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ILO warnt vor Sparpaketen als Jobkiller

30. April 2012

Die Lage auf den globalen Jobmärkten ist der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge alarmierend. Die Sparpakete der Länder und Reformen am Arbeitsmarkt hätten nicht zur Schaffung neuer Stellen geführt.

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Eine Hand berührt im Arbeitsamt in Leipzig das Werbeplakat einer privaten Arbeitsvermittlungsagentur (Foto: DW-Archiv)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat angesichts der wegen der Finanzkrise aufgelegten Sparprogramme vor verheerenden Folgen für den Arbeitsmarkt gewarnt. Sparmaßnahmen und Arbeitsmarktreformen hätten "zerstörerische Auswirkungen" auf die Beschäftigung gehabt, heißt es in dem in Genf veröffentlichten Arbeitsmarktbericht 2012 der ILO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Fast fünf Jahre nach Beginn der Weltwirtschaftskrise sei demnach auf dem globalen Arbeitsmarkt noch keine Besserung in Sicht. Dabei seien trotz aller Kürzungen die Sparziele verfehlt worden. Die ILO warnte die Regierungen davor, Unruhen auszulösen, wenn sie die Sparprogramme nicht mit Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen kombinierten.

Finanzkrise als Jobkiller

"Die Strategie des Sparens und Regulierens sollte zu mehr Wachstum führen, was jedoch nicht geschieht", sagte der ILO-Direktor für internationale Arbeitsmarktstudien und Hauptautor des Berichts, Raymond Torres, in Genf. Die Spar-Strategie sei damit "kontraproduktiv" gewesen. Torres bescheinigte den EU-Staaten, "wenig durchdachte" Sparprogramme aufgelegt zu haben. Als Beispiel nannte er Spanien, wo das Haushaltsdefizit trotz drastischer Einsparungen nur von gut neun Prozent im Jahr 2010 auf 8,5 Prozent 2011 gesunken sei.

Dem ILO-Bericht zufolge gingen seit Beginn der Finanzkrise 2008 rund 50 Millionen Arbeitsplätze weltweit verloren. Die Arbeitslosenquote werde 2012 auf 6,1 Prozent steigen. Das seien 202 Millionen Menschen - drei Prozent oder sechs Millionen Menschen mehr als die vorläufige Zahl für 2011, die bei 196 Millionen Menschen liegt. Im Jahr 2013 würden voraussichtlich noch einmal fünf Millionen Menschen hinzukommen, was eine Quote von 6,2 Prozent bedeute. In den Industrieländern und dort vor allem in Europa werde die Beschäftigung nicht vor Ende 2016 wieder das Vor-Krisen-Niveau von 2008 erreichen.

Wirtschaftskrise produziert Arbeitslose

Junge Erwachsene besonders betroffen

40 Prozent der Arbeitslosen in den entwickelten Ländern im Alter zwischen 25 und 49 Jahren hätten bereits seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr, erklärte die ILO. Vor allem unter den jungen Erwachsenen habe sich die Zahl der Arbeitslosen stark erhöht, was zu einem steigenden Risiko sozialer Unruhen etwa in Afrika und dem Nahen Osten führe.

Aber auch in den USA und Japan stagniere die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Eine steigende Zahl von zunehmend besser ausgebildeten Arbeitskräften sei in Ländern wie China auf der Suche nach guten Jobs, während in der Arabischen Welt und Afrika weiterhin ein akuter Stellenmangel herrsche.

Drohende Rezession in Europa

"Der schmale Fokus vieler Staaten der Eurozone auf Sparprogramme vertieft die Jobkrise und könnte sogar zu einer neuen Rezession in Europa führen", warnte Torres. Lobend äußerte er sich dagegen über Lateinamerika, wo die Arbeitslosigkeit zurückgegangen sei und sich mancherorts auch die Arbeitsbedingungen verbessert hätten. In der Region sei die Gefahr sozialer Unruhen auf einem durchschnittlichen Niveau angekommen, während sie weltweit zugenommen habe.

Deutschland indes gehört der Organisation zufolge ebenso wie Österreich zu den wenigen Ländern, die seit 2007 steigende Beschäftigungsraten haben.

as/pg (afp, rtr, epd)