Internationale Energieagentur: 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar
26. September 2023Der Weg zum 1,5-Grad-Ziel "hat sich in den letzten zwei Jahren verengt, aber saubere Energietechnologien halten ihn offen", erklärte der Geschäftsführer der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, in Paris. Die Energiewende ist laut IEA aber nur dann möglich, wenn von einer langfristigen Nutzung fossiler Energien abgesehen wird. Die Autoren des Berichts fordern einen "massiven, von der Politik angetriebenen Ausbau der Kapazität von Erneuerbaren Energien", um die Nachfrage an fossilen Brennstoffen bis 2030 um 25 Prozent zu senken. Auch wird gewarnt, dass die Welt bei einer Weiternutzung der bisherigen Öl- und Gasfelder und Kohlekraftwerke bis zum Ende von deren Lebensdauer wesentlich über das CO2-Budget hinausschießen würde, das ihr bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zur Verfügung stünde.
Außerdem muss die Weltgemeinschaft nach Schätzung der Agentur für den Übergang zu sauberer Energie vom nächsten Jahrzehnt an insgesamt 4,5 Billionen US-Dollar pro Jahr zur Verfügung stellen. Für das laufende Jahr werden Investitionen in Höhe von insgesamt 1,8 Billionen US-Dollar erwartet, wie aus dem aktualisierten Bericht der IEA hervorgeht.
Mehr Tempo gefordert
Zudem müssten alle Länder ihre Bemühungen erheblich beschleunigen, um das angestrebte Ziel von "Netto-Null" bei den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen zu erreichen, erklärte die Internationale Energieagentur. "Netto-Null" bedeutet, dass alle von Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen durch Reduktionsmaßnahmen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden müssen. Damit wäre die Menschheit klimaneutral und die globale Temperatur würde sich stabilisieren.
Die IEA rief die reicheren Länder dazu auf, das Ziel auf 2045 vorzuziehen. China solle das Ziel auf 2050 vorziehen. Damit wäre die Zielmarke "Netto-Null" für die meisten Industrieländer um fünf Jahre nach vorne versetzt und für China um zehn Jahre.
Die Welt habe bereits zu lange gezögert, "um harte Entscheidungen zu vermeiden", betonte die IEA. Ihr zufolge erbringen saubere Energietechnologien zusammengenommen voraussichtlich ein Drittel der bis 2030 erforderlichen Emissionsreduktionen.
Das 2015 in Frankreichs Hauptstadt Paris geschlossene Klimaschutzabkommen sieht vor, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter - möglichst auf 1,5 Grad - zu begrenzen. Dieser steuert aber nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) mit der aktuellen Politik eher auf plus 2,8 Grad Celsius zum Ende des Jahrhunderts zu. Das Klima hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um fast 1,2 Grad Celsius erwärmt, was die Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen, Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen und Stürmen zunehmend erhöht.
Im Dezember findet in Dubai die nächste Weltklimakonferenz (COP28) statt. Dabei dürfte die Zukunft fossiler Energien für Diskussionen sorgen. "Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe geht zu Ende", sagte Laurence Tubiana, Geschäftsführerin der European Climate Foundation und eine der Architektinnen des Pariser Klimaabkommens. "In Dubai wird die COP-Präsidentschaft zeigen müssen, wie eine Führung nach dem Ende der fossilen Brennstoffe aussieht." Der Leiter der diesjährigen COP ist umstritten: Sultan Ahmed al-Dschaber ist auch Chef der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate.
se/kle (afp, rtr, iea.org)