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Produktion bricht ein

6. Mai 2022

Die deutsche Industrieproduktion ist durch den Ukraine-Krieg eingebrochen. Mit einem Minus von 3,9 Prozent im März fiel der Rückgang viel stärker aus als erwartet. Gute Nachrichten kommen dagegen vom Arbeitsmarkt.

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Deutschland | Fertigung A3 im Audi-Werk Ingolstadt
Bild: Stephan Goerlich/dpa/picture alliance

Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft infolge des Kriegs in der Ukraine reißt nicht ab: Nach Exporten, Einzelhandelsumsätzen und Industrieaufträgen brach im März auch die Produktion ein und das gleich viermal so stark wie erwartet. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im März zusammen 3,9 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Einen stärkeren Rückgang hatte es zuletzt zu Beginn der Corona-Krise im April 2020 gegeben", hieß es dazu.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Februar, als gegen Ende des Monats Russland seinen Angriff auf die Ukraine begonnen hatte, noch zu seinem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gereicht hatte.

"Nach zuletzt fünf Anstiegen in Folge hat die Industrieproduktion dadurch einen herben Dämpfer erfahren – vor allem bedingt durch den russischen Krieg in der Ukraine", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Einerseits sei Deutschland als Exportnation überproportional von den Handelssanktionen gegenüber Russland betroffen. Andererseits seien auch wichtige Waren im Produktionsprozess durch den Krieg in der Ukraine knapp geworden. "So machten fehlende Kabelbäume dem Kfz-Bereich zu schaffen", erläuterte das Ministerium.

"Weiter nach unten"

Eine rasche Trendwende erwarten Ökonomen nicht. "In den kommenden Monaten dürfte es mit der Industrieproduktion tendenziell weiter nach unten gehen", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Einerseits lasse die Null-Corona-Politik Chinas den Nachschub für die Industrie stocken. Zum anderen verunsichere Wladimir Putins Angriffskrieg hierzulande Verbraucher wie Unternehmen. "Wegen der Schwäche in der Industrie dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt trotz der Lockerung der Corona-Beschränkungen im zweiten Quartal nur stagnieren", so Krämer.

"Das Konjunkturumfeld bleibt außergewöhnlich schwierig", meint auch LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. "Hohe Rohstoffpreise und Störungen der Lieferketten machen der Industrie auf der Angebotsseite das Leben schwer, nachfragseitig belasten die Inflation sowie die Unsicherheit infolge des Kriegs in der Ukraine, demnächst wohl auch noch Zinserhöhungen."

Die Industrie allein drosselte ihren Ausstoß diesmal um 4,6 Prozent, während das Baugewerbe gegen den Trend um 1,1 Prozent wuchs. Im Bereich Energie brach die Produktion um 11,4 Prozent ein. "Hier haben die hohen Preise zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage geführt", erklärte das Wirtschaftsministerium.

Viele Industriebetriebe berichten zudem von Knappheiten: Drei von vier Firmen klagten im April über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Ifo-Institut herausfand.

Gastronomie Corona Krise Kurzarbeit
In der Gastronomie hat sich die Kurzarbeit im April mehr als halbiert Bild: picture alliance/dpa

Deutlicher Rückgang der Kurzarbeit im April

Positive Nachrichten kommen dagegen vom Arbeitsmarkt. Trotz des Ukraine-Kriegs ist die Kurzarbeit in Deutschland nach Erkenntnissen des Ifo-Instituts im April deutlich gesunken. Die Zahl der Betroffenen sank aufgrund der Corona-Lockerungen kräftig auf 426.000. Im März waren es noch 696.000, teilte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Freitag mit. Das waren noch 1,3 Prozent der Beschäftigten, statt 2,1 Prozent im Vormonat.

"Die deutlichsten Rückgänge gab es erneut in den kontaktintensiven Branchen, die sich weiter von Corona erholen", sagte Ifo-Experte Stefan Sauer. Das Gastgewerbe konnte die Zahl mehr als halbieren. Auch in der Verkehrsbranche gab es einen erheblichen Rückgang. Selbst in der Industrie, die besonders unter Lieferengpässen leidet, ging die Kurzarbeit zurück.

Unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie hatte die Zahl der Kurzarbeitenden im Februar 2020 bei 134.000 gelegen. Im darauffolgenden März war sie auf 2,6 Millionen gesprungen, ehe sie im April 2020 den Rekordwert von sechs Millionen erreichte.

Verzweifelte Business Frau mit Gesichtsmaske im Büro
Zu Beginn der Pandemie mussten bis zu 6 Millionen Menschen in Kurzarbeit gehen Bild: Robert Kneschke/Zoonar/picture alliance

Der vorherige Höchstwert während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise lag im Frühjahr 2009 bei 1,5 Millionen Kurzarbeitenden.

Erholungstrend am Arbeitsmarkt hält an

Die Unsicherheit mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine und eine möglichen Verschärfung westlicher Sanktionen gegen Russland lastet bereits auf der Konsumstimmung und dem Geschäftsklima. Am Arbeitsmarkt zeichnet sich indes keine Eintrübung ab: Die Arbeitsagenturen gehen davon aus, dass sich der Erholungskurs sowohl mit Blick auf die Arbeitslosigkeit als auch hinsichtlich der Beschäftigung fortsetzt.

tko/bea (rtr, dpa)