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Inflation als Preis für Euro-Rettung

15. September 2012

Nach dem jüngsten EZB-Votum für einen großen Ankauf von Staatsanleihen geht das Gespenst der Inflation in Europa um. Die neue Deutsche Bank-Spitze sagt jetzt: Das muss sein. Und lohnt sich sogar.

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Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank AG, Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain, bei einer Pressekonferenz am 11.09.2012 (Foto: dapd)
PK der Deutschen Bank in FrankfurtBild: dapd

Die immensen Kosten der Euro-Rettung werden eine Phase hoher Preissteigerungen zur Folge haben. Das prognostiziert zumindest die neue Führungsspitze der Deutschen Bank. Die Konsequenz der aktuellen Rettungspolitik werde "schlussendlich Inflation sein", sagte Bankchef Anshu Jain der Zeitung "Welt am Sonntag".

Eine starke Teuerung würde vor allem Sparer treffen, die über nur geringe Sachvermögen verfügen. Im Gegenzug würden Schulden, also auch die Schuldenlast der Staaten, durch eine höhere Inflation schneller entwertet. Jain sagte, er habe angesichts der hohen Kosten "große Symphatie für die Kritiker der Rettungspolitik". Doch das sei der "Preis, den wir für Europa werden zahlen müssen". Der Finanzexperte beließ es aber nicht bei dem bloßen Negativ-Ausblick. Er betonte zugleich: Langfristig werde sich das lohnen.

Fitschen: Kauf weiterer Staatsanleihen richtig

Co-Chef Jürgen Fitschen sagte in dem Interview: "Es ist essenziell, dass der Euro gerettet wird." Er verteidigte die vor allem in Deuschland umstrittene Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Kauf weiterer Staatsanleihen kriselnder Euroländer. "Es ist gut, dass die Europäische Zentralbank handelt", sagte Fitschen. Auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Rettungsschirm ESM sei ein gutes Signal gewesen, erklärte der Manager. Das Gericht in Karlsruhe hatte am Mittwoch den Weg für den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM frei gemacht. Allerdings koppelten die Richter die Genehmigung an Bedingungen.

Fitschen gab sich zuversichtlich, dass Krisenländer in Europa ihre Probleme in den Griff bekommen werden und warb um mehr Verständnis. "Wir sollten mit unseren europäischen Nachbarn mehr Geduld haben, die Fortschritte sind jetzt schön größer, als sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden", sagte er.

Jain und Fitschen stehen seit Juni als Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank. Erst am Dienstag hatten sie ihre Strategie erläutert: Die neue Führung will Deutschlands größte Bank mit einem milliardenschweren Sparprogramm fit für die Zukunft machen.

kis/SC (dpa, dapd, afp)