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PolitikNahost

Iran dementiert Angriff aus dem Ausland

19. April 2024

US-Medien berichten von einem israelischen Vergeltungsschlag im Iran. Allerdings dementieren das die iranischen Behörden und Medien. Es hieß nur, die Luftabwehr habe drei Minidrohnen abgeschossen.

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Drei Personen neben einer militärischen Anlage
Militärpersonal bewacht die iranische Atomanlage in IsfahanBild: West Asia News Agency/REUTERS

"Es scheint, dass die amerikanischen Medien von einem israelischen Angriff auf den Iran geträumt haben", schrieb Hossein Dalirian, der Sprecher der iranischen Raumfahrtbehörde am Freitagmorgen (19.04.24)  auf seinem Twitter-Account. Die iranischen Luftabwehrsysteme hätten an diesem Morgen drei kleine Flugkörper abgeschossen. Nirgendwo auf der Welt würde man das als Angriff bezeichnen.

Kurz zuvor haben die US-Sender CNN und CBS News unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter berichtet, dass Israel einen Militärschlag im Iran durchgeführt habe. Das israelische Militär habe den Angriff als Vergeltungfür den Drohnen- und Raketenbeschuss Teherans am vergangenen Wochenende ausgeführt, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Regierungsbeamten.

Alles ruhig in Isfahan?

In der Nähe eines großen Militärflugplatzes nahe der zentraliranischen Stadt Isfahan sollen drei Explosionen zu hören gewesen sein, berichteten iranische Staatsmedien. In Isfahan befinden sich verschiedene militärische Stützpunkte, aber auch Teile der iranischen Nuklearanlagen.

In Fernsehinterviews betonten die iranischen Behörden, dass ihre Luftabwehr drei Drohnen abgefangen habe. Berichte über einen Raketenangriff gab es nicht. Die Drohnen sollen Mini-Quadcopter gewesen sein. Ähnliche Flugobjekte mit vier Rotoren hatten im Februar 2022 einen Luftwaffenstützpunkt im Westen des Irans angegriffen. Dabei waren zahlreiche Drohnen der iranischen Luftwaffe zerstört worden. Auch damals soll Israel hinter dem Angriff gesteckt haben. 

Blick auf die Urananreicherungsanlage
(Archiv) Nuklearanlage nahe der zentraliranischen Stadt IsfahanBild: epa/dpa/picture alliance

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) meldete am Freitag in Wien, dass keine Atomanlagen im Iran beschädigt worden seien.

Der Einsatz moderner Technologien im "Schattenkrieg" zwischen dem Iran und Israel ist nichts Neues. Im November 2020 wurde der iranische Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh nahe Teheran von einem ferngesteuerten Killerroboter getötet. Medienberichten zufolge saß der Schütze, der den Abschussbefehl gab, 1.000 Meilen vom Tatort entfernt.

Als Vergeltung für einen Raketenangriff auf das iranische Botschaftsgebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus hatte der Iran Israel am 14. April mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle von Iran gestarteten Drohnen und Raketen abgewehrt.

Was tatsächlich in Isfahan geschehen ist, ist noch nicht klar. Alles sei ruhig, behauptete das staatliche Fernsehen, das Kamerateams nach draußen schickte und ruhige Videoaufnahmen aus der Stadt zeigte.

Screenshot aus dem TV mit Blick auf einen Kreisverkehr in Isfahan
​​Nach Berichten des staatlichen Fernsehen sei alles ruhig in IsfahanBild: IRANIAN STATE TV (IRIB)/AFP

Darauf sind leere Straßen zu sehen. Die Menschen gehen im Park spazieren an diesem einzigen freien Tag in der Woche. Der Verkehr wurde als normal bezeichnet. Auch der Flugbetrieb soll nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen worden sein.

Zensur in sozialen Netzwerken

Im Netz findet man kaum Fotos von Bürgerjournalisten aus Isfahan. Seit Anfang der Woche geht der Geheimdienst der Revolutionsgarde gegen jede Person vor, die sich kritisch zur Israel-Politik der Islamischen Republik äußert. Viele Zivilisten im Iran haben Angst vor einem möglichen Krieg mit Israel. In privaten Gesprächen betonen viele, dass sie kein Verständnis für die feindliche Israel-Politik der Regierung hätten.

Am vergangenen Sonntag (14.04.24) veröffentlichte der Geheimdienst der Revolutionsgarde direkt nach dem Angriff auf Israel eine Mitteilung in staatlichen Medien. Er forderte alle Einwohner auf, "jede Solidaritätsbekundung mit Israel in den sozialen Netzwerken" schnellstmöglich zu melden.

In den letzten Tagen berichteten zahlreiche Aktivisten und Journalisten, dass sie von anonymen Personen angerufen, gewarnt oder sogar bedroht worden seien, damit sie die "Gefühle der Nation" im Netz nicht verletzten und keine Kritik an der Israel-Politik äußerten. Das Land befinde sich in einem Informationskrieg, hieß es von den Anrufern. 

Kann sich der Iran einen Krieg mit Israel leisten?