Hochwasser erreicht Brandenburg
10. August 2010
Die Hochwasserwelle der Neiße rollt weiter gen Norden. Mehrere Dörfer nördlich von Görlitz wurden am Montag (09.08.2010) überflutet. In Bad Muskau stehen Teile des Unesco-Welterbes Fürst-Pückler-Park bereits unter Wasser, so etwa die Hälfte des Schlossparks. Das Neue Schloss und die Orangerie sind von Wasser umgeben.
Vorkehrungen getroffen
Die Mitarbeiter der Parkstiftung hätten das Gelände verlassen müssen, da die Lage zu gefährlich geworden sei, berichtete Sprecherin Cornelia Wenzel der Nachrichtenagentur dpa. Seit Samstag hatten sie Gebäude mit Sandsäcken geschützt und wertvolle Gegenstände in Sicherheit gebracht.
Da auch technisches Gerät weggebracht worden war, rechne die Stadt vor allem mit Wasserschäden, sagte Bürgermeister Andreas Bänder. Direkt am Fluss befindliche Teile des Areals sind zudem natürlicher Flutungsraum. Die Behörden gehen davon aus, dass das derzeitige Wasserniveau über zwölf Stunden so bleibt.
Inzwischen ist auch Brandenburg vom Hochwasser der Neiße und der Spree betroffen. Die Behörden riefen für das Gebiet rund um Cottbus sowie für den Landkreis Spree-Neiße Katastrophenalarm aus. Mehrere kleine Ortschaften mussten geräumt werden. Auf Evakuierungsmaßnahmen bereitet sich auch die Stadt Guben vor, wo das Hochwasser ein Krankenhaus bedroht. Am frühen Dienstagmorgen (10.08.2010) deutete sich allerdings eine erste Entspannung an. So sei der Pegelstand der Neiße bei Klein Bademeusel binnen vier Stunden um 24 Zentimeter gesunken, teilte die Katastrophenschutzbehörde des Landkreises Spree-Neiße mit.
Regierungschef weist Vorwürfe zurück
In Sachsen konnte der Katastrophenalarm inzwischen in etlichen Orten des Landkreises Görlitz wieder aufgehoben werden. Dies gelte für die Städte Görlitz, Ostritz, Zittau sowie die Gemeinde Großschönau und Olbersdorf, teilte der Katastrophenschutzstab mit. Die Grenzübergänge über die Neiße zu Polen und Tschechien bleiben aber dicht.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte der "Sächsischen Zeitung" (Dienstagausgabe), er erwarte ein Sonderprogramm des Bundes für die Hochwasseropfer. Darüber sei er bereits mit der Bundesregierung im Gespräch. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) habe deutlich gemacht, dass es sich um eine gemeinsame Aufgabe handele. Tillich wies auch Vorwürfe zurück, der Freistaat bleibe zu passiv und tue zu wenig für den Hochwasserschutz. Sachsen habe nach der Flutkatastrophe 2002 rund zwei Milliarden Euro in Schutzmaßnahmen investiert habe. Deiche seien saniert, verlegt und neu gebaut worden.
Tote nach Überflutung
Im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien sind bei den Überschwemmungen mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. In Polen war die 18.000-Einwohner-Stadt Bogatynia besonders schwer betroffen. Nur dank einer Luftbrücke können die Bewohner ausharren. In Tschechien mussten ebenfalls tausende Menschen in Notquartieren übernachten. Etliche mussten mit Hubschraubern von den Dächern ihrer Häuser in Sicherheit gebracht werden. Die Luftretter kamen unter anderem aus Deutschland.
Autor: Marko Langer (dpa, ap, afp)
Redaktion: Gerhard M Friese