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Gewalt in Kasachstan

18. Dezember 2011

Seit Monaten demonstrieren in Kasachstan Arbeiter für höhere Löhne. Nun eskalieren die Proteste. Beobachter sprechen von Dutzenden Toten, die Behörden von zwölf. Über eine Stadt wurde der Ausnahmezustand verhängt.

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Polizisten zerren einen Demonstranten weg (Foto: AP)
Bild: dapd

Auch am Sonntag (18.12.2011) hält die Gewalt in Kasachstan an: Auf der Halbinsel Mangyschlak im Westen den Landes weiteten sich die Proteste aus. In der Hafenstadt Aktau begegneten sich in den frühen Morgenstunden erneut Hunderte wütende Menschen und Polizisten. Zuvor kam es in der Ortschaft Schepti zu Zusammenstößen. Bewohner hatten zwei Züge angehalten und Waggons angezündet. Ein Mensch wurde dabei getötet, elf wurden verletzt.

Insgesamt gibt es in der Region damit seit Freitag bereits zwölf Todesopfer und über 100 Verletzte. Menschenrechtler sprechen von 70 Toten und mehr als 500 Verletzten. Bislang war im 200 Kilometer von Aktau entfernten Schanaosen das Zentrum der Unruhen.

Unterschiedliche Darstellungen

Eine Gruppe von Demonstranten (Foto: DW/Chataline)
Öl-Arbeiter fordern bessere LöhneBild: DW/A. Weisskopf

Bereits am Freitag kam es in der 60.000-Einwohner-Stadt zu Zusammenstößen. Laut Behörden stürmten Jugendliche und Ölarbeiter bei Feiern zum Unabhängigkeitstag eine Festbühne und steckten Gebäude und Autos in Brand. Sondereinheiten drängten demnach die mit Stöcken und Brandbomben bewaffnete Menge mit Tränengas zurück. Aus den Reihen der Streikenden hieß es, die Polizei habe mit scharfer Munition auf unbewaffnete Demonstranten gefeuert.

Der in Kirgistan ansässige kasachische Oppositionssender K-plus berichtete unter Berufung auf demonstrierende Arbeiter und andere Augenzeugen, die Polizei habe auf unbewaffnete Protestierende geschossen. Demnach starben viele Menschen auf dem Weg ins Krankenhaus, weil zuvor nicht rechtzeitig Hilfe eintraf.

Monatelange Proteste

Am Samstag verhängte der autoritär regierende Staatschef Nursultan Nasarbajew den Ausnahmezustand über Schanaosen. Dieser gilt wie eine nächtliche Ausgangssperre bis zum 5. Januar.

In der Stadt nahe des Kaspischen Meeres demonstrieren Arbeiter seit Monaten gegen Ausbeutung und für höhere Löhne. Der mit harter Hand regierende Präsident Nasarbajew steht wegen Unterdrückung Andersdenkender und wegen Menschenrechtsverstößen in der Kritik. Der 71-Jährige lenkt den Steppenstaat bereits seit Sowjetzeiten.

EU hofft auf friedliche Lösung

Kasachstan hatte am 16. Dezember 1991 als letzte von 15 Sowjetrepubliken seine Unabhängigkeit erklärt. Anlässlich des 20. Jahrestags weihte Nasarbajew am Freitag in der Hauptstadt Astana einen Triumphbogen ein.

Die Europäische Union äußerte sich besorgt über die Unruhen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte, sie hoffe auf eine genaue Untersuchung des Zwischenfalls und gehe davon aus, dass das Problem der Arbeiter friedlich gelöst werde. Danach sieht es im Augenblick nicht aus.

Autor: Michael Borgers (reuters, afp, dpa)

Redaktion: Reinhard Kleber