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Katastrophe

Hunderttausende in Florida ohne Strom

8. Oktober 2016

Der Hurrikan "Matthew" hat die Südostküste der USA erreicht. Sein Zentrum blieb bisher zwar über dem Meer, der Sturm hinterlässt aber trotzdem Zerstörung. In Florida gibt es die ersten Toten.

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USA Hurrikan Matthew in Florida
Bild: picture-alliance/AP-Photo/J. Langston

Auf Land traf der Wirbelsturm bislang nicht, die Auswirkungen sind dennoch zu spüren, auch wenn die schlimmsten Befürchtungen ausblieben. An der Ostküste des US-Bundesstaats Florida kam es zu Überschwemmungen; Bäume stürzten um. Rund 800.000 Haushalte und Geschäfte waren zeitweise ohne Strom. Das Büro von Rick Scott, Gouverneur von Florida, sprach sogar von einer Million Betroffenen.

Besonders heftig traf es die Städte St. Augustine und Jacksonville. Die NASA meldete beschädigte Dächer und Stromausfälle am Weltraumbahnhof von Cape Canaveral. Die US-Küstenwache teilte mit, dass sie die Handelshäfen an der Westküste Floridas wieder geöffnet habe.

Nur noch Stufe zwei

Auf einer Skala mit fünf Kategorien stufte das nationale Hurrikan-Zentrum in Miami "Matthew" inzwischen auf einen sehr starken Sturm der Kategorie zwei herab. Die Windgeschwindigkeit liegt inzwischen bei 175 Kilometern pro Stunde. Das Zentrum warnte dennoch davor, die Situation zu unterschätzen. Es könne Sturzfluten geben, sagte Direktor Rick Knabb. Der US-Wetterdienst warnte, die Verwüstungen des Sturms könnten einige Gegenden Zentral-Floridas "für Wochen oder Monate unbewohnbar" machen.

In Daytona Beach, Florida, hat der Hurrikan das Dach einer Tankstelle abgedeckt (Foto: DPA)
In Daytona Beach, Florida, hat der Hurrikan das Dach einer Tankstelle abgedecktBild: picture-alliance/dpa/W.J. Allen Jr

Drei Tote in Florida

Inzwischen gibt es in Florida erste Todesfälle. Nach Angaben von Jim Dinneen, Verwaltungschef des Volusia County, stürzte ein Baum auf eine Frau, als sie in einer Windpause ihr Haus verließ, um Tiere zu füttern. Sie starb im Krankenhaus. Eine weitere Frau wurde ebenfalls von einem Baum erschlagen. Zwei weitere Menschen starben, die wegen medizinischer Notfälle ärztliche Hilfe brauchten, aber nicht mehr rechtzeitig von Rettungskräften erreicht werden konnten. 

Floridas Gouverneur Rick Scott warnte: "Geht auf keinen Fall nach draußen, während der Sturm noch tobt." Allein in Florida waren 1,5 Millionen Menschen aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Die Straßen und Highways seien aber frei, sagte Scott. Mehr als 22.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften.

Auf dem Weg nach Georgia und South Carolina

Nun bangen die Menschen in den weiter nördlich gelegenen Bundesstaaten Georgia und South Carolina: Dort könnte der Hurrikan auf Land treffen oder der Küste zumindest gefährlich nahe kommen. Gegen Mitternacht (Ortszeit) befand sich das Sturmzentrum vor der Küste Georgias, wie das US-Hurrikan-Center NHC bekanntgab. Meteorologen schlossen einen Landfall am Samstagmorgen (Ortszeit) nicht aus - dann möglicherweise in der Nähe der Stadt Charleston in South Carolina. Dort und in Floridas Nachbar-Bundesstaat Georgia waren mehrere hunderttausend Menschen aufgerufen worden, sich in Sicherheit zu bringen. Der US-Wetterdienst warnte, dass die extremen Winde bei einem Landfall katastrophale Schäden verursachen könnten und eine immense Lebensbedrohung darstellten. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, sagte, dass die Lage in dem Bundesstaat schlimmer werden könnte, als zunächst angenommen worden war. Sie rief die Menschen erneut dazu auf, den Evakuierungsmaßnahmen zu folgen. 

Experten erwarten, dass sich der Sturm in den nächsten 48 Stunden weiter abschwächen wird. Dennoch werde "Matthew" ein Hurrikan bleiben, bis er sich am Sonntag von der US-Küste wegbewegen wird.

Eine Frau kocht im Freien vor einem zerstörten Gebäude (Foto: Reuters)
In einer zum Teil zerstörten Schule haben diese Haitianer vorerst Zuflucht gefundenBild: Reuters/C.G. Rawlins

Haiti: Mehr als 870 Tote

In Haiti ist die Zahl der Todesopfer durch den Hurrikan "Matthew" auf mehr als 870 gestiegen. Am Freitag liefen Meldungen über immer mehr Tote aus entlegenen Gegenden ein, die durch den Wirbelsturm von der Außenwelt abgeschnitten waren. Laut dem UN-Büro für humanitäre Hilfe (Ocha) ist die Hälfte der elf Millionen Einwohner in dem Karibikstaat von dem Wirbelsturm betroffen. In der Hauptstadt des südlichen Departements Grand'Anse, Jeremie, seien 80 Prozent aller Gebäude zerstört, meldete die Hilfsorganisation Care. Sieben Menschen sollen inzwischen auch an Cholera gestorben sein.

Zusätzlich leidet das Land noch immer unter den Folgen des schweren Erdbebens vor sechs Jahren mit über 200.000 Toten. Angesichts der Not bat die Regierung von Haiti um internationale Unterstützung. Deutschland stellte 600.000 Euro Soforthilfe bereit. Die USA entsenden ein Marineschiff mit Rettungs- und Wiederaufbauspezialisten.

Hilfe für Haiti - Sabine Wilke von CARE im Gespräch

ust/se (dpa, afp, rtr, ap)