe lagen, freigelegt. "Es sind wohl die besten Steine der Klagemauer, die wir heute kennen", so Archäologin Tehillah Lieberman (Foto).
Ein Mosaik für den Kaiser
Ganz in der Nähe des Damaskustores im Norden der Altstadt fanden Bauarbeiter 2017 beim Kabelverlegen dieses rund 1500 Jahre alte Mosaik mit dem Namen des byzantinischen Kaisers Justinian I. in einem Raum, der wohl als Pilgerherberge diente. Für Ausgrabungsleiter David Gellman grenzt der Fund an ein Wunder: "Jeder Archäologe träumt davon, eine Inschrift zu finden, besonders eine so gut erhaltene."
Versiegelte Gräber
Im arabischen Stadtviertel Sharafat im Osten Jerusalems fand man 2019 bei Ausgrabungen eines über 2000 Jahre alten Dorfes sowohl eine Wein- als auch eine Olivenpresse und die Überreste zahlreicher Krüge. Als besonders bedeutend beurteilten die Archäologen eine Grabkammer mit großen Nischen für die Überreste der Verstorbenen in den Wänden - sie wurden auf Forderung orthodoxer Juden versiegelt.
Kirche des Märtyrers
Rund 30 Kilometer westlich von Jerusalem entdeckten Forscher 2019 eine prachtvoll ausgestatte Basilika aus dem 6. Jahrhundert. "Wir kennen einige hundert Kirchen im Heiligen Land, aber diese Kirche übertrifft die meisten durch ihren Erhaltungszustand", so der Archäologe Benjamin Storchan. Gewidmet ist die Kirche einem "glorreichen Märtyrer", sein Name ist noch nicht enträtselt.
Bier aus antiker Hefe
Tongefäße, die u.a. in einem Palast in Jerusalem und einer 5000 Jahre alten ägyptischen Brauerei nahe der Grenze zum Gazastreifen entdeckt wurden, verrieten den Forschern nicht nur etwas über die Töpferkunst der Antike: In den mikroskopisch kleinen Poren der Scherben waren Hefekolonien verborgen. So konnten Archäologen und Mikrobiologen 2019 erstmals Bier und Honigwein aus antiker Hefe brauen.
Ein Schatz aus dem Meer
2015 stießen Hobbytaucher im antiken Mittelmeerhafen Caesarea 120 km nördlich von Jerusalem auf den bisher größten Goldschatz der israelischen Geschichte. Zunächst hielten sie die rund 2000 Münzen aus dem 10. Jahrhundert für Spielgeld - doch es waren echte Goldmünzen. Möglicherweise stammen sie aus dem Wrack eines Schiffs, das mit Steuergeldern nach Ägypten unterwegs war.
Auf der Suche nach der Stadtmauer
Fünf Jahre lang hat der Archäologe Dieter Vieweger mit seinem Team am Zionsberg nach der alten Stadtmauer Jerusalems gesucht. Jetzt kam heraus: Sie verlief in alttestamentlicher Zeit gar nicht da, wo man sie lange vermutet hatte. Für Wissenschaftler eine kleine Sensation - für Vieweger bedeutet es: weiter nach der ursprünglichen Mauer suchen.