Israelische Bodentruppen rücken nach Gaza-Stadt vor
5. Januar 2009Bodentruppen drangen unterstützt von schwerer Artillerie und Kampfflugzeugen tiefer in das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Palästinensergebiet vor. Die israelische Armee hat bei ihrem Vormarsch den Gazastreifen in zwei Zonen geteilt. Auch in Gaza-Stadt scheint inzwischen gekämpft zu werden: Der israelische Hörfunk berichtete, in der 400.000 Einwohner zählenden Stadt sei es am Montagmorgen zu Schießereien zwischen israelischen Soldaten und militanten Hamas-Angehörigen gekommen. Im Norden waren Explosionen zu hören, als die Soldaten vorrückten. Sie forderten die Bewohner auf, ihre Häuser zu verlassen, damit sie bei den Kämpfen nicht verletzt würden.
Heftige Kämpfe wurden auch aus El Seitun im Osten Gazas gemeldet, aber auch aus den nördlichen Städten Beit Lahia, Beit Hanun und Dschabalia. Dutzende Panzer bezogen Stellung in der früheren jüdischen Siedlung Nezarim südlich von Gaza. Bewohner der umkämpften Gebiete versuchten in Kleinbussen und Autos zu fliehen.
Sanitäter getötet
Seit Beginn der Bodenoffensive kamen nach palästinensischen Angaben mehr als 60 Zivilpersonen ums Leben. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in Gaza gaben die Zahl der Toten am Sonntagabend mit mindestens 64 an. Sie beklagten, dass israelische Granaten auch Krankenwagen getroffen hätten. Dabei seien in Gaza drei Sanitäter getötet worden und ein weiterer in der nördlichen Stadt Beit Lahija. Die britische Hilfsorganisation Oxfam bestätigte letzteren Angriff. Die Gesamtzahl der getöteten Palästinenser stieg nach Angaben der Gesundheitsbehörde auf mindestens 520, darunter mindestens 100 Zivilpersonen.
Die israelische Armee bestätigte den Tod eines ihrer Soldaten nahe Beit Lahia. Er war der erste Soldat, der seit Beginn des Einmarschs ums Leben kam. 30 Soldaten seien verletzt worden
"Krieg ist kein Picknick"
Der Raketenbeschuss aus dem Autonomiegebiet dauerte aber auch am Sonntag an. Im Süden Israels schlugen über 40 Raketen und Mörsergranaten ein. Mit der Bodenoffensive sollten Gebiete eingenommen werden, von denen aus Raketen auf Israel abgeschossen würden, erklärte das Büro von Israels Regierungschef Ehud Olmert. Verteidigungsminister Ehud Barak drohte mit einer Ausweitung und Intensivierung der Offensive "wenn nötig" und erklärte, diese werde nicht schnell zu Ende sein: "Krieg ist kein Picknick", sagte er.
Die israelischen Streitkräfte hätten nicht vor, den Gazastreifen zu besetzen, sagte ein ranghoher Armeevertreter, der ungenannt bleiben wollte. Allerdings sei es möglich, dass jene Sektoren des Gebiets, von denen aus Israel mit Raketen beschossen werde, für einige Zeit von Israel kontrolliert werden müssten.
Hamas gesprächsbereit
Die Hamas plant nach eigenen Angaben erstmals seit Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen diplomatische Gespräche in Ägypten. Eine Delegation werde am Montag auf Einladung Ägyptens nach Kairo reisen, sagte ein Hamas-Sprecher. Der Besuch der Hamas-Delegation in Ägypten fiele mit der erwarteten Ägyptenreise des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zusammen. Sarkozy bemüht sich um eine Waffenruhe im Gazastreifen. Er wollte ab Montag unter anderem nach Kairo, Ramallah, Jerusalem und Damaskus reisen. (sam/mas)