Hat Steinmeier die Wahl schon verloren?

Seit fast 12 Jahren erhebt Infratest-Dimap im Auftrag der ARD die Zahlen für den sogenannten Deutschland-Trend. In diesem Monat zeichnet sich dabei für die SPD ein vernichtendes Bild ab: Wären an diesem Wochenende Bundestagswahlen, machten nur noch 22 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei der SPD. So schlecht haben die Sozialdemokraten noch nie abgeschnitten.

Goldene Zeiten für Schwarz und Gelb

Die sogenannte "Sonntagsfrage" ergibt im August eine klare Mehrheit für eine schwarz-gelbe Regierung. Dabei wurde gefragt: "Wen würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?" Das Ergebnis ist eindeutig. Zwar hat die FDP einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vormonat verloren und kommt auf 15 Prozent, die CDU jedoch legte zu, und zwar um zwei Punkte auf 37 Prozent. Das ergäbe eine Mehrheit für eine Koalition von CDU/CSU und FDP von 52 Prozent. Die Große Koalition wäre damit abgelöst, die Sozialdemokraten müssten wieder auf den harten Oppositionsbänken Platz nehmen.

Die SPD verliert in der aktuellen Umfrage einen Prozentpunkt und kommt derzeit auf 22 Prozent, die Grünen erreichen 12 Prozent und die Linke 9 Prozent. Die sonstigen Parteien kämen nicht in die Nähe der 5-Prozent-Hürde, die sie überwinden müssten, um in den nächsten Bundestag einziehen zu können.

Droht der SPD ein Debakel?

Besonders bitter sieht das Umfrageergebnis nur sechs Wochen vor der Wahl für den Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus. Frank Walter Steinmeier, der gerade in die Offensive gegangen ist, ein Kompetenzteam vorgestellt und einen ehrgeizigen "Deutschlandplan" entworfen hat, fällt in der Wählergunst immer weiter zurück. Gäbe es eine Direktwahl des Bundeskanzlers, er hätte gegen Amtsinhaberin Angela Merkel keine Chance. 62 Prozent würden sie wählen, nur 23 Prozent sich für den Herausforderer entscheiden.

Auch bei der Zustimmung für seine Arbeit liegt Steinmeier hinter Angela Merkel. Der Kanzlerin bescheinigen 72 Prozent der Wähler, mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein, beim Außenminister sind es nur 57 Prozent. Das bedeutet den dritten Platz in dieser Wertung, den er sich mit der Familienministerin Ursula von der Leyen teilen muss. Mit 67 Prozent Zustimmung kommt übrigens Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf Platz 2.

Die Union muss noch die eigenen Wähler überzeugen

So kurz vor der Wahl ergeben diese Zahlen ein eindeutiges Bild: Der Wähler scheint keinen Wechsel im Bundeskanzleramt zu wünschen, aber eine andere Koalition zu bevorzugen: Statt der Regierungsbeteiligung der SPD in einer großen Koalition läuft es nun auf eine schwarz-gelbe Regierung hinaus.

Auf diesem Weg scheint sich die CDU nur noch selbst aufhalten zu können. Die Wähler wurden bei dieser Umfrage nämlich auch mit der Aussage konfrontiert: "Bei der Union weiß man nicht genau, was sie nach der Wahl vorhat." Dieser Aussage stimmen 64 Prozent der Wähler zu. Bemerkenswert ist dabei, dass auch fast jeder zweite Unionsanhänger, nämlich 47 Prozent Prozent, dem zustimmt.

Autor: Dirk Kaufmann
Redaktion: Manfred Götzke