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ILO: Weltweite Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen niedriger

12. August 2024

Junge Menschen sind seit COVID seltener arbeitslos und besser ausgebildet. Dies geht aus dem neuen Bericht der International Labor Organisation (ILO) hervor. Doch die Fortschritte scheinen nur vorübergehend zu sein.

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Junge Menschen füllen auf einer Jobmesse in China Formulare aus, um sich auf eine Stelle zu bewerben
Junge Menschen auf Jobsuche in China. Seit dem Ende der Pandemie hat sich die Lage verbessert und die Jugendarbeitslosigkeit ist weltweit gesunken Bild: Jade Gao/AFP/Getty Images

Mehr Bildung, weniger Arbeitslosigkeit. Der jüngste Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wartet mit gleich zwei positiven Entwicklungen auf. Nicht nur die weltweite Jugendarbeitslosigkeit ist demnach gesunken. Auch die Anzahl junger Menschen, die zur Schule gehen und eine Berufsausbildung absolvieren, sei seit dem Ende der COVID-Pandemie gestiegen.

Nach Erhebungen der ILO waren im vergangenen Jahr weltweit 64,9 Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. Dies entspricht einer Quote von 13 Prozent (siehe Grafik).

Während der Coronapandemie war die Anzahl 2020 auf einen Höchstwert von mehr als 74 Millionen Betroffene gestiegen. Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit schnellte auf 15,6 Prozent hoch. Zwischen 2015 und 2017 waren rund 73 Millionen Jugendliche arbeitslos - zwischen 14,5 Prozent und 14,8 Prozent.

Besserer Zugang zu Bildung

"Der Report zeigt, dass wir die schlimmsten Folgen der COVID-Krise überwunden haben", heißt es in dem am Montag (12.8.) veröffentlichten ILO-Report. "Global betrachtet finden junge Menschen heute leichter einen Job als in vorherigen Jahren. Die Jugendarbeitslosigkeitsquote hat sich auf Vor-Krisen-Niveau stabilisiert."

Ein Grund für die positive Entwicklung sei der bessere Zugang zu Bildung. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Chancen junger Menschen, eine Schul- oder Berufsausbildung zu absolvieren, laut ILO deutlich verbessert (siehe Grafik). Demnach nahmen im Jahr 2000 rund 38 Prozent der jugendlichen Weltbevölkerung in irgendeiner Form an einer Schul- oder Berufsausbildung teil. 2023 lag der Anteil bei 48 Prozent.

Entwicklungsländer holen auf, Arme Länder fallen weiter zurück

"Besonders ausgeprägt war der Anstieg des Bildungsniveaus in den Ländern mit niedrigen mittleren Einkommen", so der Report. Der Anteil der 15- bis 24-Jährigen in einer Schul- oder Berufsausbildung stieg in dieser Ländergruppe zwischen um 15,5 Prozentpunkte auf annähernd 50 Prozent. Damit liegt er fast gleichauf mit der Ländergruppe "Hohe mittlere Einkommen". In der Gruppe der Länder mit "Hohen Einkommen" lag dieser Wert im Erhebungszeitraum bei 62,6 Prozent - lediglich 3,3 Prozentpunkte höher als im Jahr 2000.

Jung, gebildet, abgehängt - Chinas Jugend auf Jobsuche

Eine Ausnahme bilden die Länder mit niedrigem Einkommen. In dieser Gruppe verschlechterte sich der ohnehin schon sehr eingeschränkte Zugang zu Bildung noch weiter. Und zwar sowohl in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, als auch unter den 25- bis 29-Jährigen.

Gute Ausbildung, schlechte Bezahlung

Doch auch für besser qualifizierte junge Menschen sind die beruflichen Perspektiven in Entwicklungs- und Schwellenländern oft sehr eingeschränkt. Ihre hohe Qualifikation verhilft ihnen nicht automatisch zu einer höher dotiertem Stelle. Die ILO führt das auf vorherrschende Wirtschaftsstrukturen zurück: "Die strukturelle Anpassung der Entwicklungsländer an Sektoren mit höherer Wertschöpfung schreitet nur langsam voran", heißt es in dem Report. "Dies bedeutet, dass junge Menschen dort immer noch hauptsächlich in Berufen mit geringer und mittlerer Qualifikation Arbeit finden, da nur eine begrenzte Anzahl von höher qualifizierten Arbeitsplätzen zur Verfügung steht."

Schülerinnen und Schüler lernen in Bangladesch an solarbetriebenen Laptops an einem langen Tisch
Bangladesch: Eine gute Ausbildung bedeutet nicht unbedingt eine Garantie für einen gut bezahlten JobBild: Munir Hasan

Große regionale Unterschiede

Die Jobaussichten unterscheiden sich zudem sehr stark nach den einzelnen Regionen. In den arabischen Staaten, der Pazifikregion sowie in Ost- und Südostasien zum Beispiel waren die Jugendarbeitslosigkeitsquoten 2023 sogar höher als 2019.

Laut ILO-Report stieg die Jugendarbeitslosenquote in Ostasien zwischen 2019 und 2023 um ganze 4,3 Prozentpunkte. In den beiden anderen Regionen nahm der Anteil um jeweils einen Prozentpunkt zu.

"Nur ein vorübergehender Effekt"

In dem aktuellen ILO-Bericht werden zudem weitere Risikofaktoren aufgelistet. So gehen die Experten davon aus, dass die Jugendarbeitslosigkeit in den kommenden Jahren nicht weiter zurückgeht, sondern auf dem aktuellen Niveau stagnieren wird.

"Die sinkenden Quoten bei der Jugendarbeitslosigkeit werden wahrscheinlich nur vorübergehend sein", heißt es. Der Nachholbedarf an jungen Arbeitskräften nach der Pandemie sei gedeckt.

"Der Umfang des jährlichen Rückgangs der Zahl der arbeitslosen Jugendlichen nach 2021 hat sich bis 2023 abgeschwächt. Die Wachstumsrate der Jugendbeschäftigung wird im Jahr 2022/23 höchstwahrscheinlich abgeklungen sein." Es sei sogar davon auszugehen, dass wieder ein größerer Anteil der Jugend arbeitslos sein wird.

Arbeiten und Überleben im Krieg

Neu und besorgniserregend ist die Angst vieler junger Menschen, dass ihr Land oder ihre Region in einen bewaffneten Krieg verwickelt werden könnte.

Laut World Value Survey (2017-22) äußerten mehr als 80 Prozent der Jugendlichen in Zentral- und Westasien, Südasien und Afrika südlich der Sahara ihre Angst vor einem Kriegsrisiko. Besonders ausgeprägt ist diese Angst in Nordamerika und Südasien.