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Japans Wirtschaft schrumpft

17. August 2015

Japan bekommt das langsamere Wachstum Chinas zu spüren. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt schrumpfte im zurückliegenden Quartal. Dennoch gibt sich Japans Regierung zuversichtlich.

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Japan Einkaufen Geschäfte Rezession
Bild: AFP/Getty Images/Y. Tsuno

Sinkende Konsumausgaben und ein schwächelnder Export setzen der japanischen Wirtschaft zu: Im zurückliegenden Quartal von April bis Juni schrumpfte die Wirtschaft um 0,4 Prozent, wie die japanische Statistikbehörde am Montag mitteilte. In den ersten drei Monaten des Jahres war sie nach neuen Berechnungen noch um 1,1 Prozent gewachsen.

Die Kauflaune der Japaner wurde von schlechtem Wetter und nur geringen Lohnerhöhungen gedämpft, so die Angaben von Analysten. Die privaten Konsumausgaben - die mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen - fielen um 0,8 Prozent. Das war der erste Rückgang seit einem Jahr. Damals hatte die Mehrwertsteuererhöhung zu Kaufzurückhaltung geführt. Diesmal waren es steigende Lebensmittelpreise. Dazu wiederum trug "Abenomics" bei, wie die Wirtschaftspolitik des Ministerpräsidenten Shinzo Abes bezeichnet wird. Die politische gewollte Abwertung der Landeswährung macht zwar japanische Waren anderswo preislich attraktiver, gleichzeitig verteuert sie aber auch die Importe von Lebensmitteln und anderen Gütern. "Die Löhne sind nicht stark genug gestiegen, um die höheren Lebenshaltungskosten aufzufangen", sagte Ökonom Yuichiro Nagai von Barclays Capital Japan.

Trotz der Hilfe durch den schwachen Yen schrumpften aber auch die Ausfuhren. Grund dafür war die schwache Nachfrage aus den USA und Asien, hier vor allem aus China. Erstmals seit sechs Quartalen gingen Japans Ausfuhren ins benachbarte Riesenreich zurück, und zwar um 4,4 Prozent. Hier wirkte sich unter anderem die gesunkene Nachfrage Chinas nach Elektronikteilen aus.

Regierung gibt sich optimistisch

Die Kapitalausgaben der japanischen Unternehmen sanken im Berichtszeitraum leicht um 0,1 Prozent und damit zum ersten Mal seit drei Quartalen. Dennoch ist die Regierung in Tokio zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft des Landes weiter moderat erholen wird.

Shinzo Abe Premierminister Japans 24.06.2014
Trotz schlechter Datenlage - Japans Regierung glaubt an weitere Wirtschaftserholung.Bild: Reuters

Dabei ist der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts ein Rückschlag für die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, der seit mehr als zwei Jahren mit ausgabenorientierten Regierungspolitik versucht, die Wirtschaft anzukurbeln.

Die meisten Experten erwarten keinen kräftigen Aufschwung. "Der Konjunkturausblick bleibt für China und damit auch für den japanischen Außenhandel eingetrübt und dürfte deutlichere Wachstumssprünge in den kommenden Quartalen in Japan wohl verhindern", sagte BayernLB-Ökonomin Christiane von Berg. Sie rechnet für 2015 mit einem Wachstum von 0,9 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland dürfte der Bundesregierung zufolge doppelt so schnell wachsen.

Weitere Lockerung der Geldpolitik?!

Im Juli hatte die Zentralbank Japans die Wachstumsaussichten für dieses Jahr nach unten geschraubt. Sie rechnet für 2015 nur noch mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, zuvor war sie noch von einem Zuwachs um zwei Prozent ausgegangen. Daher wird an den Finanzmärkten seit längerem erwartet, dass die japanische Notenbank angesichts des wirtschaftlichen Stillstands im Herbst die Geldpolitik lockern wird. Schwache Daten aus dem 2. Quartal reichten allein aber nicht aus, dies sofort auszulösen, erklärten Analysten.

iw/ul (afp, dpa)