Holocaust-Überlebende im Porträt
Der "Kanzlerfotograf" Konrad Rufus Müller hat für eine Porträtserie 25 Holocaust-Überlebende fotografiert. Wir erzählen die Geschichten der Menschen hinter den Bildern.
Rachel Oschitzki
Rachel Oschitzki überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau und einen Todesmarsch. 1947 war sie an an Bord des berühmten Flüchtlingsschiffes "Exodus" in Richtung Palästina, das von den britischen Mandatsträgern aufgehalten wurde. Nach der Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 war sie eine der Ersten, die in den neu gegründeten Staat auswandern durften. Sie kehrte 1956 nach Deutschland zurück.
Arik Brauer
Als Jugendlicher erlebte Arik Brauer den sogenannten "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich. Sein Vater wurde in einem Konzentrationslager ermordet. Arik jedoch entkam einem Transport, und versteckte sich in den Wochen vor der Befreiung durch die sowjetische Rote Armee in einem Schrebergarten. Später wurde er zu einem der Hauptvertreter der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus".
Manfred Rosenbaum
Aus dem vermeintlich sicheren Versteck in den Niederlanden wurde Rosenbaum als 17-Jähriger ins Durchgangslager Westerbork eingewiesen. Er überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, wohin gegen Kriegsende viele KZ-Häftlinge gebracht wurden. "Es gab keine Schlafgelegenheiten mehr, es war eine Typhus-Epidemie, es gab nichts zu essen. Die Menschen sind gestorben wie die Fliegen."
Manfred Rosenbaums Eltern
Seine Stiefmutter wurde vergast, sein Vater starb an den Folgen des Todesmarsches. Manfred Rosenbaum selbst überlebte und wanderte 1946 nach Palästina aus. "Ich habe allen Grund, die Deutschen zu hassen. Man spricht von Wiedergutmachung, Deutschland zahlt Milliarden. Aber für so eine Todesindustrie gibt es keine Wiedergutmachung."
Malwina Braun
1928 im polnischen Krakau geboren, lebte Malwina Braun zwei Jahre mit ihrer Familie im Ghetto, bevor sie in das Konzentrationslager Auschwitz und später ins KZ Plaszow gebracht wurde. In einer Uniformfabrik in Plaszow begegnete sie Oskar Schindler. "Er war ein sehr, sehr netter Mann. Er hat aus dem Lager 1.200 Leute rausgeholt, die für ihn gearbeitet haben und die er beschützt hat."
Eva Umlauf
Eva Umlauf wurde 1942 im Arbeitslager Novaky in der heutigen Slowakei geboren. Der damals noch nicht mal Zweijährigen wurden im KZ Auschwitz die Nummer A-26959 in den Unterarm tätowiert, woraufhin sie in den Armen ihrer Mutter blau anlief und ohnmächtig wurde.
Eva Umlauf und ihre Mutter
Dieses Bild aus der Zeit um 1943/44 zeigt Eva Umlauf als Kind mit ihrer Mutter. Das Bild entstand im Arbeitslager, wo es eine Fotowerkstatt gab. Dort wurden Szenen aus dem Lagerleben dokumentiert, um der Öffentlichkeit ein positives Bild zu vermitteln, auch wenn sich die Insassen in Todesgefahr befanden.
Rudolf Gelbard
"Unglaublich, was der Mensch ertragen kann und an was er sich gewöhnt", sagt Gelbard über die schrecklichen Erfahrungen im KZ Theresienstadt. Dort musste er Pappurnen mit der Asche von Ermordeten aufreißen, um sie - und damit den Beweis für die Gräueltaten der Nazis - in einem Fluss verschwinden zu lassen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2018 war er ein engagierter Kämpfer gegen den Faschismus.