1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kriminalität

Hohe Haftstrafen im Missbrauchsskandal

11. September 2020

Zwei Täter aus dem bundesweiten Missbrauchsnetzwerk von Bergisch Gladbach sind wegen sexuellen Kindesmissbrauchs und der Verbreitung von Kinderpornografie verurteilt worden. Sie müssen mehr als 13 Jahre hinter Gitter.

https://p.dw.com/p/3iLy2
Fortsetzung Prozess "Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach"
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Im bislang längsten Prozess um das in Bergisch Gladbach entdeckte und deutschlandweit verzweigte Netz von Pädokriminellen hat das Landgericht Mönchengladbach zwei Männer verurteilt. Nach mehr als viermonatiger Verhandlungsdauer verhängte die Strafkammer gegen die Angeklagten Freiheitsstrafen von dreizehneinhalb und vierzehneinhalb Jahren. Das Gericht blieb damit nur knapp unter Höchststrafe für solche Delikte, die 15 Jahre beträgt.

Die beiden 39-Jährigen aus Krefeld und Viersen in Nordrhein-Westfalen wurden wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs sowie Besitzes und Verbreitung kinderpornografischer Schriften schuldig gesprochen, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Die Angeklagten sollen die Taten teils gemeinschaftlich begangen haben. Bei den Opfern soll es sich um die Tochter eines der Angeklagten und die Nichte des Mitangeklagten gehandelt haben.

Fortsetzung Prozess "Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach"
Einer der Angeklagten wird von Justizbeamten mit dem Rollstuhl in den Gerichtssaal gefahrenBild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Der Krefelder hatte in dem Verfahren gestanden, zunächst seine heute elfjährige Tochter und gemeinsam mit dem Viersener ab 2017 auch dessen mittlerweile zwölfjährige Nichte regelmäßig schwer sexuell missbraucht zu haben. Der Mann aus Viersen dagegen hatte zwar eingestanden, seit 2015 seine Nichte missbraucht zu haben. Zum Vorwurf des gemeinschaftlichen Missbrauchs schwieg er.

Mütter wussten offenbar von nichts

Die beiden Männer hatten ihre Taten aufgezeichnet und fotografiert. In beiden Fällen ahnten die Mütter nichts vom Martyrium ihrer Töchter. Der Krefelder lebte getrennt von der Kindsmutter und missbrauchte das Mädchen, wenn es zu Besuch kam. Dem Viersener hatte die Schwester die kleine Tochter regelmäßig anvertraut. Die Verteidiger, die deutlich geringere Strafen gefordert hatten, kündigten an, das Urteil anfechten zu wollen. 

Die seit dem 29. April in Mönchengladbach verhandelten Missbrauchstaten waren seinerzeit die ersten aus dem Komplex, die ein Gericht beschäftigten. Kurz darauf begann ein zweiter Prozess vor dem Landgericht Kleve. Im Mai war dort ein erster Täter - ein 27 Jahre alter Soldat - zu zehn Jahren Haft verurteilt und auf unbestimmte Zeit in der Psychiatrie untergebracht worden.

Weitere Prozesse und Anklagen sind noch anhängig. Vor dem Kölner Landgericht soll bereits in der kommenden Woche das nächste Verfahren beginnen.

Bundesweiter Tauschring für Kinderpornos

Die Beschuldigten in dem Netzwerk von Pädokriminellenen haben Kinder missbraucht beziehungsweise untereinander kinderpornografisches Material getauscht. Der Missbrauchskomplex war im Oktober 2019 mit der ersten Durchsuchung bei einem der Hauptverdächtigen in Bergisch Gladbach nahe Köln ins Rollen gekommen. Nach Angaben der Ermittler sind inzwischen bundesweit mehr als 200 Tatverdächtige namentlich identifiziert.

qu/rb (dpa, afp)