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In Sankt Petersburg Denkmal für Opfer des politischen Terrors errichtet

5. September 2002

– Ein Geschenk der demokratischen Öffentlichkeit zum 300. Jubiläum der Stadt

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Köln, 4.9.2002, DW-radio / Russisch, aus Sankt Petersburg

Am Mittwoch (4.9.) ist auf dem Troizkij-Platz in der Stadt an der Newa vor dem Gebäude der ehemaligen politischen Gefangenen ein Denkmal für die Opfer des politischen Terrors enthüllt worden. Nach offiziellen Angaben aus Archiven des NKWD-KGB sind in den 20er bis 50er Jahren in Petrograd (und später in Leningrad) über 60 000 Personen erschossen worden. Es berichtet unser Korrespondent Wladimir Isotow:

"Hier wird ein Denkmal für die Oper politischer Repressionen in Petrograd – Leningrad errichtet." Ein Stein mit dieser Inschrift tauchte auf dem Troizkij Platz am 4. September 1990 auf. "In den seitdem vergangenen 12 Jahren zeigten die Machtorgane der Stadt keinerlei Interesse an der Errichtung des Denkmals", sagte das Mitglied von "Memorial", der ehemalige politische Gefangene und jetzige Abgeordnete der Staatsduma, Julij Rybakow. Dann beschlossen die Menschenrechtler von Petersburg auf dem Sockel einen Stein von den Solowezkij-Inseln aufzustellen, wo sich in den 30er Jahren das erste Lager für politische Gefangene befand. Mit Unterstützung des Ortsverbandes des "Verbandes rechter Kräfte" ist es gelungen, die notwendige Summe aufzutreiben, um eine Expedition auf die Solowezkij-Inseln zu entsenden. Einen passenden Stein fanden die Expeditionsmitglieder in der Nähe der Stelle, wo zum ersten Mal in der ganzen GULAG-Geschichte Führer oppositioneller politischer Organisationen – Sozialrevolutionäre, Menschewiken und Anarchisten - erschossen wurden.

Es wurde beschlossen, den Stein nicht zu bearbeiten, sondern ihn so nach Petersburg zu bringen, wie er war. Auf dem Sockel stehen die Inschriften "Den GULAG-Häftlingen", "Opfern des kommunistischen Terrors", "Widerstandskämpfern". Die letzte Inschrift , so Julij Rybakow, soll daran erinnern, dass es immer Menschen gibt, die imstande sind, sich dem menschenfeindlichen System zu widersetzen.

Jetzt hoffen die Menschenrechtler, dass es ihnen bis zum 30. Oktober (Tag des politischen Gefangenen der UdSSR) gelingen wird, das umliegende Territorium in Ordnung zu bringen. Bei der Kundgebung auf dem Troizkij-Platz sagte das Mitglied des "Memorial"-Vorstandes, der ehemalige politische Gefangene und Geschichtswissenschaftler, Wjatscheslaw Dolinin, dass das Denkmal für die Opfer des kommunistischen Terrors ein Geschenk der demokratischen Öffentlichkeit zum 300. Jubiläum der Stadt sei. (lr)