Idlib - eine humanitäre Katastrophe
Die syrische Armee bombardiert mit Unterstützung Russlands die Region Idlib. Die Türkei steht auf Seiten der Gegner Assads. Die Gewalt hat inzwischen ein solches Ausmaß angenommen, dass die UN vor einem Blutbad warnen.
Auf der Flucht
Die Staus auf den Straßen in der Region Idlib Richtung Norden zur türkischen Grenze sind lang. Denn von Süd und Ost rücken Soldaten des Assad-Regimes vor, mit Hilfe der Verbündeten Russland und Iran. Die Türkei unterstützt einige Rebellengruppen und ist auch selbst mit Soldaten in der Region präsent. Die Menschen wollen sich in Sicherheit bringen.
Ziel: Sicherheit
Fast eine Million Menschen wurde seit Dezember vertrieben. Laut UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock habe sich in den vergangenen zwei Wochen "der Horror vervielfacht". Die heranrückenden Frontlinien hätten innerhalb weniger Tage große Bevölkerungsbewegungen ausgelöst. Assad will die Zivilbevölkerung aus der Provinz Idlib vertreiben. So soll die letzte Rebellenhochburg eingenommen werden.
Orte menschenleer gebombt
Besonders die Gegenden um die Stadt Maarat al-Numan sind von den Angriffen betroffen. Die Stadt wurde nahezu menschenleer gebombt. Dort verläuft die wichtige Überlandstraße M5 - die sich von Damaskus über Aleppo bis zur türkischen Grenze zieht. Die meisten Menschen versuchen, es an die türkische Grenze zu schaffen. Die ist aber abgeriegelt.
Warten an der Grenze
Bei den Bombardements seien alleine in der ersten Hälfte des Februars etwa 100 Zivilisten gestorben - darunter 35 Kinder, so UN-Nothilfekoordinator Lowcock. Der Respekt für das Leben von Unbeteiligten werde "eklatant missachtet". Diese Familie ist schon vor Monaten an die türkische Grenze geflohen und wohnt im Flüchtlingslager Kafrs Lusin. Sie hofft, dass die Türkei die Grenzen irgendwann öffnet.
500.000 Kinder in Not
Unter der fast eine Million Geflohenen sollen vor allem Frauen und schätzungsweise 500.000 Kinder sein. Wer an der türkischen Grenze keine Baracke findet, wohnt in einem Zelt. Die oft eilig aufgebauten Lager sind überfüllt, Menschen müssen bei teils Minusgraden in Hauseingängen und auf Kartons schlafen.
Wenig Essen und Medikamente
Wer ein Zelt hat, teilt es sich meist mit einem Dutzend Familienangehöriger. In vielen Camps gehen die Medikamente aus, auch die Grundversorgung an Nahrung und Kleidung wird knapp. Ärzte, die vor Ort tätig sind, berichten, dass viele Kinder an Unterernährung leiden - manchmal sogar sterben. Auch die Kälte setzt den Geflohenen zu - und es sind bereits einige Menschen erfroren.
Eine Schule als Schutzort
Zur Schule können die Kinder in der Region teilweise nicht mehr gehen. Gebäude wurden daher umfunktioniert: Aus einer Schule wurde eine Flüchtlingsunterkunft. Denn selbst die Lager werden manchmal zum Ziel der Bombardements.
Sie wollen Sicherheit
Der illegale Weg über die Grenze in die Türkei ist teuer - das kann sich kaum einer leisten. Bis zu 2000 US-Dollar verlangen Schmuggler dafür. Und der Grenzübertritt ist lebensgefährlich: Türkische Grenzsoldaten sollen mit Wärmebildkameras Ausschau nach Menschen halten. Manchmal sollen sie auch auf Flüchtlinge schießen, die versuchen über die Mauer zu gelangen.
In Würde leben
In Idlib spiele sich die größte humanitäre Katastrophe des 21. Jahrhunderts ab, sagen die Vereinten Nationen. Ob es eine Waffenruhe geben wird, wissen die Menschen nicht. Ihnen ist egal, wer den Krieg beendet. Sie wollen ein Leben in Würde und Sicherheit - auch für die Kinder. Ein für den 5. März geplanter Vierer-Gipfel zwischen der Türkei, Russland, Frankreich und Deutschland steht auf der Kippe.