In 11 Tagen um die Welt
Alle vier Jahre lädt die Prager Quadriennale (PQ) zur Weltausstellung für Szenografie und Performance. Früher war sie für die Fachwelt gedacht, 2015 spricht sie ein breites Publikum an. Mit einer Fülle an Events.
Ein Abendmahl, das aus den Fugen gerät
"Deep Dish" - eine Mischung aus Tanz-Performance und Live-Film. Pate stand Hieronymus Boschs Triptychon "Der Garten der Lüste", für Choreograf Chris Haring "das erste Science-Fiction-Gemälde der Welt". Ein Abendmahl wird zu einer abenteuerlichen Reise durch die Dimensionen von Makro- und Mikrokosmos. Mittels Handkamera führen die Performer durch bizarre organische Parallelwelten.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Dieser riesige Berg aus Plastikspielzeug stellt die Frage nach der unaufhörlichen Produktion von unnötigen Dingen und der Verschwendung von Rohstoffen. Doch der Beitrag aus Uruguay entwickelt auch eine ganz andere Dynamik: Der bunte Müll mutiert zu einer fröhlichen Kulisse, zu einem Sammelsurium von Kindheitserinnerungen. Gleichzeitig fordert er fast dazu auf, ein Spielzeug mitgehen zu lassen.
100 Jahre später
500.000 Kinder wurden während der Massaker am armenischen Volk 1915 getötet, auch die Schützlinge der norwegischen Missionarin Mutter Katharine, die in einem Waisenhaus arbeitete. Es existieren noch Fotos dieser Mädchen. Der armenische Fotograf Vahan Stepanyan und sein Team haben eine szenische Rauminstallation geschaffen, die an diese Kinder erinnert. Mit 10.000 Aufnahmen, verwoben zu einem Film.
Kanadischer Star zu Gast
Ein Renner: die Reihe "PQ Talks" mit Prominenten der Theaterszene. Mit dabei ist der kanadische Regisseur Robert Lepage, einer der innovativsten seines Fachs. Er inszeniert gerade erstmals an der Wiener Staatsoper, da lag ein Abstecher nach Prag zur Quadriennale nahe. Sein eindringliches Plädoyer: Theater muss so ereignisreich wie möglich sein, um mit den anderen Medien mithalten zu können.
Essen als Performance
Nein, diese Muffins sind nicht bloß Fingerfood. Sie sind Teil einer Live-Performance, die sich um Essen, Essenszubereitung und die Weiterverwertung dreht. Aber wer bei Performance sofort an Remmidemmi denkt, wird sich hier mitunter in Geduld üben müssen. Die Macher spielen mit genau dieser Erwartungshaltung der Zuschauer und lassen das Publikum ganz schön schmoren. Muffins sind auch Nervennahrung!
Der privateste aller Ausstellungsorte
Die Kanadier haben sich für ein lustiges und sarkastisches Ausstellungskonzept entschieden. Sie stellen ausgewählte Theaterproduktionen vor - und zwar jede einzelne in einem separaten Klohäuschen. Wenn das Theater doch solch ein öffentlicher Raum ist, wie es auch auf der PQ 2015 immerzu beschworen wird, sollte man den Besuchern dann nicht mal die Gelegenheit geben, Theater ganz privat zu erleben?
Spanische Nahtod-Erfahrung
Der Besucher dieser spanischen Ausstellungsinstallation legt sich in sein eigenes Grab und blickt dabei in einen überdimensionierten Spiegel über sich. Durch diesen metaphorischen Tod - Maden und Würmer, die sich per Video über den eigenen Körper hermachen inklusive - soll er sich gereinigt und geläutert fühlen. Und wieder imstande, sich den neuen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.
Die Welt zu Gast in Prag
Mit 1000 Künstlern, rund 80 beteiligten Ländern und hunderten Ausstellungen, Events und Performances ist die Prager Quadriennale 2015 eine mehr als prall bestückte Weltausstellung. Erstmals richtet sie sich zunehmend an ein breites Publikum und findet an über 60 Orten im Prager Zentrum statt.