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Konflikte

"Iron Dome": Wie Israels Luftabwehr funktioniert

Uta Steinwehr mit Agenturen | Astrid Prange de Oliveira
8. August 2024

Die eiserne Kuppel reicht nicht mehr. Angesichts der Eskalation in Nahost will Israel sein Luftabwehrsystem ausbauen und neben "Iron Dome" auch die neue Laserwaffe "Iron Beam" vorzeitig einsetzen. Ein Überblick.

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Leuchtende  Punkte und Striche am dunklen Himmel zeigen die Abwehr von Raketen des israelischen Systems "Iron Dome"
Raketen des israelischen Luftabwehrsystems "Iron Dome" fangen Raketen ab, die aus dem Libanon im April dieses Jahres auf Nordisrael abgefeuert wurden Bild: Ayal Margolin/JINI/XinHua/picture alliance

Nach dem tödlichen Anschlag auf Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran am 31.07.2024 droht Israel die Gefahr von Vergeltungsschlägen. Israels Luftabwehrsysteme sowie die israelischen und US-amerikanischen Satelliten befinden sich in höchster Alarmbereitschaft.

Bei einem Vergeltungsschlag des Iran würden nach Einschätzung von Experten auch Hilfstruppen wie die Huthis im Jemen und die Hisbollah im Libanon mitmachen.

Auch pro-iranische Milizen in Irak und Syrien könnten eingesetzt werden. Der Angriff auf Israel könnte also von mehreren Seiten gleichzeitig kommen. 

Israel | Drohnenangriff auf das Kibbuz Kabri im Norden des Landes. Zu sehen sind Überreste einer zerstörten Drohne auf einer Straße
Teile einer explodierten Drohne liegen auf einer Straße im Kibbutz Kabri im Norden Israels. Der Angriff erfolgte am 11. Juli aus dem Libanon Bild: Amir Levy/Getty Images

"Lebensversicherung Israels" 

Über welche Abwehrsysteme verfügt Israel, und wie sicher sind sie?

Die Luftabwehr besteht aus einem dreistufigen System. Für Mittelstreckenraketen, Drohnen und Marschflugkörper ist "David's Sling" (Davids Steinschleuder, auch Zauberstab genannt) zuständig. Das System Arrow (Pfeil) zielt auf Langstreckenraketen.

"Iron Dome" (Eisenkuppel) fängt Kurzstreckenraketen und Artilleriegeschosse ab. In den sozialen Netzwerken wird die Eisenkuppel als die "Lebensversicherung Israels" gepriesen. Das System ist seit März 2011 im Einsatz.

Wie funktioniert "Iron Dome"?

Das System besteht aus drei Komponenten: Einer Radareinheit, einem Kontrollzentrum und einem Raketenwerfer. Die Radareinheit erkennt bedrohliche Geschosse wie Kurzstreckenraketen und Mörsergranaten, berechnet deren Flugbahn und übermittelt diese Informationen an das Kontrollzentrum.

Das passiert binnen Sekunden. Das muss es auch, denn je nach Entfernung vom Gazastreifen bleiben den Israelis nur 15 bis 90 Sekunden Zeit, um sich vor einer herannahenden Rakete in Sicherheit zu bringen.

Karte Vorwarnzeit für Israelis bei einer Rakete aus dem Gaza-Streifen

Das dritte Element sind Raketenabschussvorrichtungen. Drei bis vier Stück sind es pro System, in jedem haben 20 Raketen Platz. Eine Abwehrrakete wird nur gestartet, wenn klar ist, dass ein Geschoss auf bewohntes Gebiet gerichtet ist.

Sie ist in der Luft manövrierfähig. Die Abfangrakete trifft das andere Geschoss aber nicht direkt, sondern explodiert in dessen Nähe und zerstört es so. Allerdings können herabfallende Trümmer noch Schäden verursachen.

Die Systeme sind mobil und können verlegt werden. Derzeit sind in Israel zehn Stück im Einsatz. Nach Angaben des Herstellers, dem staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen Rafael Defence Systems, kann eine einzelne Batterie eine Stadt mittlerer Größe schützen.

Das System kann Geschosse mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern abfangen. Um das ganze Land zu schützen, wären nach Ansicht von Experten 13 Systeme notwendig.

Drei Soldatinnen und Soldaten stehen hinter einem Bauzaun, im Hintergrund eine Abschussvorrichtung und Betonelemente.
Diese Abschussvorrichtung steht in der Nähe der Stadt Aschkelon, die zehn Kilometer nördlich des Gaza-Streifens liegtBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Wie erfolgreich ist das System?

Laut Hersteller Rafael Advanced Defence Systems weist das System eine Erfolgsquote von 90 Prozent auf. Auf seiner Unternehmensseite spricht der staatliche Rüstungskonzern von "mehr als 5000 abgefangenen Geschossen". 

Nach Angaben der israelischen Armee wurden bei dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt mehr als 3000 Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert.

Was kostet der Einsatz?

Die Kosten eines einzelnen Iron-Dome-Abfanggeschosses belaufen sich der in Washington ansässigen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies zufolge auf zwischen 40.000 bis 50.000 US-Dollar.

Eine Rakete in der Luft, daneben eine Rauchwolke
Die Abwehrraketen bleiben in der Luft manövrierfähigBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Angesichts der hohen Kosten will die israelische Armee das System der Eisernen Kuppel durch eine neue Laser-Abwehrwaffe, den sogenannten "Iron Beam" (Eisernen Strahl) ergänzen.

Mit dem Hochenergielaser sollen anfliegende Kleinraketen, Drohnen oder Mörsergranaten zerstört werden. Sie sollen auch in der Lage sein, Drohnen-Schwärme zu neutralisieren.

Der Einsatz der neuen Lasertechnik war für 2025 geplant. Nun soll das Abwehrsystem nach Medienberichten bereits vorher eingesetzt werden.  

Neue Laserwaffe "Iron Beam"

Die Energiewaffe wurde im Februar 2014 von dem israelischen Rüstungskonzern Rafael Systems vorgestellt. Seit 2022 beteiligt sich auch der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin an dem Projekt.

Die Vorteile im Vergleich zu "Iron Dome" sind weitaus geringere Kosten pro Abschuss, ein theoretisch unbegrenzter Munitionsvorrat und geringere Betriebskosten.

Die Angaben zu den Kosten schwanken beträchtlich: Ein Laser-Abschuss kostet angeblich wenige Dollar bis 2000 Dollar, wenn alles eingerechnet wird.

Dieser Artikel wurde zuerst am 12.05.2021 veröffentlicht.