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In der Filmkulisse

Pascal Pfitzenmaier15. Februar 2005

Zwei Filmausstellungen führen den Berlinale-Besucher hinter die Kulissen: "Stanley Kubrick" zeigt Dreharbeiten und unrealisierte Filme des Kultregisseurs, "Bewegte Räume" zeigt die Arbeit der Filmausstatter.

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Zukunftsdesign: Szenenbild aus "2001" von Stanley KubrickBild: APTN

Die Werkschau "Stanley Kubrick" gibt einen chronologischen Überblick der Arbeiten des Kultregisseurs. Jedem Film ist im Martin-Gropius-Bau ein eigener Raum mit Requisiten, Dreh- und Notizbüchern Kubricks sowie Filmausschnitten gewidmet.
Ausstellung Stanley Kubrick in Berlin
Materialsammlung zu Odyssee 2001 - ein Besucher blickt in Kubricks UniversumBild: AP

Die Ausstellung schöpft aus einem reichen Fundus. Bis zu seinem Tod 1999 hat Kubrick Materialien zu seinen Filmen auf seinem Landsitz in Norden von London gehortet. Deutlich zeigt die Ausstellung die Akribie, mit der Perfektionist Kubrick seine Filme vorbereitete. Für den geplanten Historienfilm Napoleon etwa legte er einen Karteikasten mit den Namen aller Persönlichkeiten an, die mit Napoleon zu tun hatten. Eine Bibliothek mit vielleicht hundert Bänden diente Kubrick zur Recherche. Die Realisierung des Films scheiterte 1969 daran, dass kein Produzent bereit war, die Kosten für diesen breit angelegten Film zu übernehmen.

Unrealisierte Filmprojekte Kubricks

Die Ausstellung präsentiert weitere nie realisierte Filmprojekte Kubricks. Er plante zum Beispiel einen Film über den Holocaust "The Aryan Paper". Wie weit das Projekt vorangeschritten war, zeigen Fotos der Kostümprobe und der ausgearbeitete Drehplan. Kubrick gab auf, als klar wurde, dass Steven Spielbergs Holocaust-Film "Schindlers Liste" (1993) noch vor Abschluss seiner eigenen Dreharbeiten ins Kino kommen würde. Ein weiteres Filmprojekt Kubricks war der Science-Fiction-Film "A.I." ("Artificial Intelligence"), dessen Rechte Steven Spielberg erwarb und den er 2001 ins Kino brachte.

Außerdem zeigt die Retrospektive Fotos und Dokumentarfilme von den Dreharbeiten, in denen der große technische Aufwand der Filme Kubricks deutlich wird. Technik und Innovation spielten dabei eine wesentliche Rolle. Die Tricks in "2001: A Space Odyssee" setzten Maßstäbe. Aber auch Kostüm und Design von "2001" sind für das Genre bis heute stilprägend.

Der avantgardistische Look

Filmmuseum Berlin Bewegte Räume
Szenenentwurf zu 'Playtime' von Jacques Tati. Produktionsdesign: Jacques LagrangeBild: Institut français d'architecture

Den Räumen im Film und dem Produktionsdesign widmet das Berliner Film-Museum mit der Retrospektive "Bewegte Räume: Production Design + Film" eigens eine Ausstellung. Obwohl Raum und Kulisse für die Atmosphäre und den Stil eines Filmes maßgeblich sind und seine Dramaturgie beeinflussen, werden sie vom Zuschauer meist nur flüchtig wahrgenommen. Und kaum einer kennt die Namen ihrer Macher.

Zu den großen Unbekannten des Produktionsdesign - dem Filmarchitekten oder Szenenbildner - gehört auch Rolf Zehetbauer. Als Chefarchitekt der Bavaria-Film erhielt er für das Szenenbild des Musicals "Cabaret" (1971/72) zusammen mit Jürgen Kiebach einen Oscar. Das Filmmuseum zeigt Zeichnungen Zehetbauers zu "Cabaret".

Bekannter dürfte der zweifach oscarprämierte Brite Ken Adams sein. Der Produktionsdesigner war für den avantgardistischen "Look" von über elf James-Bond-Filmen verantwortlich, darunter "Goldfinger" (1964). Für Kubrick entwarf er das Filmset zu "Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (1964). Das Filmmuseum zeigt Adams Zeichenentwürfe zum "War Room", dem geheimen Befehlszentrum in "Dr. Seltsam".

Filmmuseum Berlin Bewegte Räume
Szenenentwurf des 'War Room' in 'Dr. Seltsam'. Regie: Stanley Kubrick. Produktionsdesign: Ken AdamBild: Bibliothèque du Film, Paris

In einem Interview erzählt Adams die Anekdote, wonach Präsident Ronald Reagan nach seinem Amtsantritt den "War Room" sehen wollte. Offensichtlich hatte der Präsident "Dr. Seltsam" gesehen und Adams Fantasieprodukt mit der Wirklichkeit verwechselt. Adams sieht darin sein Arbeitsprinzip realisiert: mit Stilisierung die Wirklichkeit zu übertreffen.

Die Filmraum-Retrospektive umfasst über 45 Filme von der 1940er Jahren bis zur Gegenwart. Die Ausstellung gruppiert sie nach ihrer Funktion in Machträume, Labyrinthe, Transiträume, Theater- und Privaträume. Zu jeder Raumsituation präsentiert sie Zeichenentwürfe, Modelle und Filmausschnitte.

"Stanley Kubrick" bis 11. April im Martin-Gropius-Bau, Berlin


"Bewegte Räume. Production Design + Film" im Filmmuseum Berlin bis 19.6.2005