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"Investitionsoffensive" für marode Brücken in Deutschland?

12. September 2024

Nach dem teilweisen Einsturz einer zentralen Brücke in Dresden hat eine Debatte um den Zustand der deutschen Straßen und Brücken begonnen. Doch ist überhaupt genug Geld für die erforderlichen Investitionen vorhanden?

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Ein Mann fotografiert die eingestürzte Brücke
Eingestürzte Carolabrücke: "ein trauriges Symbol"Bild: Robert Michael/dpa/picture-alliance

"Es ist fünf vor zwölf", sagt der Brückenexperte Martin Mertens nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden. Doch er kritisiert insgesamt den schlechten Zustand vieler Großbrücken in Deutschland. "Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind", erklärt der Professor von der Hochschule Bochum dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND). Das seien wegen des regelrechten Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. Die Politik müsse reagieren.

Das sieht auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund so und fordert eine "Investitionsoffensive Infrastruktur". Die Förderbank KfW beziffere den kommunalen Investitionsrückstand auf rund 186 Milliarden Euro, sagte André Berghegger, der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Hinblick speziell auf Brücken verweist Berghegger auf eine Studie von 2023, nach der die Hälfte der rund 60.000 Brücken in kommunaler Hand in keinem guten Zustand sei.

Wer soll das bezahlen - Bund, Länder oder Kommunen?

"Mit Blick auf die Haushaltsverhandlungen im Bundestag erwarten wir daher von Bund und Ländern, Investitionen einen Vorrang vor konsumtiven Ausgaben einzuräumen", so Berghegger weiter. Es gelte jetzt, intelligente Entscheidungen zu treffen, um den Standort Deutschland zu stärken.

Volker Wissing
Verkehrsminister Wissing sieht für Dresden den Bund nicht in der VerantwortungBild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden erläuterte er, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. "Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird."

Carolabrücke "trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur"

Auch der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Wolfgang Schubert-Raab, hält laut einer Mitteilung Investitionen für dringend nötig. Den Einsturz in Dresden bezeichnete er als "trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur", das den dringenden Handlungsbedarf vor Augen führe.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie pocht darauf, der Sanierung von Brücken in Deutschland "oberste Priorität" einzuräumen. "Der Vorfall zeigt eindrücklich, wie hochsensibel unsere Verkehrsinfrastruktur ist und welchen wichtigen Part unsere Brücken übernehmen", sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem RND. Das Augenmerk auf diese Schlagadern müsse Vorrang Priorität haben.

Ländliches Tal, darin Staubwolken von der Sprengung einer Talbrücke
War ebenfalls marode: Die Autobahn-Talbrücke Rahmede in NRW wurde 2023 gesprengt - derzeit erfolgt ein NeubauBild: Sebastian Sendlak/DeFodi Images/picture alliance

Geplante Brückensanierung in Dresden kommt zu spät

In der Nacht zum Mittwoch war ein etwa 100 Meter langes Stück der Carolabrücke in die Elbe gestürzt. Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Dresdner Innenstadt für den Auto-, Rad- und Straßenbahnverkehr. Verletzt wurde niemand. Auch der Rest der Brücke gilt nun als einsturzgefährdet.

Die Ursache ist noch unklar, die Polizei geht aber nicht von einer Fremdeinwirkung aus. In den vergangenen Jahren wurden bereits Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, für das nächste Jahr war die Sanierung des nun eingestürzten Brückenzuges geplant.

fab/wa (dpa, afp)