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Ingmar Bergmans wichtigste Filme

Jochen Kürten
14. Juli 2018

Vor 100 Jahren geboren, ist Ingmar Bergman aus der Geschichte des Kinos nicht mehr wegzudenken. Wir stellen die wichtigsten Werke des Meisterregisseurs vor - und blicken auf eine neue, überraschende Dokumentation.

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Kino-Regisseur Ingmar Bergman
Bild: Getty Images/AFP/J. Forsell

Viele halten ihn für den größten Filmregisseur des 20. Jahrhunderts. Das Filmfestival in Cannes wollte das 1997 ganz offiziell festhalten und verlieh dem Schweden einen Sonderpreis: Die "Palme aller Palmen", was nichts anderes als "Bester Regisseur aller Zeiten" ausdrücken sollte. Solche Superlative sind natürlich fragwürdig, sie zeigen allerdings, dass dieser Filmemacher ohne Zweifel zu den ganz entscheidenden Wegbereitern in der Geschichte der siebenten Kunst gehört.

Bergman war ein Workaholic hinter der Kamera und auf der Bühne 

Geboren am 14. Juli 1918 in Uppsala und 2007 auf der schwedischen Insel Fårö gestorben, hinterließ Bergman ein gewaltiges Oeuvre. Zwischen 1946 und 2003 inszenierte der Regisseur zahlreiche Filme, vor allem für die große Leinwand. Bergman experimentierte aber auch schon früh mit dem kleineren Fernsehformat. Darüberhinaus zählt er zu den bedeutendsten Theaterregisseuren Europas. Und Bergman schrieb: Erinnerungen und Tagebücher, Drehbücher natürlich, ein riesiges Textkonvolut, das bis heute noch nicht vollständig erschlossen ist.

Schweden: Filmregisseur Ingmar Bergman in Stockholm
1957 gilt als entscheidendes Jahr: Bergman war auf allen Bühnen enorm fleißigBild: picture-alliance/dpa/Scanpix/M. Hartman

Seine Filme wurden mit zahlreichen Preisen bedacht, bei Festivals und auch in den USA, wo Bergman drei Oscars erhielt. Es ist kein Geheimnis, dass viele Regisseure nachkommender Generationen den Schweden verehrten, immer wieder versuchten, ihn nachzuahmen. Der wohl bekannteste Bergman-Fan unter den Regisseuren ist Woody Allen. Der Amerikaner, sonst eher als melancholischer Komödien-Regisseur bekannt, drehte mit "September" und "Eine andere Frau" zwei ernste Filme à la Bergman.

Die Kulturwelt liegt dem schwedischen Regisseur zu Füßen

Fans hatte der Schwede nicht nur in der Kinoszene. Auch Vertreter anderer Kultursparten huldigten Ingmar Bergman. Die soeben erschienene Neuauflage seiner Erinnerungen, "Laterna Magica", wird von einem Vorwort des französischen Literaturnobelpreisträgers Jean-Marie Gustave Le Clézio eingeleitet. Der Romancier fasst dort den Kern der Bergmanschen Kunst so zusammen: "Bergman ist ein moralfreier, oder, besser, nicht soziabler Mensch, und nur der Umgang mit den Frauen, die er sich aussucht, verhilft ihm zu einem Metier, einem Halt - einem Lebensinhalt."

Filmstill: Ingmar Bergman - Einen Sommer lang
Was haben Frau und Mann sich zu sagen? Szene aus Bergmans "Einen Sommer lang" (1951)Bild: Imago/United Archives

Bergman und die Frauen, auch das ist ein Kapitel für sich, über das viel geschrieben wurde. Der Schwede hatte zahlreiche Ehefrauen, Liebschaften, Lebenspartnerinnen, oft gleichzeitig. Bergman machte diese Beziehungen auch zu seinem Lebensfilmthema. Le Clézio: "Wohl weil die Kunst für ihn dieses Gewebe aus Lügen, Eifersüchteleien, erotischen Spielen und halb komischen, halb tragischen Dramen ist, das die klarsichtige Intelligenz hervorbringt, das wie ein Schlachtfeld ist, auf dem es nichts zu erobern, aber alles festzuhalten gilt."

Ingmar Bergman: Meister der psychologischen Tiefenbohrungen

Bergman inszenierte in seinen Filmen dieses Schlachtfeld der Gefühle mit manchmal unerträglicher Intensität, schonte die Zuschauer nicht. Er war einer der ersten, der Erotik und Sexualität in nie zuvor gesehener Offenheit zeigte und ansprach. Und er verband diese menschlichen Gefühlswelten mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens. Krankheit und Tod, die Suche nach Gott und die Frage, ob die Religion dem Menschen überhaupt eine ehrliche Hilfe sein kann, all das beschäftigte den Regisseur immer wieder.

Ingmar Bergman und Liv Ullmann Flash-Galerie
Ein Kapitel für sich: Ingmar Bergman und die Frauen - hier mit Liv UllmannBild: AP

Dass Ingmar Bergman auch sein Leben in ein Kunstwerk verwandelte, ist erst spät offenbar geworden. Der Regisseur so vieler unvergessener Meisterwerke verstand es gut, sich zu inszenieren. Das, was er niederschrieb, war seine Sicht der Dinge. Dass Andere, seine Darsteller und viele Teammitglieder, zu anderen Erkenntnissen kamen, unterschiedliche Perspektiven hatten, ist weniger bekannt.

Eine neue Dokumentation blickt hinter die Fassade

"Bergman - A Year in a Life" der schwedischen Filmemacherin Jane Magnusson präsentierte im Mai in Cannes einige überraschende Ergebnisse. Etwa das Verhältnis Bergmans zum Nationalsozialismus, dem der Schwede lange huldigte. Oder auch der Blick zurück auf Kindheit und Jugend, die er in so vielen Filmen verarbeitete und so oft thematisierte. Dieser Blick, so Magnussons Erkenntnis, war ein ganz subjektiver und - aus der Sicht von Familienmitgliedern Bergmans - wohl auch ein grob verzerrender.

Die Schauspielerinnen Ingrid Bergman und Liv Ullman in Herbstsonate
Bergmans Alterswerk von 1978: "Herbstsonate" mit Ingrid Bergman und Liv UllmannBild: picture alliance/United Archives/IFTN

Das, was der Regisseur über sein Leben und sein Werk selbst sagte, sollte man deshalb auch mit Vorsicht genießen. Der künstlerischen Kraft seiner Filme tut das keinen Abbruch.

"Laterna Magica - Ingmar Bergman: Mein Leben" ist im Alexander Verlag Berlin soeben neu und erweitert erschienen, ISBN 978-3-89581-471-6. Jane Magnussons Film "Bergman - A Year in a Life" feierte gerade beim Filmfest München Deutschland-Premiere.