Haftstrafen nach Massenpanik in Stadion in Indonesien
9. März 2023Ein Gericht in der indonesischen Stadt Surabaya hat die ersten Verantwortlichen für das Stadionunglück am 1. Oktober 2022 in Malang schuldig gesprochen. Der leitende Spielorganisator des Clubs FC Arema, Abdul Haris, wurde wegen Fahrlässigkeit zu 18 Monaten Haft verurteilt. Suko Sutrisno, der Sicherheitschefs des Vereins, muss wegen des gleichen Delikts ein Jahr lang ins Gefängnis. Beide haben eine Woche lang Zeit, um über ihre Anwälte in Berufung zu gehen.
Eine vermeidbare Katastrophe
Organisator Haris habe es versäumt, angemessene Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen im Stadion zu gewährleisten, so der Richter Abu Achmad Sidqi Amsya. Über Sutrisno sagte er, der Sicherheitschef habe "das Chaos nicht vorhergesehen, weil es noch nie eine Notsituation gegeben hat". Allerdings hätte er seinen Beruf "nicht gut verstanden".
Insgesamt wurden nach den Ausschreitungen fünf Menschen der fahrlässigen Tötung beschuldigt. Die ersten zwei Strafen fielen milder aus als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Diese verlangte in beiden Fällen mehr als sechs Jahre Haft. Drei angeklagte Polizisten warten noch auf ihr Urteil.
Polizeigewalt löst Panik aus
Bei der Partie zwischen Arema Malang und Persebaya Surabaya war es im Anschluss an die 2:3-Heimniederlage von Arema zu den tödlichen Ausschreitungen gekommen. Tausende Fans hatten den Platz des ausverkauften Kanjuruhan-Stadions gestürmt, um offenbar ihrem Ärger Luft zu machen. Die meisten Menschen starben an Sauerstoffmangel oder wurden auf dem Weg zu den Notausgängen zu Tode getrampelt. Unter den Opfern befanden sich auch 40 Kinder. Hunderte Fans wurden verletzt.
Laut einer vorläufigen Untersuchung führte der massive Tränengas-Einsatz der Polizei zu der Panik. Nach Behördenangaben waren bei dem Spiel außerdem 4000 Tickets mehr verkauft worden als zulässig und Zeugen berichten von verschlossenen Ausgängen des Stadions, die eine Flucht behinderten.
Mahnmal für die Opfer
Die Katastrophe in Indonesien zählt zu einem der größten Stadionunglücke weltweit. Als Konsequenz hatte Präsident Joko Widodo eigentlich angekündigt, das Stadion abreißen und nach Normen des Welt-Fußballverbands Fifa neu bauen zu lassen. Stattdessen ist nun vorgesehen, es als Mahnmal zur Erinnerung an die Tragödie zu erhalten. Die Hinterbliebenen fordern rund 62 Milliarden Rupiah (3,75 Millionen Euro) Schadenersatz.
fwü/sti (afp, dpa)