Israeli am Josef-Grab getötet
24. April 2011Am Grab des Patriarchen Josef im Westjordanland ist am Sonntag (24.04.2011) ein junger Israeli erschossen worden. Ein palästinensischer Polizist habe das Feuer eröffnet, "nachdem er verdächtige Bewegungen bemerkt habe", zitierten die israelischen Streitkräfte eine Erklärung der palästinensischen Behörden. Vier seiner Begleiter seien dabei verletzt worden. Der Besuch an dem in der Stadt Nablus gelegenen Grab sei nicht genehmigt gewesen. Die religiösen Juden wollten offenbar anlässlich des jüdischen Pessach-Fests im Josef-Grab beten.
Neffe der Kulturministerin
Der Getötete ist laut Medienberichten ein Neffe der israelischen Kulturministerin Limor Livnat. Sie gehört dem Likud-Block von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. An biblischen Stätten im Westjordanland kommt es öfters zu Konflikten zwischen Israelis und Palästinensern. In Nablus liegt das Grab Josefs, in Hebron das Grab der Patriarchen und bei Bethlehem Rachels Grab.
Normalerweise arbeiten Israel und die palästinensische Autonomiebehörde in Sicherheitsfragen eng zusammen. Die palästinensischen Behörden machten daher mangelnde Absprache für die Schüsse auf die jüdischen Besucher verantwortlich. "Das Hauptproblem ist, dass sie die Stadt ohne Koordinierung betreten haben", sagte der palästinensische Gouverneur von Nablus, Dschibril al Bakri. Die Behörden hätten Ermittlungen aufgenommen.
Neue Unruhen
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak sprach dagegen von einem Mord. "Kein Koordinierungsproblem kann solch einen Zwischenfall und das Schießen auf unschuldige Leute rechtfertigen", sagte Barak in einer Pressemitteilung. Ihr Neffe sei von einem "als palästinensischer Polizist verkleideten Terroristen" getötet worden, sagte Kulturministerin Livnat der Online-Ausgabe der israelischen Zeitung "Maariv". Sie sei "erschüttert über den mörderischen Anschlag", sagte sie.
In Nablus und Umgebung kam es nach den tödlichen Schüssen zu Ausschreitungen. Palästinenser verwüsteten das Josef-Grab, jüdische Siedler griffen palästinensische Autofahrer an. Der Siedlerverband Jescha sagte, der Fall zeige, dass der palästinensischen Autonomiebehörde nicht getraut werden dürfe.
Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa)
Redaktion: Reinhard Kleber