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Indischer Weltraumschrott gefährdet ISS

2. April 2019

Als "furchtbare" Aktion bezeichnete der NASA-Chef Bridenstine Indiens Zerstörung eines Satelliten zu Testzwecken, schließlich bedrohe der so entstandene Weltraumschrott jetzt die Internationale Raumstation ISS.

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Internationalen Raumstation  ISS
Bild: picture-alliance/dpa/NASA

Weltraumschrott: Ein wachsendes Problem

Zwar erfolgte der Abschuss der indischen Satelliten in einer relativ geringen Höhe von 300 Kilometern – also deutlich unter der Umlaufbahn der ISS und anderer Satelliten – aber nach dem Abschuss wurden insgesamt etwa 60 herumfliegende Trümmerteile mit einer Größe von mindestens zehn Zentimetern geortet. Davon sind 24 Trümmerteile in die Nähe der Raumstation und könnten mit dieser kollidieren. Allerdings wird das Risiko in den kommenden Tagen weiter abnehmen, weil ein Großteil des Weltraummülls in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen wird.

Was schwirrt da alles im All rum?

Weltraumschrott: Ein wachsendes Problem

Schon jetzt fliegt in großen Teilen unserer Erdumlaufbahn – in 800 bis 1000 Kilometer Höhe haufenweise Schrott herum. Aktuell beobachtet das US-Militär 23.000 Objekte, die länger als zehn Zentimeter sind. Dieser Schrott gefährdet vor allem die etwa 1500 bis 1600 Satelliten, die nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA gegenwärtig in einer nahen Umlaufbahn um die Erde kreisen. Da Satelliten immer günstiger hergestellt werden können, werden in den kommenden Jahren zahlreiche hinzukommen. Und damit steigt auch die Kollisionsgefahr.

Woraus besteht der ganze Schrott?

Im All trudeln unzählige Teile von Satelliten, die miteinander kollidiert sind, ausgediente Spionage-, Erdbeobachtungs- oder Kommunikationssatelliten, Raketenteile und sogar Werkzeuge, die Astronauten beim Herumwerkeln an der Internationalen Raumstation fallengelassen haben, unkontrolliert herum. Experten schätzen, dass es mittlerweile mehr als 750.000 Schrottteile sind, alle größer als ein Zentimeter.

Warum das schlimm ist?

Die Schrottteile haben aufgrund ihrer Geschwindigkeit die Wirkung einer Gewehrkugel - und sind gefährlich für aktive Satelliten, die Weltraumstation und selbst für Raketen. Wie dramatisch eine Kollision ablaufen kann, zeigte sich 2009, als der aktive US-amerikanische Satellit Iridium 33 und der russische inaktive Kosmos 2251 zusammenstießen. Nicht nur dass die beiden Satelliten verloren gingen, es entstanden auch Unmengen von Trümmerteilen, die immer wieder aufeinander prallen und jedes Mal in viele noch kleinere Stücke zerbersten. Genau vor dieser Kettenreaktion haben Weltraumschrott-Experten Angst. Sie nennen das "Kessler-Syndrom": Durch Kollisionen entstehen immer neue kleinere Teilchen, bis irgendwann so viele Schrottpartikel um die Erde schwirren, dass wir keine Satelliten mehr ins All schicken können und Raumfahrt unmöglich wird.

Infografik Weltraumtrümmer in der Erdlaufbahn DEU

Kann der Schrott auch auf die Erde fallen?

Ja, das passiert immer wieder. Grund dafür ist, dass Teilchen – wenn sie aufeinanderprallen – abgebremst werden. Dadurch können sie ihre Bahn nicht mehr halten, sinken ab und trudeln schließlich Richtung Erde. Bislang wurde dabei noch kein Mensch verletzt, das Risiko ist sehr gering. ESA-Experten schätzen, dass jedes Jahr etwa 40 Einschläge irgendwo auf der Welt passieren. Das müssen dann aber größere Schrottteile sein oder sie bestehen aus extrem hitzebeständigem Material, sonst verglühen sie, sobald sie in die Erdatmosphäre eintreten. Wir nehmen dieses Verglühen als Sternschnuppe wahr.

Gibt es eine Müllabfuhr im All?

Noch nicht, aber Wissenschaftler arbeiten daran, Lösungen zu finden, wie der Weltraumschrott entsorgt werden könnte. Jedenfalls ist den Weltraumstaaten bewusst, dass wenn die Vermüllung weiter voranschreitet, ein großes Risiko für ihre Milliarden teuren Satelliten, Raketen oder Weltraumteleskope besteht. Trotzdem ist die Bereitschaft der Weltraumnationen noch recht gering, ernstzunehmende Müllbeseitigungs-Missionen zu starten. Aber es gibt erste Ansätze und Pläne: Weltraumschrott und ausgediente Satelliten sollen mithilfe von Robotern, Netzen, elektromagnetischen Seilen oder Lasern eingefangen oder entsorgt werden. Der von der Europäischen Weltraumagentur ESA entwickelte Aufräumsatellit e.Deorbit soll 2023 seine Arbeit aufnehmen. Die eingesammelten Schrottbrocken sollen kontrolliert in die Atmosphäre absinken und dort verglühen.

Eine andere – längst noch nicht realisierbare – Idee ist, mit einem Laser von der Erde oder vom Weltraum aus, Schrottteile zu beschießen. Dadurch könnte man ihre Flugbahn gezielt verändern und sie in der Atmosphäre zum Verglühen bringen. Oder man bremst sie durch den Laserbeschuss aus und sie sinken ab, bis sie schließlich in der Erdatmosphäre verglühen.

Was also tun bei einer möglichen Kollision?

Experten vom amerikanischen Space Surveillance Network überwachen Schrottteile, die einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimeter haben, die kleineren sehen sie mit ihren Teleskopen nicht. Nähert sich ein Trümmerteil der ISS oder einem Satelliten, können diese kurzzeitig ausweichen.

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Zulfikar Abbany Wissenschaftsredakteur