Istanbul feiert Kulturhauptstadt-Auftakt
16. Januar 2010"In Istanbul kann jede Kultur ihre eigene Identität finden", erklärte Erdogan. Der muslimische Gebetsruf sei unweit der Glocken christlicher Kirchen zu hören.
Auf EU-Kurs
Die Stadt am Bosporus sei mit ihrem Herzen, ihrer Kultur, ihrer Zivilisation, ihren Menschen, ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft immer Europa zugewandt gewesen, sagte der Regierungschef. Zugleich betonte er den europäischen Charakter der gesamten Türkei - "einem Land, das die Berufung zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union hat".
Staatsminister Hayati Yazici ergänzte, das Kulturjahr in Istanbul sollte auch eine Chance dafür sein, dass sich ein verschlossenes Europa der Türkei gegenüber öffne. Yazici ist Regierungskoordinator des Kulturjahres.
"Istanbul Magic"
Zehntausende Menschen bejubelten am Samstagabend (16.01.2010) Feuerwerk- und Lichtshows, die von artistischen Auftritten am Boden begleitet wurden. Am Goldenen Horn wurde die Show "Istanbul Magic" aufgeführt, für die Regisseurin Yekta Kara mehr als 300 Künstler auf die Bühne brachte. Die Show präsentierte die "Schätze Istanbuls, Hauptstadt dreier Weltreiche".
Der Titel Kulturhauptstadt wird vom Europäischen Rat jedes Jahr mindestens einer europäischen Stadt verliehen. Damit soll bei den Europäern ein Bewusstsein ihres gemeinsamen kulturellen Erbes geschaffen werden. Die Wirtschafts- und Kulturmetropole Istanbul ist die mit Abstand größte Stadt der Türkei. Ihre Lage auf zwei Kontinenten ist so einzigartig wie ihre mehr als 2000 Jahre alte Geschichte.
In den kommenden Monaten sind in Istanbul fast 500 Kulturprojekte geplant. Die Stadt teilt sich den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2010 mit dem deutschen Ruhrgebiet unter der Federführung der Stadt Essen und dem ungarischen Pecs.
Enge Kooperation
Die Macher der "Ruhr.2010" wollen in diesem Jahr eng mit Istanbul zusammenarbeiten. Rund 25 der insgesamt 300 Projekte im Ruhrgebiet seien als Kooperation mit dem Programm Istanbuls geplant oder befassten sich mit der Situation Türkischstämmiger in Deutschland und ihrer Heimat, sagte ein "Ruhr.2010"-Sprecher.
"Eine intensivere Zusammenarbeit gab es noch nie", meinte Asli Sevindim, eine von vier Künstlerischen Direktoren der "Ruhr.2010" und zuständig für den interkulturellen Austausch.
Das Ruhrgebiet wird stark von Türken und ihrer Kultur mitgeprägt. Allein im Bundesland Nordrhein-Westfalen leben etwa 900.000 Menschen türkischer Herkunft, davon etwa die Hälfte im Ruhrgebiet.
Autor: Christian Walz (dpa, afp)
Redaktion: Hans Ziegler