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Interview mit Ilona Schmiel, neue Intendantin des Beethovenfestes Bonn

Seit Beginn des Jahres 2004 ist Ilona Schmiel die neue Intendantin des Beethovenfestes Bonn. Als Nachfolgerin von Franz Willnauer wird sie in den nächsten Jahren das Programm des Festivals verantworten.

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Ilona Schmiel, www.beethovenfest.deBild: picture-alliance/ dpa

Im Gespräch mit Gero Schließ (Deutsche Welle) äußert sich Ilona Schmiel zu ihren Ideen für 2004 und darüber hinaus.

Schließ: Frau Schmiel, zunächst eine grundsätzliche Frage an Sie als neue Intendantin des Beethovenfestes. Welche Aufgabe hat dieses Festival und welche internationale Ausstrahlung soll es erreichen?

Schmiel: Diese Frage ganz berechtigt. Beethovens Musik ist global verfügbar. Dennoch, wir sind der einzige authentische Ort, seine Geburtsstadt, und insofern müssen wir uns auch auf sein Werk in einer besonderen Art und Weise konzentrieren hinsichtlich einerseits der Künstler, die sein Werk interpretieren, aber andererseits natürlich auf die Rezeptionsgeschichte seiner Werke und die Frage, wie kontrastieren wir Beethovens Werke mit anderen Komponisten seiner eigenen Zeit, zu seinen Lebzeiten und auch bis hin zur aktuellen zeitgenössischen Musik? Schließ: Also nicht nur Beethoven pur beim Beethovenfest? Schmiel: Auf gar keinen Fall. Wir werden drei Programmlinien haben. Neben Beethoven pur, so wie Sie es eben genannt haben, wird es eine geben, die sich mit den internationalen Beziehungen beschäftigt, die Beethoven zu seinen Lebzeiten geknüpft hat aufgrund seiner Reisetätigkeit und anderer unterschiedlicher historischer Bezüge. Das wird die eine Linie sein, mit der wir uns beschäftigen und eine dritte wird das Thema des Konzertrituals, der Konzertform, unterschiedlichste Angebote in diesem Bereich anzubieten und natürlich auch um neue und andere Zielgruppen altersunabhängig als neues Konzertpublikum zu gewinnen.
Schließ: Nun heißt es ja Internationales Beethovenfest. Wie wollen Sie diese Internationalität, diese Strahlkraft über Bonn und über Deutschland hinaus sicherstellen?
Schmiel: Zum einen sind wir bereits international, deswegen werden wir unseren Namen auch ändern, dahingehend, dass wir ab jetzt, Beethovenfest Bonn heißen. International sind wir durch die Künstler, die wir zu Gast haben, die aus diversen Ländern, in unterschiedlichsten Positionen zu uns kommen, durch die Ensembles die über Jahre und Jahrzehnte dieses sehr lange ja bereits stattfindende Beethovenfest geprägt haben. Also auf der internationalen musikalischen Produktionsseite haben wir Internationalität erreicht. Was uns tatsächlich bewegen wird in den nächsten Jahren, ist die Frage, wie erreichen wir internationale Gäste? Und das wird nur möglich sein, indem wir ein sehr konzentriertes Angebot für dreieinhalb Wochen, die wir jährlich zur Verfügung haben, kreieren, was so in dieser Zusammenstellung in dieser Konzentration im Zusammenspiel mit anderen Kunstformen und auch mit den Institutionen hier vor Ort, in der Bundesstadt Bonn, nirgendwo anders in der Welt geboten wird.
Schließ: Wie lässt sich so eine Botschaft transportieren?
Schmiel: Weltweit sind wir natürlich auch vernetzt mit unseren Medienpartnern, mit großen Sponsoren, oder wie mit Ihnen, der Deutsche Welle, die eben in der Lage ist, über Mitschnitte, redaktionelle Beiträge, aber auch über Korrespondenten, die weltweit für uns, für die gemeinsame Sache, für dieses Anliegen agieren eben dieses Programm dann auch zu transportieren. Schließ: Frau Schmiel, Sie haben eben gesagt, Sie gehen in die europäischen Regionen, dort wo Beethoven auch vernetzt ist. Dieses Jahr wird es der böhmisch- mährische Kulturraum sein. Was lässt sich über diesen Programmpunkt vielleicht noch detaillierter sagen?
Schmiel: Der böhmisch-mährische Bereich ist ja der erste, in den Beethoven zu seinen Lebzeiten gereist ist, nämlich 1796 das erste Mal und dann 1798. Wir wissen, dass er dort Mozarts Musik zuhauf gehört hat, dass Mozarts Don Giovanni zu dieser Zeit quasi uraufgeführt wurde. Also wir lassen die historische Zeit wieder neu erstehen und knüpfen natürlich Bezüge zu weiteren Musikern dieser Zeit und versuchen diese Zeit, dieses Umfeld der böhmisch-mährischen Musik aufleben zu lassen, aber auch die Jubiläen: Sowohl den 100. Todestag von Antonin Dvorák als auch den 150. Geburtstag von Leos Janácek bedenken wir natürlich mit. Und da haben wir zwei Komponisten, die sich sehr unterschiedlich mit dem Werk Beethovens auseinandergesetzt haben. Entweder seine symphonische Ausrichtung weiterverfolgt haben zum Beispiel im Werk von Antonin Dvorák bis zur aktuellen Zeit jetzt, das ist die eine Rezeptionslinie und die zweite, wenn man sich Leos Janácek anschaut, dann ist es eine sehr klare Abkehr vom Schaffen Beethovens.
Schließ: Festivals zumal mit internationaler Strahlkraft sind ja auch immer Starparaden. Wer wird alles nach Bonn kommen? Wen haben Sie angelockt?
Schmiel: Es wird kommen Murray Perahia, es wird Kent Nagano dabei sein, Sir John Eliot Gardiner, Pierre Laurent Aimard, Ruth Ziesak, die Sopranistin Martina Jankowa, die letztes Jahr in Salzburg debütiert hat, beispielsweise, das sind nur einige. Im Jazzbereich Uri Caine und andere. Ich denke es wird eine Fülle sein. Darüber hinaus bedeutende Ensembles: Bamberger Symphoniker, Tschechische Philharmonie, das Deutsche Symphonieorchester, das Finnische Radio Orchester mit Sarkari Oramo. Also ein bunter Strauß und nicht zuletzt ein chinesischer Jungstar, den wir gemeinsam mit der Deutschen Welle auf Ihre Initiative hin mit dem Hochschulorchester aus Peking eingeladen haben: Yundi Li.
Schließ: Wie viele Menschen erwarten Sie? Wie viele sollen kommen?
Schmiel: Wir haben 37500 Karten im Angebot, es sind 56 Veranstaltungen und wir versuchen, die Auslastung von 90 Prozent, die im letzten Jahr insgesamt erzielt wurde, auch für 2004 wieder zu erreichen.
Schließ: Dann viel Erfolg!
Schmiel: Vielen Dank