1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IWF senkt Wachstumsprognose

20. Januar 2020

Die Weltwirtschaft gewinnt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds an Schwung. Doch die Erholung ist weniger stark, als der IWF noch vor kurzem vorhergesagt hat.

https://p.dw.com/p/3WU1Z
Schweiz Weltwirtschaftsforum in Davos Director Kristalina
IWF-Chefin Kristalina Georgieva bei der Vorstellung des Berichts in DavosBild: Reuters/D. Balibouse

Die weiterhin lockere Geldpolitik der großen Notenbanken, die Teil-Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie nachlassende Sorgen vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU geben der Weltkonjunktur Rückenwind, heißt es im Konjunkturausblick, den der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht hat.

Die Weltwirtschaft dürfte demnach in diesem Jahr um 3,3 Prozent wachsen, während das Wachstum für 2019 nur auf 2,9 Prozent beziffert wird. Allerdings liegen die aktuellen Erwartungen des IWF für das globale Wachstum niedriger als bei der vorangegangenen Prognose im Oktober. Damals hatte der IWF für 2020 ein Wachstum von 3,4 Prozent erwartet. Für 2021 revidierte der Währungsfonds die Prognose auf 3,4 Prozent, nach zuvor 3,6 Prozent.

Probleme in Indien 

Die IWF-Experten erklärten die Prognosesenkung mit zuletzt negativen Nachrichten aus einigen Schwellenländern. Sie verwiesen vor allem auf die Entwicklung in Indien. Das große Schwellenland leidet derzeit unter heftigen politischen Unruhen, die immer stärker zu einer Gefahr für die Entwicklung in der größten Demokratie der Welt werden. Auch habe sich der Konsum in Indien stärker als erwartet abgeschwächt, weil die Einkommen auf dem Land nur langsam steigen und Kredite weniger nachgefragt werden.

Der IWF geht davon aus, dass die indische Wirtschaft 2019 nur um 4,8 Prozent gewachsen ist, nach 6,8 Prozent im Vorjahr. Das Wachstum dort werde zwar auf 5,8 Prozent (2020) und 6,5 Prozent (2021) anziehen. Doch der IWF korrigierte damit seine Prognose aus dem Oktober um 1,2 beziehungsweise 0,9 Prozentpunkte deutlich nach unten.

Für China erwarten die Experten eine weitere Abkühlung des Wirtschaftswachstums auf 5,8 Prozent im Jahr 2021, nach 6,0 Prozent im laufenden und 6,1 Prozent im zurückliegenden Jahr.

Deutschland erholt sich

Auch in den USA gehe das Wachstum schrittweise zurück: von 2,3 Prozent im Jahr 2019 auf 2,0 Prozent (2020) und 1,7 Prozent (2021).

Umgekehrt verläuft der Trend laut IWF in der Eurozone, wenn auch mit niedrigeren Wachstumsraten. Nach 1,2 Prozent im vergangenen Jahr erwarten die IWF-Experten hier 1,3 Prozent in diesem und 1,4 Prozent im folgenden Jahr.

Vergleichsweise stark soll die Wirtschaft in Deutschland anziehen. Nach einem magerem Wachstum von geschätzten 0,5 Prozent im vergangenen Jahr erwartet der IWF in diesem Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,1 und für 2021 um 1,4 Prozent. Der IWF ist damit deutlich optimistischer als andere Experten.

Gita Gopinath IMF Chef-Ökonomin
IWF-Chefökonomin Gita GopinathBild: Imago Images/Xinhua/Liu Jie

Die exportorientierte deutsche Industrie dürfte von der Stabilisierung der Weltwirtschaft profitieren, sagte die IWF-Ökonomin Gita Gopinath. Sie verwies auf das erste Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China. Dadurch werde sich der negative Effekt aller Handelskonflikte auf die Weltwirtschaft 2020 von 0,8 auf 0,5 Prozentpunkte verringern. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit für einen geordneten EU-Ausstieg der Briten zuletzt gestiegen, ergänzte Gopinath.

Zahlreiche Risiken

Die lockere Geldpolitik bleibe zudem eine Stütze der Konjunktur. Sie dürfte laut IWF etwa 0,5 Prozentpunkte zum Wachstum der Weltwirtschaft in den Jahren 2019 und 2020 beitragen. Zinssenkungen gab es zuletzt in den USA, der Türkei, Russland und Brasilien. Die Europäische Zentralbank kauft wieder Staatsanleihen.

Insgesamt macht der IWF weiterhin zahlreiche Risiken aus, etwa eine neuerliche Eskalation im Handelsstreit. Hinzu kämen geopolitische Spannungen, beispielsweise zwischen den USA und dem Iran. Auch Anti-Regierungsproteste in vielen Ländern könnten zulasten der Wirtschaft gehen. In Chile sei dies schon zu beobachten. Dort demonstrieren seit Monaten immer wieder viele Bürger gegen die Regierung in Santiago und die soziale Spaltung in dem südamerikanischen Land.

bea/iw (dpa, reuters)