Jedes Jahr Zehntausende ohne Schulabschluss
6. März 2023Im Jahr 2021 haben rund 47.500 junge Menschen in Deutschland keinen Hauptschulabschluss geschafft. Das sind etwas mehr als sechs Prozent aller Jugendlichen eines Jahrgangs, und dieser Anteil hat sich seit 2011 nicht verändert, wie es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung heißt. Die Auswertung des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm umfasst bundesweit alle Jugendlichen, die zum Ende ihrer Pflichtschulzeit keinen Schulabschluss erhalten.
Dabei sind die Chancen auf einen Abschluss in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Im Vergleich aller Länder lag der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss in Bayern zuletzt bei 5,1 Prozent, in Bremen waren es dagegen zehn Prozent. "Trotz positiver Entwicklungen in einzelnen Bundesländern ist es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren", kritisiert Nicole Hollenbach-Biele, Schulexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.
Besonders gefährdet: Jungs und Ausländer
Jungen scheitern demnach eineinhalbmal so oft wie Mädchen. Und junge Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft sind fast dreimal so oft betroffen wie gleichaltrige Deutsche. Das sei besonders problematisch, weil die moderne Arbeitswelt immer komplexere Anforderungen stelle, heißt es. Wer ohne Abschluss die Schule verlasse, laufe eher Gefahr, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen.
Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, belegen Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht. Demnach sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen ohne Schulabschluss zwischen 20 und 34 Jahren auch ohne Berufsausbildung. Das hat Folgen: Die Arbeitslosenquote ist bei ungelernten Personen fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.
"Jeder Schulabbrecher ist einer zu viel"
Um Jugendlichen künftig bessere Perspektiven zu geben, empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung unter anderem, besonders leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Unterricht bestmöglich zu fördern. Dabei könnten digitale Anwendungen helfen, Lernrückstände frühzeitig zu erkennen und die Jugendlichen in ihrem Lernprozess individuell zu begleiten.
"Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel", resümiert Bildungsforscher Klemm. Denn das bedeute deutlich schlechtere Zukunftsaussichten für die Betroffenen. Die Gesellschaft könne es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Menschen durchs Raster fallen zu lassen.
rb/se (AFP, dpa, epd, Reuters)