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Ist China Tansanias "wahrer Freund"?

3. Mai 2010

Für Tansanias Präsident sind die Chinesen "wahre Freunde", doch sein Volk sieht das anders. Die Tansanier beklagen fehlende Integration der chinesischen Einwanderer, reden von Ausbeutung und miesen Arbeitsbedingungen.

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Fußgänger vor einem Werbeplakat für Afrika in Peking (Foto: AP)
Vor allem wirtschaftliche Beziehungen verbinden China und AfrikaBild: AP

Plastikblumen, Motorräder oder Moskitonetze – im Stadtteil Kariakoo in Dar es Salaam ist fast alles erhältlich. Die Waren auf den Märkten und in den Geschäften kommen schon lange aus Asien, die Verkäufer und Händler mittlerweile auch. Während viele Inder schon seit Jahrhunderten in Tansania verwurzelt sind, zieht es nun immer mehr Chinesen nach Afrika. Einer von ihnen ist Haichang Zheng. Seine Firma kauft und repariert Autos. "Wir sind hier wegen des guten Marktes", erklärt Haichang Zheng. "Der Markt in Tansania wird nie gesättigt sein. Und die lokale Bevölkerung sieht es gerne, dass wir hier Geschäfte machen. So werden Arbeitsplätze geschaffen", meint er. Immerhin arbeiten in seinem Geschäft nicht nur 20 Chinesen, sondern auch 100 Afrikaner.

Sozialistische Bruderstaaten

Junge Frauen in einem Laden, in dem unter anderem bunten Plastikblumen verkauft werden (Foto: AP)
Chinesische Waren überschwemmen den Markt in TansaniaBild: AP

Auf Regierungsebene sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern hervorragend. Vor 45 Jahren schlossen die einstigen sozialistischen Bruderstaaten den ersten Freundschaftsvertrag. Fünf Jahre später bauten tausende Chinesen eine Eisenbahnlinie zwischen Tansania und dem Nachbarland Sambia. Bis heute ist die Strecke eines der größten Infrastrukturprojekte im Land. Tansania gilt als eines der wichtigsten Partnerländer Chinas in Afrika. Politik und Medien sind voller Lob.

Unklar bleibt jedoch nach wie vor die Zahl der chinesischen Einwanderer. Schätzungen reichen bis zu 20.000 Immigranten, Tendenz steigend. Diesen Trend sehen nicht alle positiv. "Schon während der Zeit, als es die ersten bilateralen Beziehungen zwischen den Regierungen gab, waren wir den Chinesen nicht wirklich nahe", kritisiert Margaret Mandago von TUCTA, dem Dachverband der tansanischen Gewerkschaften. "Jetzt, wo sie als Händler kommen, bewahren sie noch immer dieselbe Distanz."

Chinesische Arbeiter auf einer Baustelle in Algerien (Foto: AP)
Der Bau von Prestigeobjekten - wie hier in Algerien - steht in der KritikBild: AP

Die chinesischen Einwanderer bleiben laut Mandago nur unter sich und investieren auch nicht nachhaltig in Tansanias Wirtschaft. Vielmehr überschwemmen sie das Land mit billigen Importprodukten.

Arbeit für alle

Ein weiterer Kritikpunkt: Auch Chinas Entwicklungshilfepolitik folgt wirtschaftlichen Interessen der Regierung in Peking. Menschenrechtler geben zu bedenken, dass sich China durch den Bau von Prestigeprojekten die Gunst der Regierung kauft. Die Bevölkerung habe von den Bauten hingegen nicht viel. Das neue Nationalstadion in Dar es Salaam sei ein Beispiel dafür. Früher wurde durch solche Projekte auch der chinesische Arbeitsmarkt entlastet, da fast ausschließlich Chinesen mitarbeiteten. Doch hier beobachtet der Kenianer John Njenga Karugia ein Umdenken. Er promoviert zum Thema "Chinesische Migration nach Tansania und Kenia" und hat sowohl bei der Regierung, als auch bei der Zivilgesellschaft zunehmende Diskussionen bemerkt: "Da sind die Menschen sehr kritisch und ich glaube, die unterstützen das Projekt mehr, wenn sie Arbeit bekommen. Sie würden den Chinesen Probleme machen, wenn nur Chinesen arbeiten würden."

Schlechte Arbeitsbedingungen, gute Geschäftspartner

Chinese vor einem Werbeplakat für das China-Afrika-Forum in Peking (Foto: dpa)
Sozialistische Bruderstaaten: Werbung für das China-Afrika-Forum in PekingBild: picture-alliance/ dpa

Probleme gibt es hingegen häufig wegen der schlechten Arbeitsbedingungen bei chinesischen Firmen. In Sambia beispielsweise protestierten in den vergangenen Jahren immer wieder Arbeiter, weil sie sich von Chinesen ausgebeutet fühlten, die zahlreiche Kupferminen besitzen. Im Wahlkampf 2006 warb ein Präsidentschaftskandidat sogar damit, alle chinesischen Händler aus dem Land zu werfen. Ein Extremfall, von dem Tansania weit entfernt ist. Trotz aller Kritik, die Chinesen werden geschätzt – zumindest als Geschäftspartner.

Autor: Adrian Kriesch
Redaktion: Stephanie Gebert