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Impulse für den Export

Klaus Ulrich11. März 2009

Die deutschen Ausfuhren sind alleine im Januar um mehr als 20 Prozent eingebrochen – offenbar eine Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise. Doch gerade die Krise bietet auch Chancen.

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Container an einem Verladeterminal im Hafen von Hamburg (Quelle: AP Photo/Fabian Bimmer)
Verladeterminal im Hafen von HamburgBild: AP
Computergrafik zeigt die Planung fuer eine Schrägseilbruecke (Quelle: AP)
Für den Ausbau der Infrastruktur werden große Summen bereit gestelltBild: AP

Die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest kommt in einer aktuellen Studie zum Ergebnis: Weltweit aufgelegte Konjunkturprogramme bieten deutschen Unternehmen gute Möglichkeiten, neue Märkte erschließen. Denn die großen Industrienationen fahren schweres Geschütz auf, um die Auswirkungen der Krise zumindest einigermaßen in den Griff zu bekommen. Und auch viele Schwellen- und Entwicklungsländer stellen enorme Summen bereit, um ihre Volkswirtschaften wieder in Schwung zu bringen. "In 14 ausgewählten Ländern machen die Infrastrukturprogramme alleine 1,5 Billionen Euro aus", stellt Germany Trade & Invest-Geschäftsführer Michael Pfeiffer fest. "Das heißt, da kommen Volumina auf den Markt in den nächsten Jahren, die sehr interessant sein können."

USA und Europa liegen vorn

Ein pinkfarbenes Schild warnt Autofahrer auf einer Autobahn im US-Bundesstaat Kalifornien zur Vorsicht (Quelle: DW)
Konjunkturprogramm Straßenbau in den USABild: picture-alliance/ dpa

Gute Geschäftschancen für deutsche Unternehmen bieten in diesem Bereich beispielsweise die USA. Trotz einiger Buy-American-Klauseln der Obama-Administration seien neben der Infrastruktur auch die Sektoren Energie- und Gebäudeeffizienz, erneuerbare Energien und umweltfreundliche Autos nach Meinung der deutschen Außenhandels-Experten vielversprechend. Fest steht ebenfalls: Wichtigste Handelspartner bleiben auch in Krisenzeiten die westeuropäischen Staaten, allen voran Frankreich als traditionell größter Abnehmer von deutschen Produkten.

Osteuropa nicht unterschätzen

Leipzig Zahnradwerk: Arbeiter vor Maschine (Quelle: DW)
Made in Germany auch in Krisenzeiten weltweit gefragtBild: DW-TV

Besonders hart getroffen von der internationalen Finanz- und Konjunkturkrise sind die Staaten in Osteuropa. Die noch bis vor kurzem starke wirtschaftliche Dynamik ebbt ab, das Bruttoinlandsprodukt bricht seit Anfang 2009 in fast allen Ländern dramatisch ein. Einige osteuropäische Staaten in Mittel- und Osteuropa sind so geschwächt, dass sogar der Staatsbankrott droht. Aber dennoch setzen sie auf milliardenschwere Infrastrukturprojekte. Wie das funktioniert erklärt Michael Pfeiffer so: "Die großen Infrastrukturprojekte in Mittel- und Osteuropa werden ko-finanziert von der Europäischen Union, in einer Größenordnung von rund 70 Prozent und mehr. Das heißt, die Finanzierung dieser großen europäischen Projekte ist weitestgehend gesichert und damit für deutsche Unternehmen nicht uninteressant."

Chancen auf allen Kontinenten

Zu vielen Gütern und Technologien Made in Germany fehlten weiterhin die Alternativen, so die Meinung der Außenhandels-Experten. Produkte aus exportstarken Branchen wie dem Maschinenbau würden auch weiterhin international gefragt sein. Gerade auch Schwellenländer in Asien und Nahost hätten immer noch einen hohen Nachholbedarf und böten langfristig Absatzmöglichkeiten.

Geradezu auf Weltrekordkurs sei zum Beispiel die Wirtschaft des kleinen Emirats Katar, so Gemany Trade & Invest-Chefredakteur Ernst Leiste. Das Bruttoinlandsprodukt von Katar wachse in diesem Jahr um 12 und im nächsten Jahr gar um 20 Prozent. Wobei das kleine Scheichtum mit 1,6 Millionen Einwohnern alleine 2008 mehr deutsche Waren abgenommen hätte als beispielsweise Marokko mit über 30 Millionen Einwohnern. "Ein weiteres Highlight aus der Region", weiss Leiste zu berichten, "ist eine Retortenstadt, die in Saudi Arabien gebaut werden soll. Dort ist die King Abdullah Economic City geplant. Insgesamt werden dort sechs Wirtschaftsstädte entstehen. Die Aufwendungen für diese Vorhaben belaufen sich zu heutigen Preisen auf mehrere hundert Milliarden US-Dollar."

Saudi Arabiens König Abdullah (Quelle:AP)
Saudi Arabien: König Abdullah (rechts) plant trotz Ölpreisverfall gewaltige InvestitionenBild: AP

Verhältnismäßig bescheiden erscheint dagegen ein staatliches Konjunkturpaket in Ägypten: Ein Paket im Wert von 2,7 Milliarden US- Dollar sei dort beschlossen und eine Verdoppelung der Mittel avisiert."Weiter interessante Märkte in dieser Region," so Leiste, "sind aus unserer Sicht die Länder Algerien und Libyen." Zwar träfen dort die zurück gehenden Erdölpreise die Länder sehr stark, aber immerhin wolle Algerien in den Jahren 2009 bis 20013 bis zu 150 Milliarden US-Dollar aufwenden. Aus allen diesen Programmen ergäben sich für deutsche Unternehmen zahlreiche Beteiligungschancen. Deutsche Exporteure sollten gerade jetzt nach neuen Geschäftsfeldern im Ausland Ausschau halten, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Richtiger Zeitpunkt für neue Wirtschaftsförderung

Germany Trade & Invest, die neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes wurde erst kürzlich - zum 1. Januar 2009 - eingerichtet. Für Geschäftsführer Michael Pfeiffer genau der richtige Zeitpunkt. Denn gerade in der Krise sei eine Bündelung der Kräfte sinnvoll: Germany Trade & Invest entstand aus der Zusammenführung der Aufgaben der bisherigen Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) und der Invest in Germany GmbH. Sitz der neuen Gesellschaft ist Berlin mit einem weiteren Standort in Köln.